NRW Kampf gegen junge Intensivtäter

NRW · Stephan S. ist ein Scheidungskind aus Gelsenkirchen-Bismark. Er hat die Hauptschule abgebrochen, ein Praktikum als Schlosser nach wenigen Tagen aufgegeben. Der 16-Jährige hat keine Perspektive – außer der, für lange Zeit hinter Gittern zu landen.

 Laut Kriminalitätsstatistik begingen im vergangenen Jahr knapp 4000 Jugendliche in NRW rund 30.000 Straftaten.

Laut Kriminalitätsstatistik begingen im vergangenen Jahr knapp 4000 Jugendliche in NRW rund 30.000 Straftaten.

Foto: AP, AP

Stephan S. ist ein Scheidungskind aus Gelsenkirchen-Bismark. Er hat die Hauptschule abgebrochen, ein Praktikum als Schlosser nach wenigen Tagen aufgegeben. Der 16-Jährige hat keine Perspektive — außer der, für lange Zeit hinter Gittern zu landen.

Stephan S. hat 2007 zwölf Straftaten begangen. Raub, Erpressung, Körperverletzung — er kennt keine Skrupel. Der Jugendliche gilt als Intensivtäter. Doch die Polizei ist ihm auf den Fersen. Regelmäßig suchen Beamten seine Mutter auf, kontrollieren die Treffpunkte seiner Clique. "Er soll sich nicht mehr unbeachtet fühlen", sagt einer der Ermittler.

Gestern informierte sich NRW-Innenminister Ingo Wolf über die Bekämpfung der Jugendgewalt in Gelsenkirchen. "Wir müssen gezielt gegen junge Kriminelle, die Schrecken verbreiten, vorgehen", sagt der Liberale. "Die Bekämpfung der Jugendgewalt ist ein wesentlicher Schwerpunkt der Polizeiarbeit."

In NRW sind derzeit landesweit 918 Kinder und Jugendliche sowie 581 Heranwachsende (18 bis 21 Jahre) als Intensivtäter, die pro Jahr mehr als fünf schwere Delikte begehen, eingestuft. Ihr Lebenslauf, das Verhalten und das Umfeld werden von Jugendsachbearbeitern erfasst. In Gelsenkirchen wurde eine "Datei U-21" eingerichtet.

Die möglichst lückenlose Überwachung zeigt Wirkung. In Gelsenkirchen liegt die Rückfallquote bei den Intensivtätern bei 69 Prozent, die Rückfallquote bei Tätern, die nicht beobachtet wurden, ist mit 85,5 Prozent allerdings wesentlich höher. Insgesamt ging die Zahl der Mehrfachverdächtigen unter 21 Jahre zwischen 2004 und 2007 um 22 Prozent zurück.

Auch in Mönchengladbach, Duisburg und Wuppertal haben die Polizeibehörden Ermittlungskommissionen gebildet, die sich speziell mit jugendlichen Intensivtätern befassen. Der innenpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Karsten Rudolph, ist sich sicher, dass allein polizeiliches Handeln bei der Bekämpfung der Jugendkriminalität nicht ausreicht. "Wichtig ist die soziale Einbindung der Intensivtäter", so der Innen-Experte.

Jugendliche Intensivtäter, die in der JVA-Heinsberg einsitzen, hatten im Gespräch mit dieser Zeitung beklagt, die Justiz sei zu milde mit ihnen umgegangen: "Ein rascher Schuss vor den Bug wäre besser gewesen." Stephan S. aus Gelsenkirchen ist für seine zwölf Straftaten zu einem Jugendarrest von vier Wochen verurteilt worden.

(RP)
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