Hilden/Langenfeld Säureopfer Reyhan S. geht gegen Urteil vor

Hilden/Langenfeld · Die Hildenerin Reyhan C., die verletzt und entstellt wurde, hat Widerspruch eingelegt. Die Langenfelder Täter waren vom Landgericht verurteilt worden.

Voraussichtlich im nächsten Monat wird die Hildenerin Reyhan C. auch zivilrechtlich gegen ihren Ex-Freund Serhat K. (23) und dessen Bekannten Alan K. (19) vorgehen und Schadenersatz von ihnen verlangen. Das kündigte ihre Rechtsanwältin, Dr. Esma Cakir-Ceylan aus Neuss, an. Kurz vor Silvester hatten die beiden jungen Männer aus Langenfeld einen Säureanschlag auf die 21-Jährige verübt, durch den die junge Frau schwer verletzt und entstellt wurde. Das Düsseldorfer Landgericht verurteilte den Haupttäter Serhat K. zu fünf Jahren und sieben Monaten Haft, Alan K., der die Tat im Auftrag von Serhat ausführte, zu dreieinhalb Jahren. Die Familien beider Täter haben eine Einwanderungsgeschichte.

Im Moment sei man dabei, Widerspruch gegen dieses Urteil einzulegen. Wie die Staatsanwaltschaft halten Reyhan C. und ihre Anwältin das Urteil für zu gering. Die Staatsanwaltschaft hatte mehr als neun Jahre für den Anstifter gefordert. "Die schriftliche Urteilsbegründung ist erst vor ein paar Tagen gekommen. Die müssen wir jetzt lesen und dann unsere Revision begründen", erklärt Cakir-Ceylan.

Am gesundheitlichen Zustand ihrer Mandantin habe sich nichts geändert. "Sie arbeitet weiterhin, wird aber auch weiter behandelt." Um die Narbenbildung der mit Säure verätzten Haut an Gesicht, Hals, Dekolleté, Bauch und Bein einzudämmern, muss sie zwei Jahre lang einen sogenannten Kompressionsanzug tragen, der sie einengt. Ob dann eventuell Hauttransplantationen nötig sind, steht noch nicht fest. Auch die seelischen Wunden seien noch nicht verheilt.

Serhat K. hatte seine Ex-Freundin vor der Tat mehrfach bedroht und geschlagen. Das Gericht verhängte schließlich ein Annäherungsverbot, im Nachhinein kann der Tatbestand des Stalkings nicht ausgeschlossen werden. Nach der Tat Ende Dezember gestand er, Alan K. zu dem Angriff angestiftet zu haben. Reyhan C., eine Alevitin, ist überzeugt, dass der kulturelle Hintergrund von Serhat K., ein Kurde, dabei eine wichtige Rolle gespielt habe, weil er schon während ihrer Beziehung sehr besitzergreifend gewesen sei. Als sie sich von ihm trennte, drohte er bereits, sie so zu entstellen, dass sie keinen anderen Mann finde.

Auch Serhat K.s Vater Mehmet K. (46) beschäftigt zurzeit die Justiz. Er hatte am 17. Juli in Monheim-Baumberg auf den Imbissbudenbetreiber Devrim Y. (37) geschossen, als die beiden geschäftlich in Streit gerieten. Mehmet K. flüchtete, wurde aber in Serbien gefasst und wartet nun auf seine Auslieferung. Anwältin Cakir-Ceylan vertritt nun auch das Opfer des Vaters. "Die Bürokratie in Serbien läuft langsamer als bei uns", sagt sie. "Vermutlich wird es erst Januar, bis er überstellt ist."

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(RP)
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