Portemonnaie verloren Mein ganz persönlicher Bürokratie-Alptraum

Düsseldorf · Wer sein Portemonnaie verliert, hat das Schlimmste noch vor sich. Denn dann folgt der Gang zu den Ämtern, der unseren Autor fast die Nerven gekostet hätte. Ein Erlebnisbericht.

Was man beim Verlust des Portemonnaies tun sollte
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Was man beim Verlust des Portemonnaies tun sollte

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Foto: hans dörner (Archiv)

Es passierte nach einem ganz normalen Arbeitstag. Nach Feierabend stieg ich in mein Auto und legte mein Portemonnaie wie immer auf den Beifahrersitz. An jenem Abend war ich noch mit Freunden zum Essen verabredet, die Fahrt dauerte nur wenige Minuten. Nachdem ich wieder aus dem Auto gestiegen war, bemerkte ich, dass meine Geldbörse fehlte. Sicher in der Annahme, sie befände sich noch auf dem Beifahrersitz, ging ich zurück zum Auto, um sie zu holen. Doch dort fand ich sie nicht.

Schon leicht panisch durchsuchte ich das Auto, doch von der Brieftasche fehlte jede Spur. Das Portemonnaie, in dem sich neben einigen Geldscheinen auch sämtliche Ausweispapiere, die Bankkarte und einige Mitgliedsausweise befanden, war weg.

Was also tun? Nachdem sich die erste Aufregung gelegt hatte, entschloss ich mich, meine Bankkarte sperren zu lassen: Sicher ist sicher, dachte ich. Ich rief also bei der Hotline meiner Bank an, die zügig meine Karte sperrte. Nach rund einer Woche sollte gegen Gebühr eine neue per Post kommen. Anschließend informierte ich mich im Internet, was nun zu tun sei. Damit begann mein ganz persönlicher Bürokratie-Alptraum.

Zunächst wurde ich dort mit der Frage konfrontiert: Handelt es sich um einen Verlust oder um einen Diebstahl? Macht das einen Unterschied? Macht es! Bei einem Diebstahl muss eine Anzeige bei der Polizei erstattet werden, diese bestätigt dann, dass das Portemonnaie entwendet wurde (dazu später mehr) - der Vorgang ist kostenfrei. Meldet man den Verlust der Geldbörse, speziell den des Führerscheins, so muss man dies an Eides statt versichern. Für den anwaltlichen Blick über das Schreiben wird eine Gebühr von 30 Euro fällig.

Ich erstattete Anzeige gegen Unbekannt. Das geht inzwischen recht unkompliziert über das Online-Portal der Polizei in NRW. Wenig später kam die Mail, dass die Anzeige eingegangen und bearbeitet würde. In der Zwischenzeit kümmerte ich mich um Termine beim Straßenverkehrsamt, schließlich brauchte ich ja einen neuen Führer- und Fahrzeugscheinschein. Auch in Düsseldorf gibt es ein Online-Portal, das die Terminvereinbarung in solchen Fällen vereinfachen soll. Das gilt jedoch, wie ich feststellen musste, nur für die Vereinbarung an sich, denn die Ämter schienen auf den Verlust eines Portemonnaies samt kompletten Inhalts nicht vorbereitet zu sein.

Aus dem Internet erfuhr ich, dass ich ohne Führerscheindokument nicht fahren dürfe. Daher galt meine Priorität dem kleinen Plastikkärtchen. Ergebnis meiner Terminrecherche: eine Wartezeit von drei Wochen. Telefonisch war beim Straßenverkehrsamt niemand zu erreichen. Wirklich sprachlos machte mich aber die Internetauskunft über die Unterlagen, die ich mitzubringen hatte: der Personalausweis und, da eine Barzahlung nicht mehr möglich sei, eine EC-Karte, um die Gebühr von 50,20 Euro zu begleichen. Also eben jene Dokumente, die ebenfalls weg waren. Verzweiflung machte sich breit.

Mit dem Termin für einen neuen Fahrzeugschein ging es schneller, nur drei Tage. Mitzubringende Unterlagen: Personalausweis, EC-Karte und Verlusterklärung. Kostenpunkt: 11,20 Euro. Höchste Zeit also, sich um einen neuen Personalausweis zu kümmern. Dazu braucht man "nur" die Bestätigung der Polizei, dass dieser gestohlen wurde. Und genau da trat ein neues Problem auf. Denn die Polizei meldete sich bei mir. In ein Formular sollte ich unter anderem die Ausweisnummer eintragen. Vorher könne keine Diebstahlbescheinigung ausgestellt werden, die ich ja für einen neuen Führerschein gebraucht hätte. Woher ich die bei Verlust bekommen soll? Na vom Einwohnermeldeamt. Die Terminvereinbarung lief wieder online.

Inzwischen waren zwei Tage vergangen, die ich hauptsächlich mit Behörden-Anrufen, Internetrecherche und Beruhigungstee verbracht hatte. Ich fühlte mich wie Asterix und Obelix, die im Haus, das Verrückte macht, verzweifelt versuchten, den Passierschein A38 zu bekommen. Da klingelte abends das Handy - Nummer unbekannt. Am anderen Ende ein netter Polizeikommissar. Er habe hier eine Geldbörse vor sich liegen, die ich sofort abholen könne.

Meine erste Frage: Sind alle Dokumente da? Ob das Geld gestohlen wurde, war mir in der Situation völlig egal. Er bejahte. Ich fragte, ob ich denn ohne Führerschein fahren dürfe? Seine Antwort: "Ausnahmsweise dürfen Sie auf dem Polizeiparkplatz parken." Sofort sprang ich ins Auto, fuhr auf die Wache und holte das Portemonnaie ab. Das Geld war - natürlich - weg, doch das war mir egal. Mir blieb dieser Bürokratie-Dschungel, viel Zeit und auch viel Geld erspart.

Was ich daraus gelernt habe? Zwar habe ich noch immer alle Dokumente in der Geldbörse, jedoch liegen zu Hause nun Kopien. Das Portemonnaie fand ein junger Mann übrigens am Straßenrand, ganz in der Nähe des Lokals, an dem ich verabredet war. Offenbar war es bei meiner hektischen Suchaktion im Auto auf die Straße gefallen; also aus eigener Dummheit verloren gegangen. Seitdem bleibt es daher auch während der Fahrt in meiner Hosentasche.

(maxk)
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