Düsseldorf Spannende und würdevolle "Gustaf"-Gala

Düsseldorf · Stefanie Reinsperger, Claudia Hübbecker und Moritz Führmann bekamen gestern im Großen Haus den begehrten Theaterpreis, den der Freundeskreis des Schauspielhauses und die Rheinische Post gemeinsam verleihen.

 "Gustaf"-Preisverleihung im Großen Haus (von links): Manfred Weber, Dorothee Krings, Peter Haeffs, Claudia Hübbecker, Stefanie Reinsperger, Moritz Führmann, Annette Bosetti und Michael Strahl.

"Gustaf"-Preisverleihung im Großen Haus (von links): Manfred Weber, Dorothee Krings, Peter Haeffs, Claudia Hübbecker, Stefanie Reinsperger, Moritz Führmann, Annette Bosetti und Michael Strahl.

In schwierigen Zeiten Verbundenheit suchen und auch bei umstrittenen Inszenierungen die wunderbaren Leistungen des Düsseldorfer Ensembles belohnen – mit dieser Idee wurde der Theaterpreis "Gustaf" ins Leben gerufen. Der Freundeskreis des Schauspielhauses, unter Michael Strahl aufgeblüht, macht sich stark für Nähe von Ensemble und Publikum und wird unterstützt von der Rheinischen Post.

Den "Gustaf" vergibt allein das Publikum – und das hat nun erneut gewählt. Spannend und emotional war es gestern bei der Preisverleihung im Großen Haus. Die noch ahnungslosen neun Nominierten saßen in der ersten Reihe, als der kommissarische Intendant Manfred Weber zunächst auf die abgelaufene Spielzeit zurückblendete. Für die Video-Präsentationen der Finalisten, jeweils angekündigt von RP-Kulturchefin Annette Bosetti, hatte er sich eine fulminante Überraschung ausgedacht: Die Leinwand umspannte die gesamte Bühne.

Bosetti hielt auch die erste Laudatio auf den besten Nachwuchs-Schauspieler. Nominiert waren Stefanie Reinsperger, Moritz Löwe und Emre Aksizoglu. Erst nach einigen Sätzen konnte die Gewinnerin herausgehört werden: Mit Abstand siegte Stefanie Reinsperger. Seit 2011 im Ensemble, hatte sie mit der Titelrolle in "Medea" am Jungen Schauspielhaus der Österreicherin einen furiosen Start. Über die Uraufführung von "Delhi – ein Tanz" sagte Annette Bosetti: "Die großartigste Folie, die sie sich wünschen konnte. Als Ekaterina war sie eine Anwältin der Gefühle wie auch der Anti-Gefühle. Ihre Körperlichkeit reizt sie spielerisch aus, mitteilsam ist diese präzise Schauspielerin noch in ihrer Stummheit." Reinsberger, seit sechs Wochen verheiratet, bedankte sich überschwänglich beim Haus und bei ihren Kollegen: "Das ist so verdammt geil mit euch!"

RP-Kulturredakteurin Dorothee Krings würdigte zunächst verschlüsselt die beste Schauspielerin: "Sie hält die Pause vor der Pointe aus, ist eine Meisterin der tragischen Komik, nimmt das Stück, die Figur, wichtiger als sich." Mit der Nennung einiger Rollen in "Offene Zweierbeziehung", "Tage unter" oder dem Soloabend "Alles renkt sich wieder ein" war das Geheimnis schnell gelüftet: Claudia Hübbecker gebührt nach Meinung des Publikums der "Gustaf", ganz knapp vor Anna Kubin. "Meine Hände zittern, alles zittert", gestand die Schauspielerin. "Ich danke allen Wählern für ihre Wahrnehmung, ich danke für Geld, Ruhm – und Liebe!"

Auch bei den Männern gab es ein rasantes Kopf-an-Kopf-Rennen. Moritz Führmann siegte vor Olaf Johannessen und Rainer Galke. Laudatorin Annette Bosetti: "Es waren gleich mehrere Rollen, die perfekt zu ihm passten, die sein Potenzial forderten und sein Talent beförderten. Große Theatermomente." Am dichtesten und innigsten blieben dem Publikum der urkomische Obertroll in Staffan Valdemar Holms Inszenierung "Peer Gynt" und die hinreißende Schelmenfigur in "Felix Krull" in Erinnerung. Auf der Bühne wurden Moritz Führmann die Augen feucht. "Diesen Preis in Düsseldorf zu bekommen, bedeutet mir sehr viel. Hier oben haben sich meine Frau Anna Schudt und ich verliebt." Zuruf aus dem Publikum: "Ich liebe dich auch!"

Wie Claudia Hübbecker bekam er neben einer Urkunde 3000 Euro, den Preis von 2000 Euro für Stefanie Reinsperger stiftete Peter Haeffs vom Freundeskreis. An der Abstimmung hatten sich mehrere Tausend Leser der Rheinischen Post beteiligt. Manfred Weber: "In solchen Zeiten ist es wichtig, Freunde zu haben." Michael Strahl warb um Mitglieder für den Freundeskreis: "Wir werden das großartige Ensemble in den Mittelpunkt dieser Stadt rücken."

(RP)
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