800 Jahre Kaarst Die Wunderheilung zu Budica - im heutigen Büttgen

Kaarst · Die erste sicher datierte Urkunde mit dem Namen Büttgen stammt aus dem Jahr 1027. Die frühesten Belege für einen Ort namens Budica stehen mit dem heiligen Liudger in Zusammenhang.

 Die Jan-van-Werth-Straße, früher auch die "Krols Höt" genannt, in den 60er Jahren. Die Straße wurde begradigt, und die freien Flächen sind heute bebaut.

Die Jan-van-Werth-Straße, früher auch die "Krols Höt" genannt, in den 60er Jahren. Die Straße wurde begradigt, und die freien Flächen sind heute bebaut.

Foto: Stadt Kaarst

Eine Frau hat schlimme Schmerzen und kann ihre Hand nicht mehr bewegen. Aber weit und breit gibt es kein Krankenhaus und keinen Arzt. So war die Situation für eine Frau aus Budica zwischen 810 und 840, das genaue Jahr ist unbekannt. Weil sie eine gläubige Christin war, ist sie zum Grab des heiligen Liudgers gegangen. Und das hat geholfen: Sie wurde geheilt. Die Geschichte ist später aufgeschrieben worden und gehört zu den ältesten Hinweisen auf Büttgen.

 Diese Aufnahme von der Bahnstraße entstand 1919. Auf der rechten Seite liegt verdeckt der Pampushof, dahinter die St. Aldegundis Pfarrkirche.

Diese Aufnahme von der Bahnstraße entstand 1919. Auf der rechten Seite liegt verdeckt der Pampushof, dahinter die St. Aldegundis Pfarrkirche.

Foto: Stadt Kaarst

Seit etwa 60 Jahren gehört auch das Datum 793 zur Ortsgeschichte von Büttgen dazu. In diesem Jahr, so berichtete der Heimatforscher Jakob Bremer in seinem 1959 erschienenen Buch über die Herrschaft Dyck, soll sich Liudger (um 742 bis 809), der spätere Bischof von Münster und Gründer der Abtei Werden, in den Wäldern um Büttgen aufgehalten haben. Wilhelm Plog, von 1938 bis 1952 Pfarrer von St. Aldegundis, setzte diesen Besuch Liudgers sogar auf das Jahr 780 fest. Einen konkreten Beweis für diese Daten gibt es aber nicht. Vermutlich sind verschiedene Quellen zusammengeflossen.

Erstens: Liudger wollte ein Kloster gründen und suchte auch im Gebiet an der Erft nach einem Bauplatz. Er entschied sich dann jedoch dafür, das Kloster an der Ruhr, im heutigen Essen-Werden, zu errichten. Die Gründung dort erfolgte um 800. Ob er zuvor tatsächlich linksrheinisch persönlich an der Erft war, ist unklar.

Zweitens: Liudger wurde bei seinem Plan, ein neues Kloster einzurichten, von vielen Menschen unterstützt und bekam immer wieder Land geschenkt. Zwischen 793 und 796 erhielt er mehrere Grundstücke in der Nähe der Siedlungen Holtheim, Hrodbertingahove und Weldi. Diese Ortsnamen erscheinen in den Schenkungsurkunden und lassen sich als Holzheim, Rüblinghoven und Wehl identifizieren. In der Nähe von Büttgen gab es damals also bereits mehrere Siedlungsplätze. Büttgen wird hier jedoch noch nicht erwähnt.

Drittens: Um 840 verfasste Altfried, der dritte Bischof von Münster, eine Beschreibung über das Leben von Liudger und über dessen - vor und nach dem Tod - zugeschriebenen Wunder. In diesem Buch, das in verschiedenen handgeschriebenen Varianten überliefert ist, wird auch von der Wunderheilung der Frau aus "Budica" berichtet - und dies ist die erste schriftliche Erwähnung des Ortsnamens. Das Jahr 793 als tatsächliches Ersterwähnungsdatum ist nicht genau belegbar. Aber dennoch hat es vor 1225 Jahren sehr wahrscheinlich bereits eine Siedlung, vielleicht auch nur einen Hof, mit dem Namen Budica gegeben. Aus diesem Budica hat sich das heutige Büttgen entwickelt.

Pfarrer Plog glaubte, noch einen weiteren frühen Beleg für Büttgen gefunden zu haben, als er in einer Urkunde von 962 auf den Ort Budichim stieß. Spätere Forscher wiesen allerdings nach, dass es sich hierbei nicht um Büttgen, sondern vielmehr um Butzheim bei Rommerskirchen handelte. Die erste sicher datierte Urkunde mit dem Ortsnamen Büttgen stammt aus dem Jahr 1027.

Die frühesten Belege für einen Ort namens Budica stehen immer wieder in Zusammenhang mit dem heiligen Liudger, einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der Zeit um 800. Er wurde um 742 bei Utrecht geboren. Seine Eltern entstammten einem friesischen Adelsgeschlecht und waren, anders als viele Friesen zu dieser Zeit, Christen. Liudger wurde Geistlicher und erhielt eine hervorragende Ausbildung in Utrecht und im englischen York. Etwa von 775 an war er im Auftrag Karls des Großen als Missionar im Gebiet der Friesen und der Sachsen unterwegs. 793 gründete Liudger in Münster ein Kloster und wurde 805 Bischof des neuen Bistums. Um 800 errichtete er ein weiteres Kloster in Essen-Werden. Dort wurde er nach seinem Tod am 26. März 809 auch begraben.

(RP)
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