Teamchef-Ärger beim VfB Stuttgart Babbel hofft auf einen Kompromiss

Stuttgart/Düsseldorf (RP). Der Weg zum Traumberuf ist manchmal recht beschwerlich. Diese ernüchternde Erfahrung muss in diesen Tagen auch Markus Babbel machen. Dieser hat zwar eine Stelle in der sportlichen Leitung des Bundesligisten VfB Stuttgart gefunden, dummerweise fehlt ihm aber die Qualifikation.

Das ist Markus Babbel
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Foto: dapd

Babbel, Europameister von 1996, arbeitet zurzeit nur mit einer Ausnahmegenehmigung noch bis zum Saisonende als Teamchef der Schwaben. Danach, so will es der Deutsche Fußball-Bund, müsste er zunächst einen elfmonatigen Lehrgang in Köln absolvieren. Sein Job im Ländle wäre damit allerdings ziemlich sicher futsch.

Babbel, einst als Verteidiger unter anderem beim FC Bayern München und dem FC Liverpool engagiert, sucht nun händeringend nach einer anderen Lösung für sein Problem und hofft auf einen Kompromiss. "Ich denke, der DFB wird versuchen, eine Möglichkeit zu finden, die allen nützt: dem Verband selbst, der seine konsequente Linie durchziehen will und ein Interesse daran hat, dass Trainer eine fundierte Ausbildung bekommen, aber auch den jungen Trainern wie mir, denen nicht die Chance verbaut werden sollte, in diesem Beruf Fuß zu fassen", sagt Babbel.

Der Bund Deutscher Fußball-Lehrer (BDFL) lehnt eine Sonderregelung für Markus Babbel zum Erhalt der Fußballlehrer-Lizenz ab. "Es macht keinen Sinn, immer und immer wieder eine Ausnahme zu machen. Eine vernünftige Qualifizierung ist wichtig. Die Fußballlehrer-Ausbildung hat weltweit einen enorm hohen Stellenwert", sagt BDFL-Präsident Horst Zingraf. "Für mich ist das praktisch undenkbar, dass ein Klub mit den Ansprüchen des VfB einen Mann als Cheftrainer beschäftigt, der nebenher noch die Schulbank drückt."

In den kommenden Monaten, so Zingraf, werde sich der BDFL mit dem DFB zusammensetzen, um die Lage noch einmal zu analysieren. Eine Alternative sieht Zingraf (69) im "holländischen Modell". Babbel müsste demnach nicht den kompletten Lehrgang auf einmal absolvieren, sondern für den 36-Jährigen bestünde eine Möglichkeit darin, ihn in Etappen über einen längeren Zeitraum aufzuteilen.

"So funktioniert es in den Niederlanden erfolgreich", bekundet der 69-Jährige. "Wie gesagt, wir müssen die Erfahrungen des aktuellen Lehrgangs abwarten und dann unsere Erkenntnisse ziehen. Vielleicht kommt dabei heraus, dass es für Akteure mit so und so vielen Länderspielen oder Dienstjahren in der Bundesliga andere Zugangsvoraussetzungen gibt als für andere Bewerber."

Bisher beginnen Ex-Profis (mindestens sieben Jahre in den Ligen eins bis drei tätig) ihre Trainerlaufbahn bei der A-Lizenz (Quereinsteiger starten zwei Klassen darunter). Wer diese Etappen erfolgreich absolviert, darf Amateurteams, Juniorenmannschaften und Klubs bei den Frauen bis zur Bundesliga betreuen. Erst nach einem praktischen Jahr kann man sich für die Fußballlehrer-Ausbildung in Köln anmelden. Der Kursus geht über elf Monate und kostet rund 8500 Euro.

Während sich Trainer vor einem Engagement in Liga eins qualifizieren müssen, gibt es eine solche Regelung übrigens für Manager und Sportdirektoren nicht. "Darüber", sagt Zingraf, "sollte man sich auch einmal Gedanken machen."

(RP)
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