Untersuchung Forscher: Geringe radioaktive Strahlung hat positive Effekte

Houston (rpo). Mit auf den Menschen einwirkender radioaktiver Strahlung verbindet man im Allgemeinen Krankheit, Gefahr und Tod. Das dies nicht immer so sein muss, zeigt jetzt eine Untersuchung an Wühlmäusen. Diese waren dauerhaftv einer schwachen radioaktiven Starhlung ausgesetzt und es ging ihnen nicht nur blendend, nein, sie lebten auch länger.

Das schließen kanadische Forscher aus den Ergebnissen einer vierjährigen Studie mit mehreren Wühlmausgruppen. Die schwache chronische Bestrahlung erhöhte dabei leicht die Konzentration bestimmter Stresshormone im Blut der Tiere.

Ein solcher Effekt ist bereits aus anderen Studien bekannt und wird mit einer verlängerten Lebenserwartung und besserer Fitness in Verbindung gebracht. Die Wissenschaftler um Rudy Boonstra von der Universität Toronto in Scarborough beschreiben ihre Studie in der Fachzeitschrift "Environmental Toxicology and Chemistry" (Bd. 24, Nr. 2, S. 334).

In geringen Dosen haben verschiedene, eigentlich schädliche Substanzen oder Umwelteinflüsse eine positive Wirkung auf den Organismus - ein Effekt, der Hormesis genannt wird.

Eine hormetische Wirkung ist beispielsweise von Alkohol und seinen Stoffwechselprodukten, verschiedenen Antibiotika und Schwermetallen bekannt. Der Einfluss von radioaktiver Strahlung ist jedoch umstritten: Während die meisten Strahlenschutzexperten der Ansicht sind, dass schon bei geringer Strahlungsintensität schädigende Effekte auftreten, beschreiben einige Studien einen positiven Effekt geringer Strahlungsdosen.

Die Forscher setzten mehrere Wühlmauspopulationen in ihrer natürlichen Umgebung jeweils ein halbes Jahr lang verschiedenen Strahlungsintensitäten aus. Eine Gruppe lebte als Kontrolle weiterhin bei der normalen Hintergrundstrahlung, die in der Natur durch den Zerfall von Radon und anderen radioaktiven Elementen entsteht.

Eine zweite Gruppe wurde einer niedrigen Dosis von etwa dem 200fachen der Hintergrundstrahlung ausgesetzt, und eine dritte Gruppe wurde mit einer hohen Dosis bestrahlt, die etwa dem 40 000fachen der natürlichen Strahlung entsprach. Während der Studie bestimmten die Forscher regelmäßig die Blutzusammensetzung und den Hormonspiegel der Tiere.

Die Tiere, die der geringen Strahlung ausgesetzt waren, hatten im Gegensatz zu den anderen beiden Gruppen leicht erhöhte Stresshormonspiegel im Blut. Außerdem war ihr Immunsystem aktiver als das ihrer Artgenossen, berichten die Wissenschaftler. Der leichte Stress durch die Strahlung aktiviert ihrer Ansicht nach verschiedene Reparatur- und Abwehrmechanismen des Körpers.

Dadurch werde nicht nur geschädigtes Gewebe effektiver repariert, sondern auch die Immunabwehr verbessert, was einen positiven Einfluss auf den Organismus habe. Ob die Strahlung auch schädliche Effekte hat, wollen die Forscher nun in weiteren Experimenten klären.

(afp)
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