Benrath Montagsprosa macht die 100 voll

Benrath · Am 22. April 1996 eröffnete Karin Füllner die Lesereihe "Montagsprosa" in der Orangerie. Jetzt findet die 100. Lesung statt. Die Organisatorin war bei jeder dabei.

 Zusammen mit ihrem Mann hat Karin Füllner die Montagsprosa erfunden. Seitdem war sie bei jeder Veranstaltung als Moderatorin dabei.

Zusammen mit ihrem Mann hat Karin Füllner die Montagsprosa erfunden. Seitdem war sie bei jeder Veranstaltung als Moderatorin dabei.

Foto: Andreas Endermann

Die Autorin Ingrid Schlüter startet die Montagsprosa vor rund 20 Jahren mit dem passenden Titel ihrer Lesung "Auseinandersetzung mit der Orange" . Die Lesereihe in der Stadtbücherei, beheimatet in der Orangerie, lockt seitdem fünf Mal pro Jahr Literaturfreunde nach Benrath. "Die Montagsprosa haben mein Mann und ich an einem Winterabend erfunden", sagt Karin Füllner, die am Heinrich-Heine-Institut für die Programmleitung zuständig ist. Die Montagsprosa ist ein Ehrenamt, das sie mit Leidenschaft pflegt. Bei keiner Lesung fehlte die promovierte Germanistin, sie moderiert den Abend und ist zuständig für die Auswahl von Autoren und der Jahresthemen. Diese reichen von Alltag, Familie, Gärten und Essen bis zu Einsamkeit oder Kindheit.

An ihrem Arbeitsplatz im Heine-Institut stapeln sich Bücher vor ihr. Darunter auch der Roman "Rosenstengel" aus dem Angela Steidele zum Jubiläum der Montagsprosa am 23. November lesen wird. Ein grandioser Briefroman, in dem der bayerische Märchenkönig Ludwig II. mit seinem jungen Irrenarzt unter anderem das Wesen der Kunst diskutiert. In diesem Jahr standen die Abende der Montagsprosa unter dem Thema "Kunst und Fotografie". Die beliebte Reihe in der Stadtbücherei bringt Leser und Schriftseller einander nahe. "Wir machen bewusst eine Pause während der Lesung, dann gibt es Zeit für Getränke und Gespräche", sagt Karin Füllner. Für die Veranstalter des Benrather Kulturkreises ist das eine liebgewonnene Tradition, die die Gäste schätzen. Bei freiem Eintritt haben sie die Chance zum Austausch und Gespräch mit den Autoren.

"Ich führe dann durch das Programm, so dass wir einen gemeinsamen roten Faden zum Thema finden", sagt sie. Barbara Witsch-Winter, Vorsitzende des Benrather Kulturkreis, freut sich, dass es gelang Jahr für Jahr junge, bekannte, preisgekrönte und auch unbekannte Autoren zu präsentieren. "Alle 100 Lesungen moderierte Karin Füllner. Sie suchte die Titel für den Themenbereich aus, setzte sich mit den Autoren in Verbindung, kümmerte sich um die finanziellen Zuschüsse für die Honorare und führte durch den Abend", findet Witsch-Winter lobende Worte über ihre Kultur-Mitstreiterin.

Zwischen 80 und 100 Besucher kommen zu den Lesungen. Es ist kein reines Stammpublikum, das sich hier trifft, sondern Menschen, die sich für die Themen oder Autoren interessieren. Besonders blieb Füllner die Lesung des verstorbenen Ralph Giordano in Erinnerung: "Es gab im Vorfeld Drohungen. Ich fürchtete, dass die Lesung gestört würde", sagt sie. Als sie den Autor am Benrather Bahnhof abholte, blickte sie sich aufgeregt immer um. In der Orangerie angekommen, war der Raum total überfüllt. "Ein Durchkommen schien kaum möglich und die anschließende Lesung war ein großer Erfolg", erzählt sie.

Zu den Gästen der Montagsprosa zählten Autoren wie Zsuzsa Bank, oder Niklas Stiller. Eingeladen hat Karin Füllner auch Übersetzer. "Das war eine bewusste Entscheidung bei der Neuübersetzung des Romans "Die Brücke über die Drina" von Nobelpreisträger Ivo Andriæ."

(sime)
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