Urdenbach Alt fühlen - ein Anzug macht's möglich

Urdenbach · Durch einen Alterssimulationsanzug sollen Mitarbeiter der Seniorenresidenz "Haus Schlosspark" für die Gebrechen alter Menschen sensibilisiert werden, um sie besser betreuen können.

 Jens Rath, Mitarbeiter der Seniorenresidenz "Haus Schlosspark" testete als einer der ersten den Alterssimulationsanzug. Der soll künftig bei Schulungen von Mitarbeitern eingesetzt werden.

Jens Rath, Mitarbeiter der Seniorenresidenz "Haus Schlosspark" testete als einer der ersten den Alterssimulationsanzug. Der soll künftig bei Schulungen von Mitarbeitern eingesetzt werden.

Foto: Anne Orthen

So wirklich will sich wohl niemand gerne mit der Frage beschäftigen, wie es wohl ist, wenn im Alter langsam die körperlichen Gebrechen einsetzen. Für Mitarbeiter in der Altenpflege aber ist genau dieses Wissen wichtig, um mit alten Menschen bestmöglich umzugehen und sie betreuen zu können. Aus diesem Grund schult die Seniorenresidenz "Haus Schlosspark" ihre Mitarbeiter nun auch mit einem gerontologischen Testanzug, kurz "Gert" genannt.

"Wir wollen unseren Mitarbeitern in Schulungen besser zeigen können, wie es sich anfühlt, alt zu sein und sie dafür sensibilisieren. Denn als junger Mensch kann man sich schlecht in die Gebrechen alter Menschen hineinversetzen", sagt Corinna Lauterbach, Leiterin der Seniorenresidenz. Einer der ersten, der "Gert" anzog, war Mitarbeiter Jens Rath. Obwohl er auch bisher schon ein sehr gutes Gespür für den Umgang mit den Bewohnern der Einrichtung hatte, war die Simulation mit dem Anzug eine ganz neue, zum Teil auch erschreckende Erfahrung. "Es war recht unangenehm und eigentlich ein Grund nicht alt zu werden. Ich fühlte mich sehr eingeschränkt und schwerfällig", sagt der 27-Jährige.

Je nach Simulation wird mal das Hör- und Sehvermögen, mal die Koordination von Armen und Beinen beeinträchtigt. "Das Laufen war sehr unsicher. Ohne Gehhilfe konnte ich kaum gehen. Nach einer gewissen Zeit hat man sich aber an die Einschränkungen gewöhnt und versucht sie irgendwie auszugleichen", sagt er. Was jedoch nicht mehr auszugleichen sei, sei die Simulation der Parkinson-Krankheit. Durch kleine Elektroden an den Händen wird der Tremor, also das Zittern der Hände, erzeugt. "Jetzt weiß ich, dass es als an Parkinson-Erkrankter schlicht unmöglich ist, ein Glas zu fassen, geschweige denn zu halten", sagt Rath.

"Das Verständnis für diese Einschränkungen soll sich hierdurch noch verstärken und noch mehr in die tägliche Arbeit mit den uns anvertrauten Bewohnern einfließen", sagt Einrichtungsleiterin Lauterbach. Das Fazit von Jens Rath fällt schon mal durchweg positiv aus. "Ich kann mit diesen Erfahrungen im Hinterkopf noch besser betreuen", sagt er.

Finanziert wurde der Anzug durch eine Spende des Vereins "Düsseldorfer Altenbetreuung, Jugendpflege und Behindertenhilfe". "Soweit es uns möglich ist, spenden wir regelmäßig. Im Falle des Anzuges erfüllt die Spende auch voll den Zweck unseres Vereins, denn er erleichtert die Arbeit vor Ort", sagt Andreas Hartnigk, Vorsitzender des Vereins.

Mit einer anderen Spende des Vereins wurden in diesem Jahr sehr zur Freude der Senioren neue Bänke angeschafft. "Unsere Bewohner konnten aus mehreren Modellen auswählen und vor der Anschaffung eine Woche Probesitzen, um zu sehen, welche Bank am besten ankommt", sagt Corinna Lauterbach. "Bevor mit den Spenden irgendetwas angeschafft wird, ist immer die Kommunikation mit den Bewohnern nötig. Es bringt nichts, wenn Bänke aufgestellt werden, auf denen hinterher niemand sitzt, weil sie unbequem sind", sagt Hartnigk. Und dieses Konzept geht auf; denn die Bewohner sind mit den drei neuen Bänken voll zufrieden und verbringen bei gutem Wetter die eine oder andere Stunde im Freien.

(maxk)
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