Dinslaken Ein Anlaufpunkt gegen die Einsamkeit

Dinslaken · Für seelisch erkrankte Menschen können alltägliche Dinge, wie der Handschlag bei einer Begrüßung, Angst auslösen. Das sozialpsychiatrische Zentrum der Caritas im Edith-Stein-Haus bietet Hilfe für die Rückkehr ins normale Leben.

 "Wir sind froh, solche Partner zu haben", sagte Landrat Ansgar Müller (2.v.l.) im Edith-Stein-Haus. Dort begrüßte er Caritasdirektor Michael van Meerbeck und die Leiterinnen Eva Sander (2.v.r.) und Martina Kröber (rechts).

"Wir sind froh, solche Partner zu haben", sagte Landrat Ansgar Müller (2.v.l.) im Edith-Stein-Haus. Dort begrüßte er Caritasdirektor Michael van Meerbeck und die Leiterinnen Eva Sander (2.v.r.) und Martina Kröber (rechts).

Foto: Martin büttner

Der Augenkontakt mit dem Gesprächspartner, der Handschlag bei der Begrüßung, ein Besuch im Kino oder der Einkauf im Supermarkt - alltägliche Dinge werden für seelisch erkrankte Menschen zur absoluten Belastung. "Es sind totale Störungen, und es sind für diese Menschen große Hürden, sich zum Beispiel an der Kasse in der Schlange anzustellen. Sie erleben sich selbst als defizitär und glauben, dass alle anderen das sehen könnten", berichtet Caritasdirektor Michael van Meerbeck.

Seelische Erkrankungen haben im Leben der Betroffenen häufig weitreichende Folgen, die das gesamte Umfeld umfassen. Nicht selten sind die Personen bei der Bewältigung lebensalltäglicher Verrichtungen beeinträchtigt. Manche sind infolge einer psychischen Krankheit in völlige Isolation geraten.

"99 Prozent der Menschen nehmen sich aus der Gesellschaft zurück und haben Schwierigkeiten, Kontakte zu pflegen. Die Leute, die hingegen auffällig werden, bewegen sich nur im Promillebereich", weiß der Caritasdirektor. Seine Mitarbeiter bieten im sozialpsychiatrischen Zentrum im Edith-Stein-Haus an der Duisburger Straße vielfältige Unterstützung und Begleitung in unterschiedlichen Belangen an. "Wir wollen den Menschen helfen, sie wieder auf den Weg in die Gesellschaft zu begleiten und sie dort zu integrieren. Damit sie wieder selbstständig leben können, sind wir hier ein Anlaufpunkt oder der Anker, wenn ihnen normales Leben nicht mehr für möglich erscheint."

Die ambulanten Hilfen sind für die "Besucher", so werden die seelisch Erkrankten genannt, im sozialpsychiatrischen Zentrum mit der Kontakt- und Beratungsstelle, der Tagesstätte und dem betreuten Wohnen zusammengeführt. Stationäre Hilfen werden im Hiesfelder Wohnheim "Am Klostergarten" und in Möllen im Schwester-Maria-Euthymia-Haus angeboten. "Man trinkt zusammen Kaffee, macht Ausflüge und hilft bei der Freizeitgestaltung, um einen Punkt gegen die Einsamkeit zu setzen. Und in unserer Tagesstätte werden die Menschen angeleitet, wieder einen strukturierten Tagesablauf zu erfahren, der für uns alle ganz normal erscheint", sagt Michael van Meerbeck.

Seit 13 Jahren existiert die Anlaufstelle bereits an den "Drei Kreuzen" am Kreisverkehr und die Altersstruktur reicht vom Jugendlichen bis ins Rentenalter. Die meisten Besucher suchen zunächst völlig verunsichert Hilfe im sozialpsychiatrischen Zentrum, nachdem andere Menschen sie auf ihre Verhaltensauffälligkeiten hingewiesen haben. "Wenn jemand selbst von alleine krankheitseinsichtig ist, ist das schon wie ein Sechser im Lotto", erzählt die Leiterin der Tagesstätte, Martina Kröber. "Das kommt nicht so oft vor."

(gaa)
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