Reportage Am Montag Lohberg 46: Webserie blickt auf Stadtteil

Dinslaken · Jugendliche aus Lohberg haben im Rahmen eines Projektes die erste Folge einer Webserie mit dem Titel "Lohberg 46" gedreht. Mit professioneller Unterstützung lernten sie vieles rund um die Kamera und geben nun Einblicke in den Stadtteil.

 Bei der Arbeit mit der Kamera lernten die Jugendlichen viel über das Filmen, über ihren Stadtteil und über sich selbst.

Bei der Arbeit mit der Kamera lernten die Jugendlichen viel über das Filmen, über ihren Stadtteil und über sich selbst.

Foto: Fotos (2) Parkwerk

Ein Jugendlicher steht in Lohberg vor einer Kulisse aus Bäumen, umringt von weiteren Jugendlichen. Er hat eine Pistole in der Hand und zielt auf einen anderen Jugendlichen. Keine Angst. Es handelt sich nicht um den Auftakt zu einem Verbrechen, sondern um eine Szene der Webserie "Lohberg 46", die Jugendliche aus dem Stadtteil selbst geschrieben und gedreht haben.

Alles begann mit einem Workshop. Gemeinsam mit Dokumentarfilmerin Ayse Kalmaz und Autor und Regisseur Adnan Köse absolvierten Jugendliche im Rahmen des Lohberger Filmfestivals einen Workshop zum Thema Film und drehten sofort den Trailer für das Festival.. "Wir hatten dann die Idee, eine Webserie in Lohberg zu drehen", erzählt Yilmaz Yasa, einer der Jugendlichen, die für das Projekt "Lohberg 46" verantwortlich sind. Mit Unterstützung von und unter der Regie von Ayse Kalmaz haben die Jugendlichen die erste Folge der Serie selbst geschrieben, gefilmt und geschauspielert. Dazu waren sie mit der Kamera in Lohberg unterwegs. "Wir haben auch spontan einige Menschen aus Lohberg mit in die Handlung eingebaut", berichtet Berka Dip, einer der Jugendlichen, die am Projekt beteiligt sind. Auch die Schützen des BSV Dinslaken-Feldmark und die Sänger des MGV Concordia waren Teil der Serienproduktion.

 Das Team von Lohberg 46 vor der Kulisse des Bergparks.

Das Team von Lohberg 46 vor der Kulisse des Bergparks.

Foto: Florian Langhoff

Produziert wird die Webserie vom Verein Parkwerk, dessen Vorsitzender Volker Grans ebenfalls in der Serie auftaucht. "Ich glaube, ich war bei jedem Dreh dabei", berichtet er. Finanziert wird der Dreh der Webserie durch Fördergelder des Bundesprogramms "Demokratie leben!". Bei den Jugendlichen steht zwar der Spaß an der Sache im Vordergrund, aber sie haben auch immer darauf geachtet, ihren Stadtteil ins richtige Licht zu rücken - manchmal einfach über schöne Bilder, aber auch mit einer gehörigen Prise Humor und Selbstironie. "Viele Menschen haben ein ganz falsches Bild von Lohberg", sagt Tarik Acabuga, der ebenfalls zu den Jugendlichen der Projektgruppe gehört. Und auch damit wollten die jungen Serienmacher etwas aufräumen. So spielen zwar in der Serie zwei Cliquen eine Rolle, die auch mal illegale Dinge machen. Aber der Hauptcharakter Suat (gespielt von YIlmaz Yasa) möchte unbedingt Polizist werden und da passen die Aktivitäten, zu den ihn sein bester Freund (gespielt von Yasin Erdi) anstiftet, nicht ganz ins Bild. Suat ist gefangen zwischen Loyalität und der Umsetzung seines Lebenstraums.

Bei den Dreharbeiten zu ersten Folge der Webserie lernen die Jugendlichen dabei einiges vor und hinter der Kamera. "Ich habe eine ganz neue Seite an mir entdeckt", sagt Yasin Erdi.

Während er im richtigen Leben eher ein Spaßvogel ist, musste er vor der Kamera den "harten Typen" mimen. "Jch denke, ich habe dafür Talent", sagt er. Unterstützung gibt es für die Jugendlichen nicht nur von Ayse Kalmaz, sondern auch von Schauspieler Erol Afsin, der schon mit Til Schweiger drehte und für die US-Serie "Homeland" vor der Kamera stand. Er kam nach Lohberg und gab den Jugendlichen Tipps. "Es haben auch sonst noch viele Menschen mitgearbeitet, die weit unter ihren üblichen Forderungen geblieben sind, wenn es ums Geld ging", erklärt Britt Jürgensen, die künstlerische Leitung des Projekts Parkwerk. So bekommt das Material, dass die Jugendlichen drehen, zum Beispiel einen professionellen Schnitt verpasst.

Die 17 Jugendlichen, die sich am Seriendreh beteiligen, hätten vor allem eins gerne: eine Fortsetzung. "Uns hat das sehr viel Spaß gemacht und wir würden gerne weitermachen", sagt Yilmaz Yasa. Denn die Fördergelder waren nur für die erste Folge der Webserie bestimmt. Mit deren Veröffentlichung hoffen die Jugendlichen und ihre erwachsenen Unterstützer nun die nötigen Mittel für eine Fortsetzung zu bekommen. Das große Ziel, wenn auch eher mit einem Augenzwinkern ausgesprochen: "Es wäre schon cool, wenn man die Serie irgendwann im Fernsehen sehen könnte", meinen einige der beteiligten Jugendlichen.

Mehr als 100 Gäste verfolgen die Premiere der Webserie im Lohberger Ledigenheim und lobten die Leistung der jugendlichen Filmemacher. Dabei empfanden einige die Darstellung eines bestimmten Konflikts in der Serie allerdings "zu realistisch". Hier möchte das Team auf die Kritik eingehen und etwas an der Premierenfolge verändern. Ab Freitag soll diese auf dem Youtube-Channel "Lohberg 46" veröffentlicht werden und frei zum Anschauen verfügbar sein. Den Trailer für die Serie, der jetzt schon dort zu finden ist, wurde bereits mehr als 5000 Mal aufgerufen.

(fla)
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