Hilden Säure-Anschlag: Opfer will hohes Schmerzensgeld

Hilden · Sie hat Verätzungen am ganzen Körper: Zweieinhalb Jahre nach dem Säureanschlag auf die Hildenerin Reyhan C. verhandelt das Landgericht Düsseldorf über "eine hohe Summe" an Schmerzensgeld.

Säureanschlag in Hilden: Prozess beginnt
4 Bilder

Säureanschlag in Hilden: Prozess beginnt

4 Bilder

Am 29. Dezember 2012 hatten ein 23 und ein 19 Jahre alter Langenfelder in einem Hildener Wohngebiet einen Säureanschlag auf die damals 21-Jährige Reyhan C. verübt. Serhat K. hatte seine Ex-Freundin vor der Tat bereits mehrfach bedroht und geschlagen. Das Gericht verhängte schließlich ein Annäherungsverbot. Nach der Tat Ende Dezember gestand er, Alan K. zu dem Angriff angestiftet zu haben. Schon während ihrer Beziehung soll er sehr besitzergreifend gewesen sein. Als sich Reyhan C. von ihm trennte, drohte er, sie so zu entstellen, dass sie keinen anderen Mann finde. Diese Drohung setzte er 2012 in grausame Wirklichkeit um.

Die körperlichen und seelischen Folgen des Anschlags werden die junge Frau ihr Leben lang begleiten. Im Umfeld des 2013 geführten strafrechtlichen Gerichtsprozesses wurde bekannt, dass Reyhan C. zwei Jahre lang einen so genannten Kompressionsanzug tragen muss, um die Narbenbildung der mit Säure verätzten Haut an Gesicht, Hals, Dekolleté, Bauch und Bein einzudämmen. Zu ihrem aktuellen Gesundheitszustand will Reyhan C. heute nichts mehr sagen.

Das Düsseldorfer Landgericht verurteilte den Haupttäter Serhat K. (23) - den Ex-Freund von Reyhan C. - zu fünf Jahren und sieben Monaten Haft. Alan K. (19), der die Tat im Auftrag von Serhat ausführte, wurde zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Das Urteil rief in der Öffentlichkeit Empörung hervor. Auch Reyhan C. und ihre Anwältin Dr. Esma Cakir-Ceylan hielten das Urteil für zu milde. Doch ihnen waren die Hände gebunden, erläuterte damals die Rechtsanwältin: "Wir haben unmittelbar nach Urteilsverkündung Revision eingelegt, mussten diese aber wieder zurücknehmen, weil die Staatsanwaltschaft ihre Revision zurücknahm." Nun beschäftigt der Fall erneut das Landgericht Düsseldorf. Die Höhe der Forderungen will Hayriye Yerlikaya nicht nennen. "Aber es handelt sich insbesondere bei der Schmerzensgeldforderung um eine vergleichsweise hohe Summe, für die das Landgericht durch die Gewährung von Verfahrenskostenhilfe nach grober, überschlägiger Bewertung Erfolgsaussichten signalisiert hat", sagt die Neusser Rechtsanwältin.

Einen Gerichtstermin gebe es noch nicht, da zunächst schriftlich gestritten wird. "Bis heute hat die Gegenseite, die anwaltlich vertreten ist, noch keine Klageerwiderung geschrieben. Daher kann es noch ein wenig Zeit in Anspruch nehmen, bis es zur Verhandlung kommt", erläutert Yerlikaya. Die Forderungen richten sich gegen beide Täter als Gesamtschuldner. Das bedeutet, dass beide jeweils zur Zahlung der geforderten Gesamtsumme verurteilt werden sollen, wobei die Zahlungsverpflichtung des einen Täters entfällt, sobald der andere die Forderung erfüllt hat.

Doch wie solvent sind die beiden jungen Männer? Können sie eine solch hohe Strafe überhaupt zahlen? " Die Wahrscheinlichkeit ist nicht sehr groß, jedenfalls in der nächsten Zeit", mutmaßt die Rechtsanwältin. Doch aus einem Urteil könne 30 Jahre lange vollstreckt werden. "Da beide Täter noch relativ jung sind, könnte es durchaus sein, dass in entfernterer Zukunft die gerichtlich entschiedene Forderung vollstreckt werden kann", hofft Yerlikaya.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort