Bezirksregierung Düsseldorf drohte mit Mittelkürzung Zukunft der Erlebnispädagogik ist in Gefahr

Spielerisch lernen Kinder Wald und Flur erkennen, ertasten mit geschlossenen Augen Bäume. Rund 3000 Jungen und Mädchen führte Umweltpädagogin Barbara Durand jährlich auf diese Weise vom Tannenbusch aus an die Natur heran. Jetzt ist die beliebte Erlebnispädagogik des "Hauses der Natur" in Gefahr: Die Bezirksregierung Düsseldorf pocht auf die festgelegte Verwendung der Landesmittel, drohte mit Kürzungen.

Die Stadt will nun Landesumweltministerium und Regierungspräsidenten einschalten. Das Land beteiligt sich zu 80 Prozent an den Kosten des "Hauses der Natur", das nun ins Kloster Knechtsteden zieht. Die restlichen 20 Prozent trägt die Stadt Dormagen. "Wir erhalten jährlich vom Landesumweltministerium rund 220.000 Mark", erläutert Frank Wagener, Geschäftsführer des "Hauses der Natur". Aus Landesmitteln wurde in den vergangenen Jahren auch die Umweltpädagogik finanziert - bislang ohne Protest.

Doch nun meldete die Bezirksregierung Düsseldorf erhebliche Bedenken an: Die Zuschüsse seien für Umweltschutz-Projekte vorgesehen, so das Argument der Bezirksregierung, nicht aber für Bildungsarbeit. "Allgemeine Umweltaufklärung, Fortbildung in Sachen Natur- und Umweltschutz, Umwelt- und Naturerziehung im Rahmen schulischer Bildung gehören nicht zu den Aufgabenfeldern Biologischer Stationen", heißt es im entsprechenden Fachkonzept des Ministeriums. Gänzlich streichen wollte die Bezirksregierung den Zuschuss aber nicht, statt der bisher 30 Stunden Umweltpädagogik sollen wöchentlich weiter 14 Stunden gefördert werden. Ansonsten wurde mit einer Zuschuss-Kürzung um rund 37.000 Mark gedroht.

"Das hätte die Finanzierung der Einrichtung gefährdet", so Wagener. Also suchten das "Haus der Natur" und die Stadt intensiv nach anderen Möglichkeiten, um eine ergänzende Beschäftigung für die Mitarbeiterin zu finden. "In den wenigen Wochen, die uns zur Verfügung standen, konnte aber keine Lösung gefunden werden", so das Resumee des Geschäftsführers. Dabei stehen nach den Ferien schon wieder weitere Termine für die Erlebnispädagogik an. "Die umweltpädagogische Arbeit von Barbara Durand ist sehr gut angekommen."

Trotz des Rückschlages sieht der städtische Dezernent Achim Still noch gute Chancen. "Ich bin sehr verwundert, dass die Bezirksregierung die Stadt als Partner bei der geschlossenen Rahmenvereinbarung nicht erst angesprochen hat." Dabei sei beim Besuch von Regierungspräsident Jürgen Büssow im vergangenen Jahr gerade deutlich gemacht worden, dass die Erlebnispädagogik ein starkes Standbein des "Hauses der Natur" sei. Auf diesen - damals unwidersprochenen Aspekt - will die Stadt auch bei Geprächen mit dem Regierungspräsidenten und dem Umweltministerium verweisen. Doch bis zu einer Entscheidung sucht die Stadt nach Übergangslösungen.

"Wir wollen mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald sprechen, ob das Angebot in bescheidenem Umfang aufrecht erhalten werden kann", fährt Achim Still fort. Die Erlebnispädagogik aufgeben will man auch im "Haus der Natur"keineswegs. "Wir suchen Möglichkeiten zur Co-Finanzierung", so Wagener, etwa aus dem Bildungsbereich. Carsten Sommerfeld

(NGZ)
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