Mönchengladbach Ein Bad für acht Millionen Euro

Mönchengladbach · Ein Zehn-Meter-Sprungturm, eine Edelstahlwanne als Sportbecken und direkt nebenan ein Kindergarten: Das Pahlkebad verbindet Alt und Neu. Die Politiker stritten heftig um den Abriss des Gebäudes. Weil das Bad ein Denkmal ist, blieb die äußere Hülle. Im Februar wird es neu eröffnet.

 Bald können die Schwimmer wieder im Pahlkebad ihre Bahnen ziehen – dann allerdings in einer Edelstahlwanne.

Bald können die Schwimmer wieder im Pahlkebad ihre Bahnen ziehen – dann allerdings in einer Edelstahlwanne.

Foto: Raupold, Ilgner, KN

Zwischen Weihnachten und Neujahr wird im Pahlkebad gearbeitet. Auch notgedrungen: Denn 17 Platten der Edelstahlwanne, die künftig als Schwimmbecken dient, müssen ersetzt werden. Unbekannte hatten sie erheblich beschädigt.

"Ärgerlich. Doch das verzögert nicht die Fertigstellung", sagt Armin Marx, bei der NVV für die Bäder zuständig. Im Februar soll das Pahlkebad, das eigentlich Rheydter Stadtbad heißt, neu eröffnet werden. Den genauen Termin wollen Stadt und NVV noch abstimmen. Fertig ist der benachbarte Kindergarten — hier fehlt nur die Inneneinrichtung, damit im Januar Mädchen und Jungen einziehen können. Acht Millionen Euro kostet die gesamte Sanierung, 80 Prozent davon trägt das Land.

Zweckbau ohne Turm

Eigentlich sollte das Pahlkebad in seiner jetzigen Form komplett verschwinden. CDU und FDP, die in der vergangenen Wahlperiode die Ratsmehrheit stellten, wollten es abreißen lassen und stattdessen durch ein Funktionsbad ersetzen: klein, kompakt, ohne Schnickschnack, mit 25-Meter-Bahn und ohne Sprungturm.

Es hagelte Bürgerproteste. Als dann auch noch die SPD durchsetzte, dass das Pahlkebad als Denkmal anerkannt wurde, verschwanden die Pläne von Schwarz-Gelb zunächst in der Schublade und dann weiter in den Papierkorb. Schließlich spielte bei der Millioneninvestition sogar die Bezirksregierung mit, die sonst jede finanzielle Ausgabe der Stadt unter die Lupe nimmt. Wenn die Stadt im Gegenzug drei kleine Bäder schließe, dürfe sie bauen — so die Reaktion aus Düsseldorf.

Die Architektur

Das 1969 fertiggestellte Bad hat der Architekt Ernst Roddewig entworfen. Die besondere Gestaltung hat in Rheydt und in Gladbach nie jemand besonders gewürdigt. Als dann aber Denkmal-Experten sogar Parallelen zu Ludwig Mies van der Rohe — einer der bedeutendsten Architekten der Moderne und letzter Direktor des Bauhauses — erkannten, da war das im Nachhinein wie ein Ritterschlag für Roddewig.

Die gläserne "Haut" des Schwimmbades und die Dachträger, die so aussehen, als würde an ihnen das Dach hängen, begeisterten Fachleute aber bereits 1970: Sie nahmen das Pahlkebad in ein Handbuch auf, das weltweit 180 Vorbildbauten beschrieb. Der Gladbacher Architekt Dr. Burkhard Schrammen übernahm die Aufgabe, den Roddewig-Bau auf die Bedürfnisse des 21. Jahrhunderts zu übertragen. Das bedeutet: Es muss energetisch auf einem topaktuellen Stand sein. Die gläserne "Haut" blieb — sie ist jetzt allerdings einen Ton dunkler.

Mit Kindergarten

Ein Hallenbad, dessen Nachbarn Mädchen und Jungen eines Kindergartens sind — das ist nicht üblich. Weil aber in Rheydt-Mitte ein dringend benötigter viergruppiger Kindergarten fehlte, entwickelte die Stadt diese Lösung. Denn so blieb ihr die Suche nach einem innerstädtischen Grundstück zu einem erschwinglichen Preis erspart.

Zankapfel Sprungturm

Rheydt war einmal eine Springer-Hochburg. Turmspringer haben es gar zu Meisterehren gebracht. Das ist lange her. Ist ein Zehn-Meter-Turm heute noch zeitgemäß? Darüber stritten sich die Politiker. Am Ende mussten sie klein beigeben: Denn die Denkmalpfleger legten Wert darauf, dass der Turm mit seinen vier Ebenen — drei, fünf, 7,5 und zehn Metern — erhalten bleibt.

Auch auf die Tribüne mit ihren Mosaikfliesen wird nicht verzichtet. Es gibt weiterhin ein Lehrschwimm- und ein Sportbecken. Um die Wartungskosten gering zu halten, ziehen Schwimmer künftig ihre Bahnen in einer Edelstahlwanne. Der Kindergarten hat einen eigenen Innenhof, eine Spielfläche neben dem Bad und einen Aufzug.

(RP/rl)
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