Akrobatik auf dem Pferderücken

Reportage Luisa Wolters legt beim Reit- und Fahrverein Hilden ihr Voltigierabzeichen ab. Die einzelnen Elemente der Prüfung hat sie intensiv geübt. Dennoch ist die Elfjährige aufgeregt, als sie die Aufgabe vor den Richtern absolviert.

Leichtfüßig läuft Luisa Wolters an, springt ab, zieht sich mit beiden Armen am Gurt hoch und landet mit gespreizten Beinen auf dem Pferderücken. Gleichmäßig galoppiert die braune Holsteiner Stute unter ihr weiter, während Luisa sich oben hinhockt und den rechten Fuß und den linken Arm zur Fahne ausstreckt. "Schön spannen", mahnt Barbara Schulz.

Die Voltigiertrainerin des Reit- und Fahrvereins Hilden steht in der Mitte und lässt das Pferd an der Longe um sich herum galoppieren. Ihr Blick ist auf Luisa gerichtet. Die Elfjährige soll heute ihr Abzeichen der Klasse vier ablegen. Die Pflichtübungen, die sie den Richtern zeigen soll, hat sie in den vergangenen Wochen intensiv geübt. "Grundsitz, Fahne, Stütz und Abgang nach außen in der ersten Runde und Knien, Seitsitz rechts, Seitsitz links und Abgang nach innen in der zweiten. Die kann ich eigentlich alle." Dennoch ist sie aufgeregt. "Es kribbelt im Bauch."

Ungeduldig tritt Luisa in ihrem hautengen schwarzen Trikot mit dem rosa Glitzerstreifen von einem Bein auf das andere. Zum Warmmachen darf sie sich kurz auf Colleen einturnen. Anlauf und Aufgang sind eine geschmeidige Bewegung. "Super! Das war ein Aufgang", lobt Barbara Schulz und Luisa stahlt. Ihr blonder Zopf schaukelt im Dreitakt, doch ihr Körper ist von den Zehen bis zu den Fingerspitzen gespannt, als das Mädchen sich auf dem Pferderücken hinkniet und die Arme zur Seite ausbreitet. "Sehr gut", sagt die Trainerin. Luisa greift wieder mit den Händen an den Gurt, drückt ihren schmalen Körper mit Schwung nach oben, schließt die Füße in der Luft, lässt los und kommt weich im Hallensand auf.

Barbara Schulz nickt zufrieden. Sie weiß, dass die Richter in der Prüfung auf die korrekte Technik achten. "Die Voltigierer müssen jede Übung vier Galoppsprünge lang aushalten. Es ist wichtig, dass sie gemeinsam mit dem Pferd in der Balance sind und eine körperliche Grundspannung zeigen." Die einzelnen Pflichtelemente sind vorgeschrieben. Auf der Notenskala von eins bis zehn müssen die Prüflinge bei jeder Übung mindestens eine 5,0 bekommen, um zu bestehen.

"Also, denkt daran: schön aufrecht sitzen, Po anspannen, Bauch anspannen und lächeln", motiviert Barbara Schulz ihre Schützlinge vor dem Start. Mit einem leisen Schnalzen und einem aufmunternden Pfeifen der Peitsche in der Luft, lässt sie Colleen angaloppieren. Die acht Jahre alte Stute ist das Trainings- und Turnierpferd der Turnerinnen. Zwei- und Vierbeiner sind ein eingespieltes Team. "Das gibt Sicherheit. Vor allem für die Jüngeren ist das sehr wichtig", betont Barbara Schulz. Sie weiß, dass sie sich auf das Pferd verlassen kann. Gelassen galoppiert Colleen Runde um Runde im gleichmäßigen Tempo im Kreis. Aus dem CD-Spieler dudelt rhythmische Musik.

Luisa ist als Erste dran. Die Elfjährige läuft an, springt ab und landet auf dem Pferderücken. Konzentriert streckt sie ihren Körper im Grundsitz. Geschmeidig sitzt sie vier Galoppsprünge am Gurt, die Arme zur Seite gestreckt. Dann umschließt sie mit ihren Händen die stabilen Griffe und drückt sich hoch in den Stütz. Ihre Füße liegen gestreckt auf der Kruppe des Pferdes. Nach vier Galoppsprüngen grätscht Luisa die Beine, sitzt geschmeidig mit der Bewegung mit und springt dann ab. Sie wirft einen kurzen Blick auf die Richter. Die nicken zufrieden und Luisa lächelt gelöst.

(RP)
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