Duisburg Das "Sermer Platt" wird nur noch von wenigen beherrscht

Duisburg · "Dat Sackenheims Nieß" kennt jeder im Dorf. Gemeint ist damit Agnes Schmitz, die sich seit einigen Jahren um den Erhalt des alten "Sermer Platt" verdient macht. Die rüstige 78-jährige "Ur-Sermerin", die aktiv das Gemeindeleben rund um die Kirche "Herz-Jesu" mitgestaltet und dort ehrenamtlich auch als Küsterin ihrer Kirche dient, ist eine der wenigen im Dorf, die das alte "Sermer Platt" noch beherrscht.

Annegret Pitschke, die sich ebenfalls in der Gemeinde sozial engagiert, hatte die Idee, die Sprache der Vorfahren zu erhalten: "Der Dialekt ist so schön, es wäre schade, wenn das alles verlorenginge." Mit "Nieß" - die rheinische Koseform für Agnes - und dem Sermer Urgestein Heinz Baltes fanden sich profunde Kenner dieser Mundart, die auszusterben drohte. Agnes Schmitz: "Unsere Eltern sprachen nur Platt, wir bekamen allerdings damit Probleme in der Schule und waren gehalten, hochdeutsch zu sprechen."

Seit 2004 wird nun viermal jährlich ein "Platt-Workshop" im Sermer Pfarrzentrum abgehalten, an dem jeweils bis zu 20 Interessenten teilnehmen. In gemütlicher Atmosphäre wird dort Platt "jeliert", gesprochen und gesungen. Auch kleine Diktate gehören zum "Lehrgangsinhalt" sowie das Fach "Heimatkunde", wie die rege und immer noch putzmuntere Sermerin erläutert. Dabei erfahren die Teilnehmer nicht nur, dass es Unterschiede zwischen dem Mündelheimer und Sermer Platt gibt, sondern dass sogar durch das Dorf - zwischen dem "Oldjard" und dem "Krummjard" - eine Sprachgrenze verlief.

Ein Highlight ist die alle zwei Jahre stattfindende Karnevals-Messe auf Platt, die maßgeblich von Agnes Schmitz und Heinz Baltes mitgestaltet wird. Da sitzen die Gläubigen bunt kostümiert in der Herz-Jesu-Kirche, beten das "Vater-Unser" auf Platt und schunkeln zum wunderschönen Sermer "Fastelovendtied"- Lied. Agnes Schmitz, die früher auch im Karneval "immer mittendrin" war, hat in Serm "ihre Wurzeln" und kann sich gar nicht vorstellen, woanders zu leben: "Serm ist meine Heimat, hier kriegt mich keiner weg, das haben auch die Männer nie geschafft", schmunzelt "dat Nieß".

Auch Ehemann Willi, der aus Hüttenheim stammt, musste das erkennen und lebt seit 1956 zusammen mit seiner Agnes in dem kleinen Dorf im Duisburger Süden.

(RP)
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