Ist Strandnähe wirklich nahe am Strand? Die gängigsten Fallen bei der Urlaubsplanung

Düsseldorf · Zuhause vermitteln die Hochglanzbilder den perfekten Urlaub. Ein Zimmer mit "Meerblick" etwa ist schnell gebucht. Doch dann ist das blaue Nass nur per Kletterpartie am Fenster zu sehen. Wir erklären, was Reisebeschreibungen wirklich bedeuten.

Die schlimmsten Baustellen-Hotels
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Reiseprospekte sind verlockend: Ein "naturbelassener Sandstrand", "freundlich und zweckmäßig" eingerichtete Hotelzimmer in einem "zentral gelegenen" Hotel lassen von weißem Strand unter Palmen, einem gemütlichen Zimmer in einem netten Hotel und Restaurants mit leckerem Essen um die Ecke träumen. Doch nicht immer steckt hinter den Beschreibungen, was Urlauber sich vorstellen.

Wie nahe ist Strandnähe?

"Leider müssen Urlauber bei einem 'in Strandnähe‘ gelegenen Hotel damit rechnen, Strandmatte und Co. erst einmal ein oder zwei Kilometer zu schleppen", warnt Anne Kronzucker, Juristin der D.A.S. Rechtsschutzversicherung. Und ein "naturbelassener" Strand ist nicht unbedingt ein weißer, menschenleerer Sandstrand, sondern eher das Gegenteil: Hier räumt kein Reinigungspersonal den Abfall weg und schlimmstenfalls gelangt durch Abwasserzuläufe direkt neben dem Liegestuhl eine braune Brühe ins Meer.

Was bedeutet "mit Meerblick"?

Unterkünfte mit Meerblick sind meist sehr begehrt und oft auch teurer als Zimmer ohne Sicht auf das endlose Blau. Wer eine Unterkunft mit Meerblick bucht, hat auch Anspruch darauf, so das Amtsgericht Duisburg. Allerdings wies das Gericht darauf hin, dass der Meerblick nicht immer mit der vollen Sicht auf das Meer gleichzusetzen ist. Ein wenig um die Ecke schauen kann schon dazugehören.

Was steckt hinter einem "Familienzimmer"?

"Zimmer in landestypischer Bauweise", "freundlich und zweckmäßig eingerichtet" — Reisende, die hier Hotelräume mit traditioneller Dekoration erwarten oder mit viel Stauraum für all die Koffer und Taschen werden enttäuscht sein: Dahinter können sich kleine, spartanisch eingerichtete Zimmer mit gekacheltem Boden verstecken. "Ob der Urlauber hier eine Chance auf einen Reisemangel hat, ist wieder abhängig vom individuellen Fall", sagt die D.A.S. Expertin. "Wichtig ist dabei erneut, wie stark die Wirklichkeit von der Reisebeschreibung abweicht." Ob nur ein geringfügiger Mangel vorliegt, ist im Einzelfall vom Gericht zu entscheiden. So entschied das Landgericht Frankfurt/M., dass ein "geräumiges Familienzimmer für drei bis vier Personen" größer als 16 qm sein sollte. Ansonsten handle es sich um einen Reisemangel.

Wann sind Mängel anzumelden?

Weicht die Wirklichkeit zu stark von der Reisebeschreibung ab, können Urlauber unter Umständen einen Mangel melden. Allerdings unterscheiden hier die Gerichte zwischen erheblichen und unerheblichen Abweichungen der Realität von der Prospektdarstellung. Haben die Reisenden beispielsweise ein Strandhotel gebucht, Sand und Strand sind aber über 300 Meter weg vom Hotel, liegt ein Mangel vor. Wurde das Hotel jedoch als "in Strandnähe" gelegen beschrieben, ist ein kleiner Spaziergang einzuplanen.

Korrektes Vorgehen bei einem Mangel

Wer als Reisender von einem Mangel ausgeht, muss diesen unverzüglich und schriftlich beim Reiseveranstalter melden. Vor Ort ist er meist durch einen Reiseleiter vertreten. "Wenn Sie bis nach der Reise warten, liegt der Verdacht nahe, dass der Mangel gar nicht so sehr stört — und das wiederum kann die Durchsetzung Ihrer Ansprüche gefährden", sagt die Rechtsexpertin der D.A.S. Denn: Der Gesetzgeber hat die Mängelanzeige vor Ort zur Voraussetzung für die Ansprüche des Reisenden gemacht. Wichtig: Die Mängel konkret formulieren! Die pauschale Äußerung, das Essen habe nicht geschmeckt, reicht nicht aus. Ein weiterer Tipp: Lassen Sie sich zu Beweiszwecken eine Kopie Ihres Schreibens vom Reiseleiter mit Datum und Uhrzeit gegenzeichnen.

(hav/das)
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