Krefeld J&A Plastics: Ermittlung eingestellt

Krefeld · Die Krefelder Staatsanwaltschaft ermittelt nicht mehr gegen die insolvente Firma J & A Plastics. Die Stadtverwaltung hatte der Firma 2008 irrtümlich 800 000 Euro überwiesen – das Geld ist wohl für immer weg.

Hier entschuldigt sich Krefelds Oberbürgermeister für die Fehlbuchung
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Die Krefelder Staatsanwaltschaft ermittelt nicht mehr gegen die insolvente Firma J & A Plastics. Die Stadtverwaltung hatte der Firma 2008 irrtümlich 800 000 Euro überwiesen — das Geld ist wohl für immer weg.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die inzwischen insolvente Krefelder Firma J & A Plastics die Fehlbuchung von rund 800 000 Euro "nur versehentlich" angenommen hat. "Wir haben die Ermittlungen in dem Fall gegen die Firma eingestellt", sagte Karl-Heinz Schreiber, Sprecher der Staatsanwaltschaft Krefeld, auf Anfrage unserer Zeitung.

Es gebe "keine Hinweise auf strafrechtliche Relevanz". Der Krefelder Finanzskandal könnte also ohne dienstrechtliche oder juristische Konsequenzen enden. Es sinken auch die Chancen der Stadt, einen Teil der 800 000 Euro zurückzuerhalten.

Die Fehlbuchung sorgte im vergangenen Jahr über Krefeld hinaus für großen Wirbel. Durch einen internen Buchungsfehler hat die Stadtverwaltung im Jahr 2008 dem Krefelder Unternehmen J & A Plastics irrtümlich statt 14 965 Euro die Summe von 796 039 Euro Steuern zurückerstattet.

Zwei Wochen nach der Fehlbuchung vom 7. Juli 2008 meldete das Unternehmen Insolvenz an. Mit dem Geld bezahlte die damalige Geschäftsführung angeblich offene Rechnungen — Abgaben an Krankenkassen und verschiedene Gläubiger.

"Unberechtigt bereichert"

In Krefeld wurde in den vergangenen Monaten fast ausschließlich die politische Dimension des Falles diskutiert. Die Rolle der irrtümlich begünstigten Firma J & A Plastics blieb offen. Juristisch ist der Fall spannend: Eigentlich gilt die Firma als "unberechtigt bereichert" und hätte dies melden müssen. Jeder Girokontobesitzer hat die Pflicht, regelmäßig die Kontoauszüge zu prüfen.

Bei genauer Prüfung hätte also die große Fehlbuchung eigentlich auffallen müssen. Im Falle von J & A Plastics blieb aber nicht viel Zeit, denn Teile des Unternehmens waren sechs Tage vor Insolvenz schon an das Nachfolgeunternehmen "Almaak" verkauft. Zwei Wochen nach der Fehlbuchung wurde das Insolvenzverfahren gegen J & A Plastics eröffnet. Alles nur Zufall, wie die Staatsanwaltschaft glaubt?

J & A Plastics ist aus der Firma Janßen und Angenendt GmbH hervorgegangen, vor 30 Jahren von zwei ehemaligen Bayer-Mitarbeitern gegründet. Später stieg der Sohn eines Gründers ein. Das Unternehmen wähnte sich auf Wachstumskurs, agierte international. 2006 lag der Umsatz bei 35 Millionen Euro. 2007 kaufte J & A Plastics die Solvadis-Group aus Solingen.

Fünf Millionen Euro sollten am Standort Krefeld investiert werden. Die Wende kam am 1. Juli 2008: J & A Plastics wurde für eine Summe "im mittleren siebenstelligen Bereich" an Almaak verkauft. Unter diesem neuen Namen übernahmen ein Unternehmensberater und Prokurist die Firma, die beide vorher schon für J & A Plastics tätig waren.

Zwei, die helfen könnten, mehr Licht ins Dunkel zu bringen, meldeten sich gestern nicht: Unsere Zeitung fragte bei den Almaak-Geschäftsführern und J & A-Insolvenzverwalter Eberhard Stock aus Krefeld an, — beide meldeten sich trotz telefonischer Anfrage nicht.

(RP)
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