Duisburg Geometrie und klare Worte

Duisburg · "Optische Parallelwelten" lautet der Titel der Ausstellung des Künstlers und Lyrikers Wolfgang Sternkopf in der Bezirksbibliothek Rheinhausen. Die Besucher treffen auf großformatige Kunstwerke und nachdenkliche Texte.

Rheinhausen Gerade Striche oder Wellenlinien im Kontrast schwarz und weiß, aber auch die Signalfarbe rot dominieren die Werke von Wolfgang Sternkopf, die er derzeit in der Galerie der Rheinhauser Bezirksbibliothek zeigt. Im Kunstkabinett, nur einen Raum weiter, offenbaren sich wieder ganz andere Seiten des Künstlers: 32 lyrische Texte sind mit eigenen Bildern oder denen anderer Künstler zu so genannten "Grafiktextblättern" kombiniert.

Vibrierende Linienstruktur

In seiner Ausstellung "Optische Parallelen" vereint Sternkopf Werke aus den vergangenen zehn Jahren mit ganz neuen Objekten. Bei diesem Querschnitt durch die jüngste Schaffenszeit fällt die ausgesprochen häufige Verwendung der Wellenlinie auf. Für Sternkopf birgt die "vibrierende Linienstruktur" unglaublich viel Inspiration. "Selbst wenn ich wie geplant 115 werde, kann ich nicht das ganze Potenzial dieser Form ausschöpfen", sagte er bei der Eröffnung der Ausstellung am Donnerstagabend.

Egal ob Leinwand, Holz, Stahl oder Pappe – überall finden sich geometrische Formen, entweder zackig gerade oder sanft fließend. Für die ein Quadratmeter großen Werke verlangt der Künstler stolze 2000 Euro, obwohl teilweise nur wenige Striche die bloße Leinwand zieren. Passend dazu tragen die Bilder Titel wie "Mehr brauchen wir nicht".

Besonders das Stahlobjekt "Hoffnung", das direkt in zweifacher Ausführung in unterschiedlicher Größe in der Ausstellung zu finden ist, weckte die Aufmerksamkeit vieler Besucher. Das kleinere der beiden Objekte misst nur 25 Zentimeter im Durchmesser und musste aufgrund der filigranen Ausschnitte mit einem Laser ausgeschnitten werden. Frontal wirkt es wie eine ägyptische Sonne – pulsierend, stark – und doch durch die vielen Lücken vergänglich und zerbrechlich.

Sternkopfs Texte sind zum Teil in der Ausstellung in der Galerie auf Acryl gedruckt oder in einem seiner insgesamt 24 Lyrikbändchen zu finden. In kurzen, nachdenklichen Texten setzt er sich mit dem menschlichen Zusammenleben und der Gefühlswelt auseinander.

Wählerischer als früher

"In jungen Jahren mussten Personen", so Sternkopf, "nur enthusiastisch, vorteilhaft, attraktiv sein, um sie zum Freundes- oder Bekanntenkreis zu zählen." Heute reichen diese oberflächlichen Attribute dem 58-jährigen nicht mehr aus. In seinem Text "Ich muss sie mögen" wird deutlich, nach welchen Kriterien er heute Freunde in allen Lebensbereichen aussucht. "Manchen sind meine Ansichten diesbezüglich zu rigoros", weiß Sternkopf. Doch betont er selbstbewusst in seinem Text "Konsequenzen": "Ich muss mich nicht mit 1000 Menschen beschäftigen. Denn wer nicht an meinem Leben teilnehmen will, nimmt auch nicht an mir teil, ist folglich auch nicht ein Teil von mir."

(RP)
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