Unsere Woche Ein Konzept des guten Willens

Duisburg · Duisburgs Hafen-Chef Erich Staake muss sich in der Vergangenheit schon häufiger vorgekommen sein wie in der Fabel vom Hasen und Igel. Immer, wenn er mit einem neuen Logistik-Projekt auf den Plan trat, waren die Kritiker schon da. Zu viel Verkehr, zu viele Emissionen, zu viel Zugeständnisse, die Anwohner zwangsweise machen müssen. Meist hatten die Kritiker gar nicht mal unrecht. Denn wer tagtäglich die unschönen Begleiterscheinungen der neuen Gewerbeansiedlungen vor Augen hat, vergisst schnell deren Vorteile - erst recht, wenn man sie quasi als Querulanten behandelt, die immer nur gegen jede Veränderung protestieren. Schon allzu oft ist man über diese Bedenken einfach hinweggegangen. Bei der Daimler-Ansiedlung auf der Ruhrorter Mercatorinsel ist das augenscheinlich etwas anders. Wohl wissend, dass riesige, zwölf Meter hohe Hallen gegenüber der Ruhrorter Rheinfront so manchem übel aufstoßen werden, wurde in dieser Woche gleich mal ein Gesamtkonzept für die Mercatorinsel präsentiert. Im Einklang mit der Stadtspitze übrigens, denn auch Oberbürgermeister Sören Link, der bekanntlich am 24. September wiedergewählt werden möchte, bekannte freimütig, er wisse, dass das Vorhaben in Ruhrort "nicht nur Fans" habe. Das ist schon ein wenig Understatement, denn die massiven Vorbehalte waren ja schon zuvor bekannt. Trotzdem ist die Inszenierung eines Konzepts mit einem neuen Park, einer neuen Schiffsanlegestelle mit Promenade und einer neuen Fußgängerbrücke als Clou durchaus dazu angetan, guten Willen zu zeigen und Bedenken zu entgegnen, bevor die Logistiker mit ihrer Arbeit beginnen. So gesehen scheint auch das Hafen-Management lernfähig zu sein. Dass es in wirtschaftlicher Hinsicht seit vielen Jahren die besten Argumente hat, sei an dieser Stelle nicht verschwiegen. Nichts braucht Duisburg dringender als qualifizierte Jobs und Investitionen in die Zukunft. Natürlich werden die Vorbehalte vieler Ruhrorter durch die neuen Ideen nicht einfach verschwunden sein.

Aber wenn die Erkenntnis reift, dass es allemal besser ist, wenn alle Beteiligten aufeinander zugehen statt die andere Seite zu verteufeln, ist schon viel erreicht.

mike.michel@rheinische-post.de

(RP)
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