Jugendgewalt eskaliert Raub-Opfer musste Finger amputiert werden

Düsseldorf · Jugendgewalt eskaliert: Einem 20-Jährigen musste ein Finger abgenommen werden, nachdem er in Hassels von mehreren Unbekannten überfallen und mit einem Totschläger traktiert worden war. Nun sucht die Kripo die Täter.

Stefan Schmitz liegt in der Unfallchirurgie des Benrather Krankenhauses. "Ich hätte nie gedacht, dass es so weit kommt", sagt er und senkt den Blick. Seine linke Hand ist verbunden, er bekommt starke Schmerzmittel. In einer vierstündigen Operation haben ihm Chirurgen den Ringfinger amputiert. Zeige- und Mittelfinger mussten aufwändig gerichtet und durch innere Drähte gestützt werden.

Neben dem Bett sitzt sein Freund Peter Kießhauer (20). Wie Stefan war auch er bei einem Überfall von einem Metall-Schlagstock, einem so genannten Totschläger, des Täters getroffen worden. Weil er sich schnell weggeduckt hatte, traf die teleskopartige Waffe seinen Hinterkopf mit verminderter Wucht. "Ich habe wohl Glück gehabt", sagt Kießhauer.

Plötzlich ging alles ganz schnell

Die beiden jungen Männer waren am Donnerstag vergangener Woche kurz nach Mitternacht auf dem Heimweg, als ihnen auf der Gnesener Straße sechs Unbekannte (Beschreibung siehe Info) begegneten. "Komm ma' her" — viel mehr sollen sie nicht gesagt haben, da begannen sie auch schon, die Taschen ihrer Opfer nach Wertgegenständen zu durchsuchen. Doch die wollten sich nicht ausrauben lassen und schoben die Männer weg. Dann ging alles ganz schnell.

"Einer von ihnen zog einen dunklen Teleskopschläger aus Metall und schlug zu", berichtet Stefan. Der 20-Jährige riss beide Hände hoch, um den Kopf zu schützen. Der Schlagstock mit kugelförmiger Spitze traf mit voller Wucht seine linke Hand. "Zwei oder drei Mal", erinnert er sich. "Ich ging zu Boden, und als ich meine blutenden Finger sah, musste ich mich übergeben."

Nachdem die Metall-Rute auch auf Peter getroffen hatte, flüchteten die Täter ohne Beute in Richtung Potsdamer Straße. Peter rief per Handy den Rettungsdienst. "In einer Notoperation konnte Stefans Finger zunächst gerettet werden", berichtet seine Mutter, Petra Schmitz. Doch die Blutgefäße waren zu stark beschädigt. In den nächsten Tagen sei der Finger "ganz schwarz" geworden und musste abgenommen werden. "Ich kann nur hoffen, dass man die Täter fasst", sagt die Mutter: "Das war sicher nicht der erste Überfall, und wer weiß, wen es als nächsten erwischt."

Ihr Mann, Stefans Vater, ist im vergangenen Jahr an den Folgen einer Gehirnblutung gestorben. Nun lebt sie von einer kleinen Rente und macht sich Sorgen um Stefans Zukunft. Im April hatte der junge Benrather den Wehrdienst bei der Bundeswehr als Jäger der Infanterie in Bonn angetreten. "Ich wollte mich als Zeitsoldat verpflichten und in einen Auslandseinsatz gehen", sagt er. Nun ist seine Zukunft völlig ungewiss.

(RP)
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