Führungskrise in Heimatverein Weiter Streit: Jonges tief gespalten

Düsseldorf · Der Zwist um den freien Stuhl des Baas geht in die nächste Runde: Das Amtsgericht lehnte es ab, einen Notvorstand zu nennen, weil beide verfeindete Gruppen einen Antrag stellten. Das ist juristisch unkorrekt. Nun will man erneut beraten und versuchen, sich zumindest in diesem Punkt zu einigen.

 Der Chefsessel der Jonges, auf ihm nimmt nur der Baas Platz. In die Rückenlehne sind die Namen sämtlicher Baase eingeschnitzt.

Der Chefsessel der Jonges, auf ihm nimmt nur der Baas Platz. In die Rückenlehne sind die Namen sämtlicher Baase eingeschnitzt.

Foto: Hans-Juergen Bauer

In der Führungskrise bei den Düsseldorfer Jonges ist ein Ende nicht in Sicht. Denn wie der Verein gestern einräumte, habe man sich noch nicht einmal auf den Antrag zur Einsetzung eines Notvorstandes verständigen können. Der hätte eigentlich längst seine Arbeit aufnehmen müssen.

Nach dem Rücktritt des gesamten Vorstandes (vier Mitglieder warfen im April hin, die restlichen drei im Mai) hatte man erklärt, nun solle das Amtsgericht einen Notvorstand bestellen. Eine Versammlung der Tisch-Baase betraute den Ehrenbaas Gerd Welchering sowie Christof Nachtigäller und Wilfried Moog (erweiterter Vorstand) mit dieser Aufgabe - die drei sollten den Antrag stellen und sich gleichzeitig für diese Übergangsaufgabe bereit erklären. Zur großen Verwunderung stellte sich jedoch wenig später heraus, dass es einen zweiten Antrag gab: Eine Gruppe von 22 Tischbaasen (insgesamt gibt es 46) hatte sich in mehreren Gesprächen und schließlich einem Treffen darauf geeinigt, selbst tätig zu werden und einen Notvorstand zu beantragen. Welche Namen dabei genannt wurden, ist nicht bekannt.

Das Gericht lehnte angesichts zweier Anträge von zwei nicht einigen Gruppen die Benennung ab und erklärte, es sei nicht zulässig, dass Vertreter der zerstrittenen Gruppen den Notvorstand auf den Weg bringen wollen. Man müsse nun einen dritten Antrag stellen - aber nur einen einzigen.

Das wollen die Jonges jetzt so schnell es geht tun. Man will in den nächsten Tagen ein weiteres Treffen der Tischbaase organisieren, bei dem man sich einigen wird, hofft der Verein. Das erklärte gestern Jonges-Sprecher Werner Schwerter.

Die Tischbaase haben ihren Gegenantrag unter anderem damit begründet, dass sie immer noch nicht umfassend informiert wurden, warum es eigentlich zu der Vorstandskrise kommen konnte.

Wie berichtet, hatten die vier zuerst zurückgetretenen Vorstände erklärt, sie könnten sachlich und menschlich mit dem im Frühjahr 2010 gewählten Baas Detlef Parr nicht zusammenarbeiten. Er sei wenig kommunikativ, selbstherrlich, suche nicht die Zusammenarbeit. Bei einer Versammlung im Mai einigte man sich dann darauf, dass es zur Klärung der Lage und für einen Neuanfang besser sei, wenn der gesamte Vorstand neu besetzt werden. Darauf traten auch die restlichen drei Mitglieder (unter ihnen Baas, Detlef Parr) ebenfalls zurück.

Danach jedoch sah sich Parr vor wenigen Tagen offenbar veranlasst, in einem Brief an alle Tischbaase seine Sicht der Dinge darzulegen. In dem Schreiben erklärt er, dass praktisch vom Tag der Wahl an Uneinigkeit bestanden habe zu den vier später abtrünnigen Vorstandskollegen. Dieses Quartett hätte in der gesamten Zeit mit seiner Mehrheit den Baas blockiert oder eigene Vorstellungen mit der 4 : 3-Mehrheit durchgesetzt.

Der Verein ist nun seit Mitte Mai nahezu geschäftsunfähig. Der frühere Baas Gerd Welchering übernimmt zwar Repräsentationsaufgaben, und Franz-Josef Siepenkothen (bis 2010 Vize-Baas) leitet die wöchentlichen Heimatabende im Henkel-Saal - aber weitreichende Entscheidungen wollen und können sie nicht fällen. Vor allem ist noch völlig ungewiss, wie man die geplanten Feiern zum 80-Jahr-Jubiläum organisieren will. Geplant war eine Feier in der Tonhalle, ein Empfang im Rathaus erwünscht. Aber ob das so (und überhaupt) stattfindet, weiß derzeit keiner - die Jonges sind tief gespalten.

(jco)
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