Düsseldorf Altstadt: Sperrstunde fällt

Düsseldorf · Parteien, Polizei und Wirte sind sich einig: Die "Putzstunde" zwischen 5 und 6 Uhr wird abgeschafft. Das soll Stoßzeiten vor den Diskos vermeiden – und damit Lärm und Aggressivität. Andere Städte haben gute Erfahrungen.

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Foto: ddp

Parteien, Polizei und Wirte sind sich einig: Die "Putzstunde" zwischen 5 und 6 Uhr wird abgeschafft. Das soll Stoßzeiten vor den Diskos vermeiden — und damit Lärm und Aggressivität. Andere Städte haben gute Erfahrungen.

Achteinhalb Jahre hat es sie gegeben, Donnerstag stellt der Rat voraussichtlich die Weichen für ihre endgültige Abschaffung: Die so genannte Putzstunde von 5 bis 6 Uhr früh berge in der Altstadt ein erhebliches Konfliktpotenzial. Wenn nicht mehr alle Gäste gleichzeitig nach Hause gehen müssten, sei die oft angespannte Situation zu entzerren, argumentieren CDU- und FDP-Fraktion.

Die Verwaltung soll nun die entsprechende Verordnung umformulieren und im November dem Rat vorlegen. Wird die Änderung dann genehmigt, könnte schon am 13. November in der Altstadt nonstop gefeiert werden. Die Polizei ist damit einverstanden. "Wenn um 5 Uhr die Wirte ihre Gasthäuser schließen, steht die Bolkerstraße oft voller Menschen", sagt Präsidiumssprecher Wolfgang Rodax. Häufig sei dann die alkoholgeschwängerte Stimmung "ausgesprochen aggressiv — das würde sich mit Aufhebung der Sperrstunde erledigen".

Das können Nachbarstädte aus dem Ruhrgebiet bestätigen. In Essen gibt es laut Aussage einer Stadtsprecherin seit rund fünf Jahren keine Sperrstunde mehr — sehr zur Freude von Wirten und Gästen. In Bochum ist sie zwar nicht ganz abgeschafft. "Aber alle Wirte, die einen Antrag stellen, bekommen auch die Genehmigung", so Sprecherin Barbara Gottschlich. Die Regelung habe vor allem den Verkehr vor den Diskotheken erheblich entzerrt und damit den Lärm reduziert, über den Anwohner geklagt hatten. Lediglich die Spielhallen müssten um 1 Uhr schließen.

Eigentlich hatte Polizeipräsident Herbert Schenkelberg (SPD) auf die auch in der Düsseldorfer Altstadt ständig steigende Gewaltbereitschaft mit einem nächtlichen Alkoholkonsumverbot auf den Straßen reagieren wollen, und auch die Parteien waren dem Projekt, das in Freiburg erfolgreich erprobt wurde, nicht abgeneigt gewesen.

Nachdem das Freiburger Modell vom baden-württembergischen Verwaltungsgericht aber gekippt wurde, sieht der ordnungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Andreas Hartnigk, "momentan keine einwandfreie juristische Grundlage" für ein derartiges Verbot und die Abschaffung der Sperrstunde als andere, alternative Präventionsmaßnahme. Die Wirte sind davon schon lange überzeugt. Ihre Sprecherin Isa Fiedler: "Es ist doch klar, dass es Ärger geben kann, wenn ich plötzlich um 5 Uhr die Leute aus einer proppevollen Kneipe auf die Straße schicken muss."

Parallel zu ihrem Antrag im Stadtrat lassen Andreas Hartnigk und sein FDP-Kollege Manfred Neuenhaus nun auch prüfen, ob die Rheinbahn ihren so genannten Nachtexpress verstärken muss. Der pendelt seit drei Jahren an Wochenenden und vor Feiertagen nachts im 20-Minuten-Takt.

(RP)
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