"Oberklasse im Mittelklasseformat" Der neue VW Passat will ein Mercedes sein
Wolfsburg · Volkswagen möchte sein wichtigstes Modell endlich in der Oberklasse positionieren. Das gelingt nicht ganz. Aber in Verbindung mit dem attraktiven Preis wird der deutlich aufgewertete Passat trotzdem zum Mercedes-Rivalen.
Das ist der neue Passat
Europas größter Autokonzern verkauft pro Minute zwei VW Passat. Mit 1,1 Millionen Verkäufen allein im vergangenen Jahr ist die über 40 Jahre alte Modellreihe die wichtigste im VW-Konzern.
Ein berechenbarer Umsatzbringer, ohne den VW sich Extravaganzen wie die Motorradmarke Ducati (40.000 Verkäufe pro Jahr) oder Hätschel-Töchterchen Bugatti (50 Verkäufe pro Jahr) nicht leisten könnte. Aber bei allem Erfolg hat der Passat ein Problem: Er ist Deutschlands langweiligstes Mittelklasse-Mobil. Das soll sich ändern.
Die achte Auflage, die Ende November ab 25.875 Euro (nur 500 Euro teurer als das aktuelle Modell) zu haben ist, positioniert VW im Prospekt wörtlich "auf Augenhöhe mit den Premiummarken". VW-Chef Winterkorn spricht von einer "Oberklasse im Mittelklasseformat", Chefdesigner Klaus Bischoff vom "Klassensprung".
Die Werbelyrik hat einen wahren Kern: Mit einem um neun Zentimeter auf 2,80 Meter verlängerten Radstand für den souveränen Geradeauslauf, beinahe raffinierter Optik, einem Material-Upgrade im Innenraum, äußerst soliden Motoren und jeder Menge Elektro-Schnickschnack wird der rollende Biedermann erstmals zur Business-Limousine.
Zwar ähnelt auch der neue Passat der VW-Billigschwester Skoda immer noch mehr als einem Mercedes. Aber der qualitative Abstand wird kleiner, während der preisliche Abstand bleibt. Der neue Passat ist ein echter Rivale für den Audi A4, den 3-er BMW und die C-Klasse von Mercedes. Deren Basismodell kostet knapp 8000 Euro mehr.
Optik Der üppig verchromte Kühlergrill unterstreicht das Bemühen um (Überhol-)Prestige, eine unten um das Fahrzeug laufende Chromleiste presst den Passat auf die Straße. Der Neue ist 1,4 Zentimeter flacher als sein Vorgänger, die Überhänge sind kürzer, die Breite etwas gewachsen. Trotz dieser sportlichen Akzente dominieren die klaren Horizontallinien - insgesamt bleibt der neue Passat deshalb ein zurückhaltendes Auto.
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Innenraum Die Oberflächen sind weich hinterschäumt. Wie bei VW üblich bleibt das Cockpit sachlich. Erstmals bietet VW ein als Volldisplay aufgebautes Kombiinstrument mit interaktiver Darstellung an: Beim so genannten "Active Info Display" werden die Instrumente rein virtuell auf einer Art Monitor dargestellt.
Vorteil: Sie lassen sich frei programmieren. Angeboten wird zusätzlich ein Head-up-Display, das die wichtigsten Cockpitdaten einspiegelt. Allerdings nicht wie bei Audi auf die Windschutzscheibe, sondern nur auf eine herausfahrbahre Plexiglas-Scheibe. Das wirkt billig. Ebenfalls neu ist ein "Rear Seat Entertainment"-Paket: Eine App, die das Infotainmentsystem des Passats auch auf dem Rücksitz mit Tablet-Computern kompatibel macht.
Ausstattung Die Liste der möglichen Extras ist lang. Zubuchbar sind zum Beispiel eine Video-Einparkhilfe aus Vogelperspektive, ein Park- und Side-Assistent, der beim Einparken hilft und vor Fahrzeugen im toten Winkel warnt, ein "Trailer Assistent" für das Fahren mit Anhänger und ein Stau-Assistent, der beim Stop-and-Go-Verkehr das Bremsen und Gasgeben übernimmt.
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Kurzum: Viel mehr hat die traditionelle Oberklasse auch nicht zu bieten. Unübersichtlich ist nur die Preisstruktur der Extras: Manches ist je nach Modellvariante enthalten, manches kostet extra - aber je nach Modell teils unterschiedlich viel.
Motoren Weil der neue Passat bis zu 85 Kilo weniger als der Vorgänger wiegt, sollen die Motoren durch die Bank 20 Prozent weniger verbrauchen. VW bietet moderne TSI-Vierzylinder zwischen 1,4 und zwei Liter Hubraum und von 125 bis 280 PS an. Die TDI-Diesel haben zwischen 120 und 240 PS. Letzterer hat ein Drehmoment von 500 Newtonmeter. Das ist enorm. Viel mehr Kraft hat ein Mercedes SLK auch nicht.
