C-Klasse im Test Bei Mercedes verschmelzen die Klassen

Düsseldorf · Ein tolles Design mit Anleihen von der großen S-Klasse, ein moderner Innenraum, Leichtbau und jede Menge Ausstattungsmöglichkeiten: Die neue C-Klasse von Mercedes könnte ein großer Wurf werden und sogar Fahrer Münchner oder Ingolstädter Fabrikate ins Grübeln bringen. Allerdings wird die neue Generation auch einem Modell aus den eigenen Reihen gefährlich.

Die Mercedes-Benz C-Klasse im Test
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Die Rollen schienen bisher klar verteilt: In der Limousinen-Flotte von Mercedes spielt die S-Klasse das Fahrzeug für den Unternehmer und Vorstandsvorsitzenden, die E-Klasse das Dienstauto für den gehobenen Manager und die C-Klasse - na ja, in manchen Augen vielleicht das Vehikel für den Rentner, der eine A- oder B-Klasse nicht als vollwertiges Fahrzeug mit Stern akzeptieren kann. Aber, um es mal mit einer etwas weniger exquisiten deutschen Marke zu sagen: Umparken im Kopf ist angesagt. Die neue, ab 15. März und ab 33.558 Euro erhältliche C-Klasse räumt mit dem bisherigen biederen Image dieses Modells kräftig auf. Vor allem in zwei Kategorien setzt die Mercedes-Mittelklasse überraschend einen neuen Maßstab.

Das wäre zum einen das Design zu nennen. Durch eine geschickte Linienführung wirkt das Heck, trotz eines immerhin im Vergleich zum Vorgänger um 20 auf 480 Liter angewachsenen Kofferraums, kurz und knackig, die Motorhaube dagegen langgestreckt: So sehen gemeinhin Sportwagen aus. Ein Eindruck, der durch die breite Schulter und zumindest optisch klein wirkenden Anteil an Fensterfläche unterstrichen wird. Sowohl die Seitenlinie als auch das Heck nehmen zudem deutlich Anleihen an der seit vorigem Jahr neuen S-Klasse.

Mercedes lässt den Käufern die Wahl zwischen zwei unterschiedlichen Fronten. Der sogenannte Sportgrill mit eingelassenem Stern ist Serie und kommt auch in der Ausstattungslinie Avantgarde zum Einsatz. Wer die klassische Linie Exklusive wählt, erhält einen Stern auf der Motorhaube und eine etwas größere, den Status der Limousine betonenden Kühlergrill. Nur hier kann der Grill gegen 120 Euro Aufpreis auch die Lamellen komplett schließen, was bei schneller Fahrt den cW-Wert drückt und 0,1 Liter Ersparnis auf 100 Kilometern bringen soll.

Willkommen in der Oberklasse

Den zweiten Maßstab setzt Mercedes mit dem Innenraum und dessen Verarbeitung. Hier entfernen sich die Schwaben wohl am deutlichsten vom Vorgängermodell und schließen in der Verarbeitungsqualität zu Audi auf — mindestens. So wirkt die Schalterreihe auf der Mittelkonsole gleich unterhalb der runden Luftaustrittsdüsen so hochwertig, als wäre sie direkt aus der Oberklasse importiert. Neu in der C-Klasse sind Komfort- und Sicherheitselemente wie das Head-up-Display, das wichtige Informationen farbig in die Windschutzscheibe spiegelt, oder auch das Touchpad auf der Mittelkonsole, das die Eingabe von Befehlen per Schreibbefehl möglich macht.

Auf den ersten Testfahrten überzeugte uns die C-Klasse vor allem durch ihre Handlichkeit und das wohl geringste Geräuschniveau in ihrer Klasse. Schon der Rohbau, zu 48 Prozent aus Aluminium bestehend, wiegt rund 70 Kilogramm weniger als beim Vorgänger. Weitere 30 Kilogramm sparten die Entwickler mit Einzelmaßnahmen ein. Die Diät wirkt sich sowohl positiv auf den Verbrauch, als auch auf die Agilität des Fahrzeugs aus. Noch nie fuhr sich eine C-Klasse so leicht und präzise, was im Übrigen auch an der neu konstruierten Vorderachse liegen mag.

Wer noch mehr Komfort und/oder Sicherheit will, kann aus einer Fülle von Optionen wählen. Unter anderem gibt es erstmals eine Luftfederung, ein elektronisch einstellbares Fahrwerk und die gesamte Armada an Assistenzsystemen.

Wenig Auswahl zu Beginn

Zum Marktstart stehen zunächst nur zwei Benziner und ein Diesel zur Verfügung. Es folgen im Jahresverlauf weitere Ottomotoren und Selbstzünder, zum Beispiel die beiden kleinen Diesel aus der Zusammenarbeit mit Renault mit 1,6 Liter Hubraum und 85 kW/115 PS beziehungsweise 100 kW/136 PS. Außerdem kommt im Herbst der C 300 als Dieselhybrid (150 kW/204 PS + 20 kW/27 PS Elektromotor) mit 3,6 Liter Verbrauch (99 g CO2) und auch ein starker Sechszylinder-Benziner als C 400 mit 245 kW/333 PS. Im Dezember folgt dann die AMG-Version. Ein Höhepunkt in der Antriebspalette wird der Plug-in-Hybrid sein, der für 2015 erwartet wird und vermutlich ca. 50 Kilometer rein elektrisch zurücklegen kann.

Auch bei den Karosserievarianten wird sich noch einiges tun. Zunächst kommt im Herbst die Kombi-Version der C-Klasse (T-Modell), die Juni auf der AMI in Leipzig ihre Weltpremiere feiern wird. Dass es im Laufe der Zeit auch ein neues Coupé und andere Spezialkarosserien geben wird, ist kein Geheimnis.

Für unsere erste Ausfahrt in der neuen C-Klasse hatten wir den zunächst einzig verfügbaren Diesel gewählt, den ab 38.675 Euro erhältlichen C 220. Der Selbstzünder leistet 170 PS und ist von Haus aus nicht eben leise ausgelegt. Umso überraschender, wie dezent das Aggregat in der offensichtlich gut gekapselten Baureihe 205, so die interne Bezeichnung der neuen Generation, zu Werke geht. Noch überzeugender ist das Fahrwerk geraten, das schon mit der serienmäßigen Stahlfederung kaum Wünsche offen lässt. Wer zusätzliches Geld in die an der Vorder- wie an der Hinterachse arbeitende Luftfederung investiert, wird sich tatsächlich wie in der Oberklasse fühlen.

Sollte der erste Eindruck nicht täuschen, ist Mercedes mit der C-Klasse ein wirklich großer Wurf gelungen. Das wird nicht nur die Wettbewerber Audi A4 und BMW 3er ins Grübeln bringen, sondern könnte auch im eigenen Haus Wirkung zeigen. Denn nur wer den zusätzlichen Raum vor allem auf den Rücksitzen wirklich benötigt, hat jetzt noch Grund zum nächstgrößeren Modell zu greifen. Ansonsten kann die C-Klasse alles besser als die geräumigere, allerdings trotz umfangreicher Überarbeitung im letzten Jahr auch spürbar ältere E-Klasse. Das ist nicht schlimm, denn schließlich kann auch Konkurrenz im eigenen Haus die Ingenieure motivieren und das Geschäft beleben.

(cfk)
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