Serie: Auslandsknigge (Teil 1) China: Im Land von Stäbchen und Verbeugung

Düsseldorf · Firmenerweiterung oder Kontaktpflege - Gründe für eine Geschäftsreise ins Ausland gibt es viele. Doch nicht jedem fällt es leicht, sich auf unbekannten Terrain gekonnt zu bewegen. Wie sagt man "Hallo"? Was für ein Geschenk sollte man mitbringen und wie führt man im Gastland Verhandlungen? Lesen Sie hier die wichtigsten interkulturellen Überlebenstricks für China.

 Verbeugung, Stäbchen, keine Direktheit - in China funktionieren viele Dinge anders.

Verbeugung, Stäbchen, keine Direktheit - in China funktionieren viele Dinge anders.

Foto: rpo

Wer aus geschäftlichen Gründen in ein anderes Land reist, befindet sich immer in einer Ausnahmesituation. Während sich Urlauber aussuchen können, ob und wie viel sie außerhalb ihres Hotels mit Einheimischen zu tun haben möchten, stehen Geschäftsreisende nicht nur in engem Kontakt mit ihnen, die gemeinsamen Gespräche sind in der Regel auch von großer beruflicher und finanzieller Bedeutung.

Geradezu unentbehrlich in einem Unternehmen macht sich deshalb derjenige, der die richtigen Umgangsformen beherrscht und leicht zwischen den verschiedenen Ländern vermitteln kann - zum Beispiel auf einer Reise nach China, einem der wichtigsten Geschäftpartner weltweit.

Begrüßung: Distanziert bleiben

Gerade stehen, Hand ausstrecken und dem Gegenüber fest in die Augen blicken, was in Deutschland als höfliche Begrüßung gilt, ist in China ein absolutes Tabu. Wer zum ersten Mal auf seine chinesischen Geschäftspartner trifft, sollte die Augen gesenkt halten, und sich mit einem freundlichen Lächeln auf dem Mund ähnlich tief wie sein Gegenüber verbeugen. Nur Chinesen, die sich bereits an die europäischen Gepflogenheiten gewöhnt haben, reichen anderen die Hand oder nicken mit dem Kopf.

Aus Höflichkeit und Respekt vor der Kultur des Gastlandes sollte man außerdem auf Chinesisch "Guten Tag" sagen. Zu bedenken ist dabei allerdings, dass die Chinesen immer zuerst den Nachnamen und dann den Vornamen nennen, zum Beispiel "Guten Tag Müller Emil". (Einen Überblick über die 30 wichtigsten chinesischen Vokabeln und ihre Aussprache bekommen Sie hier.)

Mit Umarmungen oder anderen Formen von engem Körperkontakt können Chinesen dagegen überhaupt nicht umgehen. Zu vermeiden sind deshalb Umarmungen und andere persönliche Gesten.

Visitenkarte: Ein unverzichtbares Accessoire

Das kleine Kärtchen mit den geschäftlichen Details gehört im gesamten asiatischen Raum zu den wichtigsten Utensilien eines Geschäftsmannes. Sie werden zu jeder Gelegenheit verteilt, und fungieren als Statussymbol. Vor allem in China ähnelt die Übergabe der Visitenkarte einem festen Ritual: Reichen Sie Ihrem Geschäftspartner die Karte stehts mit zwei Händen, die Schrift sollte dabei zu ihm gewandt sein. Wenn Sie seine dagegen annehmen, gilt es als respektlos sie einfach so in der Tasche verschwinden zu lassen. Nehmen Sie sich statt dessen einen Moment Zeit, um die Visitenkarte zu inspizieren, und lassen Sie sie falls möglich offen auf dem Tisch liegen.

Geschäftsessen: Anerkennung zeigen

Auch in China gehört das Geschäftsessen zu einem Business-Termin dazu. Dennoch wird es eher funktional abgehalten. Die Speisen kommen zumeist auf einmal auf den Tisch, und werden zügig gegessen. Essgeräusche gehören dabei dazu. Sie bedeuten, dass das Essen schmeckt. Ebenso verhält es sich damit, Essen übrig zu lassen. Mehr Speisen zu bestellen, als die Gäste bewältigen können, demonstriert in China Reichtum. Zu vermeiden ist allerdings die Stäbchen in den Reis hinein zu stecken. Diese Geste symbolisiert in der Volksrepublik den Tod.

Alltägliches: Vorsicht bei den Kleinigkeiten

Als unhöflich wird in China auch das Naseputzen empfunden. Wer sich Schnäuzen muss, sollte deshalb unbedingt vorher auf die Toilette gehen. Bei Geschenken und auch Kleidung ist zudem die Farbe Weiß zu meiden. In China wird sie vor allem zu Beerdigungen getragen. Und auch Blumen, werden nur zu diesem Anlass mitgebracht. Möchten Sie ein Gastgeschenk mitbringen, setzen Sie lieber auf eine europäische Delikatesse.

Verhandlung: Geduld ist gefragt

Während man in Deutschland dazu neigt, in Geschäftsverhandlungen gerade heraus zu sprechen, redet man in China eher um die Sache herum. Ein klares "Nein" etwa, bedeutet für Chinesen einen Gesichtsverlust, so dass sie Antworten wie "noch nicht" oder "vermutlich bald" geben. Ähnlich sollte man es als Gast in diesem Land halten.

Smalltalk dagegen ist ein wichtiger Bestandteil von Verhandlungen. Dazu gehören auch Themen, die für Deutsche eher privat anmuten. So unterhalten sich Chinesen vorzugsweise über Golf, das Wetter, Urlaub aber auch über das Gehalt und die Familie. In der Volksrepublik gilt eine große Familie mit vielen Söhnen als Reichtum.

Schlecht kommen dagegen Gespräche über die politische Situation des Landes an. Wer sich etwa nach der Regierung Chinas erkundigt, muss mit abweisender Stimmung rechnen. Übrigens sollten auch Wutausbrüche und hitzige Debatten vermieden werden. Chinesen legen viel Wert auf Harmonie selbst, wenn sie nur oberflächlich scheint.

Gastgeschenke: Kitsch kommt an

Geschenke gelten zwar als Zeichen der Höflichkeit und des Respekts, wer jedoch zum Falschen greift, ist trotzdem schnell unten durch. Nicht gut sind weiße Blumen, scharfe Gegenstände oder auch Schuhe. In Deutschland absolut unüblich aber in China durchaus Gang und Gäbe ist, dass Preisschild am Geschenk zu belassen. Zum einen wissen Chinesen Geschenke von hohem Wert besonders zu schätzen, zum anderen ist es dort üblich ein Gegengeschenk mit dem selben Wert zu machen. Ist das Preisschild noch dran, fällt diese Geste natürlich erheblich leichter, und niemand verliert sein Gesicht. Sollte Ihnen dieser Brauch jedoch zu seltsam erscheinen, ist es kein Problem, ihn nicht zu pflegen.

Als Geschenke geeignet sind zudem Pralinen, Kulis, Füller, Werbegeschenke der Firma und Alkohol aus Europa. Übrigens: Wird Ihnen etwas geschenkt, sollten Sie es nicht direkt auspacken, sondern sich lediglich höflich bedanken, und es erst nach der Besprechung öffnen.

(ham)
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