Düsseldorf Großmarkt: Halbe Milliarde Umsatz

Düsseldorf · Kurz nach Mitternacht beginnt das Geschäft in den Hallen. Sie sind Umschlagplatz von Lebensmitteln aus und für die Region Düsseldorf. Kurze Wege und Frische sind Trumpf. Die ungewöhnlichen Arbeitszeiten in den frühen Morgenstunden sind für das Geschäft und die Versorgung nötig.

Gegen 6 Uhr am Morgen hat Wilhelm Andree die härteste Arbeit hinter sich, sein Feierabend ist in Sicht. Die meisten Gemüsehändler oder Einkäufer für Hotels und Kantinen haben bereits geordert, Obst und Gemüse kistenweise abtransportiert. Beispielsweise die prallen, violett glänzenden Auberginen. Taufrisch sind sie, weil sie keinen langen Weg zurücklegen mussten. Andree hat sie im familieneigenen Betrieb in Hamm gezogen und direkt aus dem Gewächshaus kurz nach Mitternacht zum Großmarkt gebracht. Andree ist einer der wenigen, die Gemüse erzeugen und es auch direkt auf einem eigenen Stand vermarkten.

Er stützt damit den Ruf des Großmarktes als Umschlagsplatz für Lebensmittel aus der Region. "Gute heimische Ware mit ihren kurzen Transportwegen ist garantiert frisch, außerdem wird die Umwelt geschont", erklärt Umweltdezernentin Helga Stulgies. Andererseits profitieren die Händler und Marktbeschicker aus der Region vom Großmarkt mit seiner Angebotsfülle. "Entsprechend der Nachfrage von Kunden kann ich schnell bestimmte Obstsorten oder Gemüse beschaffen", berichtet Herbert Knell. Er ist auf verschiedenen Wochenmärkten in der Stadt und der Region anzutreffen.

Eigener Arbeitsrhythmus

Weil viele Kunden Wert auf deutsche Ware legen, hat sich Turgan Cetinkaya auf Obst und Gemüse aus deutschen Anbaugebieten spezialisiert. "In diesem Jahr waren die Aprikosen besonders gut", sagt er. Eine der Überraschungen, die er regelmäßig erlebt. "In jedem Jahr ist die Qualität unterschiedlich, darauf muss man reagieren." Er beginnt mit dem Verkauf bereits Stunden vor der Anlieferung auf dem Großmarkt. "Ab etwa 18 Uhr mache ich per Telefon mögliche Abnehmer auf die Ware aufmerksam, dann ist der Absatz besser", erklärt er. Dass er deswegen fast rund um die Uhr arbeitet, ist für ihn normal. "Wer dauernd nachts arbeitet, entwickelt einen eigenen Rhythmus, um das Geschäft zu stemmen."

Voraussetzung dafür ist die reibungslose Anlieferung der Waren. Die nötige Logistik sichert der Leiter der städtischen Marktabteilung, Peter Philippen. Seit mehr als 30 Jahren macht er den Job, kann die Wünsche der Großmarkthändler fast schon erahnen und auf ihre Gefühlslage eingehen. Die wird auch durch die harte Konkurrenz auf dem Markt bestimmt, der sich die Händler stellen müssen. Andree hat deshalb mit der Zucht der Auberginen begonnen, um ein neues Segment zu bedienen. Aber Tomaten beispielsweise produziert er nicht, "die Preise für die Ware aus Holland können nicht unterboten werden."

Generell kann der Bedarf für die Region nicht allein aus deutschen Landen gedeckt werden, ohne Importe geht es nicht. Ein europaweites Einkaufsnetz hat deshalb beispielsweise Kemal Özgerplan gespannt. Pfirsiche aus Italien oder Kirschen aus der Türkei — in vielen Ländern hat er seine Kontaktleute sitzen, die für ihn ordern.

Damit der Kunde auf einwandfreie Lebensmittel vertrauen kann, nimmt das Lebensmitteluntersuchungsamt regelmäßig Proben. "63 Kontrollen wurden 2009 gemacht", berichtet dessen Leiter Klaus Meyer. Schon am Flughafen gibt es eine Kontrollstelle für Einfuhren. Denn vor allem Exotisches wird eingeflogen, beispielsweise frischer Ingwer aus Thailand oder Platarinas (flache Nektarinen) aus Spanien. Gefragt sind diese Spezialitäten auf gehobenen Märkten, beispielsweise auf dem Carlsplatz. Deshalb rundete er seinen Einkauf mit Platarinas ab und freut sich über das Angebot. Denn Exotisches ist in der Region Düsseldorf gefragt.

(RP)
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