Düsseldorf-Volmerswerth Anwohner kämpfen für ihr Idyll am Rhein

Düsseldorf · Der Rheindeich zugeparkt, viele Fahrradfahrer zu schnell unterwegs und zahlreiche freilaufende Hunde: Der Naherholungswert ihres idyllischen Stadtteils bringt für die Volmerswerther auch manche Nachteile mit sich.

 RP-Mitarbeiterin Christine Zacharias und RP-Redakteur Thorsten Breitkopf (2. v. r.) im Gespräch mit Bürgern aus Volmerswerth.

RP-Mitarbeiterin Christine Zacharias und RP-Redakteur Thorsten Breitkopf (2. v. r.) im Gespräch mit Bürgern aus Volmerswerth.

Die Volmerswerther schätzen die ländliche Idylle ihres Ortes nicht nur, sie tun auch einiges dafür, diese zu erhalten. Und sie müssen auch mit den Schattenseiten leben, die es mit sich bringt, in einem Naherholungsgebiet für eine ganze Großstadt zu leben. Das wurde beim Stand der Mobilen Redaktion der Rheinischen Post am Samstag deutlich.

"Zweimal im Jahr unternehme ich mit meiner Frau eine Säuberungsaktion am Rheindamm", berichtete dort Klaus Nelle. Aus freien Stücken "bewaffnet" sich das Ehepaar dann mit Gummihandschuhen und Müllsäcken und befreit die Böschung am Rheindamm vom Unrat. "Das machen wir seit sechs Jahren regelmäßig zum Dreck-weg-Tag und vor dem Schützenfest", so Nelle. Vor allem im Sommer, so berichtet der Rentner, komme da schon so einiges zusammen. "Wir sind halt ein Naherholungsgebiet für ganz Düsseldorf", meint Lothar See dazu, "und da müssen wir damit rechnen, dass die Leute vor allem im Sommer auch Unrat zurücklassen."

Die ganz großen Probleme, wie sie etwa das benachbarte Hamm mit ausufernden Grillpartys am Rhein hat, gibt es in Volmerswerth offenbar nicht. "Weil wir keinen Sandstrand haben, der sich für solche Partys eignet", erläutert Theo Hilger. Auch das Problem mit den Flaschenscherben als Party-Überbleibsel habe sich nach einer Informationskampagne der Stadt gebessert. Aber die Volmerswerther fühlen sich an den Wochenenden durch den Besucheransturm schon beeinträchtigt. "An Sonntag- und Feiertagen ist der Rheindeich komplett zugeparkt, da gibt es oft kein Durchkommen mehr. Dabei darf man an diesen Tagen dort doch eigentlich gar nicht mit dem Auto fahren", ärgert sich Nelle.

Gabriele Wichmann stört die zunehmende Zahl an "Speed"-Fahrradfahrern: "Diese Sportradler fahren zum Teil mit enormer Geschwindigkeit und ohne Rücksicht auf andere über den Deich. Da kommt es immer wieder zu gefährlichen Situationen." Die Mutter einer achtjährigen Tochter meidet das Rheinufer mittlerweile am Wochenende. "Das ist mit Kindern zu gefährlich." Wichmann wie auch die anderen Teilnehmer der Mobilen Redaktion wünschen sich übereinstimmend, dass Ordnungsamt und Polizei die Situation am Volmerswerther Deich strenger kontrollieren würden. Und noch etwas steht auf der Wunschliste vieler Bewohner ganz oben: "Wir haben schon öfter bei der Stadt angefragt, ob nicht ein oder zwei dieser sogenannten Robi-Dogs installiert werden können", berichtet Theo Hilger. Doch nichts sei passiert. Gemeint sind die Tütenspender für Hundebesitzer. "Gerade am Wochenende kommen Leute aus der ganzen Stadt mit ihren Hunden hierher an den Rhein. Aber nicht alle entsorgen die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner", berichtet Nelle. Er betont, dass er weder etwas gegen die Hunde noch gegen deren Besitzer habe. Allerdings: "Das ist hier ein Landschaftsschutzgebiet. Da darf man doch eigentlich Hunde ohne Leine gar nicht laufen lassen, oder?"

Der Rentner Dieter Malm hat ein anderes Anliegen: "Volmerswerth ist auf den demografischen Wandel nicht vorbereitet. Was hier fehlt, ist ein Lebensmittelgeschäft." Längst nicht mehr alle älteren Leute seien noch in der Lage, mit der Straßenbahn zum Aachener Platz zum Einkaufen zu fahren. In seinem Bekanntenkreis würden bereits vielfach die Kinder den Einkauf für ihre alten Eltern übernehmen. Aber auch Jugendliche sind unzufrieden mit der Einkaufssituation: So wünscht sich Leonie Drüppel (17) ein Büdchen, "wo man mal eine Zeitschrift oder ein Brötchen kaufen kann". "Und was hier noch fehlt, sind altengerechte Wohnungen", sagt Dieter Malm. "Denn ich möchte auch im Alter hier nicht weg."

(RP)
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