Wie der Vater so der Sohn Enzo Zidane zaubert im Real-Nachwuchs

Düsseldorf (RPO). Der Apfel fällt einem deutschen Sprichwort nach bekanntlich nicht weit vom Stamm. Wenn diese Redensart eintritt, erhält das Starensemble von Real Madrid bald hochkarätigen Zuwachs. Enzo Zidane, ältester von vier Söhnen des ehemaligen Topstars Zinedine Zidane, steht in den Startlöchern und verzückt bereits im zarten Alter von 15 Jahren die Kiebitze der Nachwuchsauswahl.

Zidane zeigt seine Tricks
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Dreimal Weltfußballer des Jahres, Weltmeister 1998, Europameister 2000, Champions-League-Sieger 2002, dazu mehr als eine Handvoll weiterer Titel auf nationaler und internationaler Ebene: Zinedine Zidane hat sportlich alles erreicht, was man erreichen konnte. Mit seinem provozierten Kopfstoß gegen den Italiener Marco Materazzi konnte "Zizou" auch auf der Beliebtheitsskala der deutschen Fans klettern.

Die Attacke im WM-Endspiel 2006 stellte aber zugleich den Schlusspunkt der eindrucksvollen Karriere dar, der Name Zidane tauchte auf der Spielberichtsbögen nicht mehr auf. Vorerst nicht mehr — denn Zidane hat sein Talent offenbar innerhalb der Familie weitergegeben.

In der Nachwuchsabteilung des spanischen Spitzenklubs Real Madrid reift sein Sprössling Enzo heran und Experten prophezeien, dass der 15-jährige Junge nahtlos in die Fußstapfen des großen Zinedine treten kann. "Der Junge ist in jeder Hinsicht wie ein Ebenbild des Vaters", stellt Real-Generaldirektor Jorge Valdano zuletzt fest.

Die Parallelen sind frappierend. In diversen YouTube-Clips ist das Können von Enzo Zidane bereits zu bestaunen. Es entsteht der Eindruck, als sehe man den jungen Zinedine spielen. Technik und Spielstil sind zum Verwechseln ähnlich, zudem bekleiden beide die Rolle des Regisseurs, der das Spielgeschehen an sich reißt. Einziger Unterschied: Enzo ist seiner Rolle entsprechend die Nummer zehn zugeteilt, Zinedine musste bei Real seinerzeit mit der fünf vorliebnehmen.

Fernandez statt Zidane

Im Real-Nachwuchs konnte sich Enzo bislang wohlbehütet entwickeln. Um den Leistungsdruck von seinen Schultern zu nehmen, wurde Zidane jr. unter dem Mädchennamen seiner Mutter, Fernandez, beim Verein gemeldet. Schon zu Spielerzeiten legte Vater Zidane großen Wert darauf, dass nicht zu viel aus dem Privatleben an die Öffentlichkeit dringt.

Zu den Genen von Zinedine Zidane gesellt sich ein in Fußballerkreisen bekannter Namenspatron: Enzo Francescoli, ehemaliger Star aus Uruguay, der zwischen 1982 und 1997 73 Länderspiele absolvierte (15 Tore) und vom großen Pele in den Kreis der 125 besten noch lebenden Fußballer erhoben wurde. Was soll denn in der Laufbahn des Jungen noch schiefgehen?

"Nichts", denken die Verbände von Welt- sowie Europameister Spanien und Frankreich. Das Tauziehen um den Rohdiamanten ist längst eröffnet. In Frankreich geboren, begleitete Enzo Vater Zinedine mit Alter von sechs Jahren auf die iberische Halbinsel. Beide Verbände wollen sich natürlich den neuen Zidane sichern, doch eine endgültige Entscheidung fällt sowieso nicht vor seinem ersten Pflichtspiel im A-Team — bis dahin ist es aber noch ein langer Weg.

Beckenbauer, Hoeneß und Co.: In den Fußstapfen versunken

Beispiele, dass Spielersöhne ihren Erzeugern nicht ganz nacheifern können gibt es in Deutschland genug. Stephan Beckenbauer kam Anfang der Neunziger auf zwölf Bundesliga-Einsätze für den 1. FC Saarbrücken. Als es nicht mehr so lief, brachte ihn sein guter Name mehrfach wie ein Bumerang zur Reserve von Bayern München zurück.

Alessandro Riedle, Stammhalter von Weltmeister Karl-Heinz, kehrte erst kürzlich zu den Grasshoppers Zurich zurück, weil er beim VfB Stuttgart durch das Rost gefallen war. Sebastian Hoeneß, Nachkomme von Dieter Hoeneß, kam über die 3. Liga nicht hinaus, spielte bis zum Sommer bei Hertha BSC Berlin. Nachdem der Vater weg war, hielt es auch den Sohn in der Hauptstadt nicht mehr. Ulf Kirstens Sprössling Benjamin versucht sich als Torwart seit längerem bei Drittligist Dynamo Dresden durchzubeißen — mit mäßigem Erfolg und auch Marco Rummenigge, Nachwuchs von Michael Rummenigge, schaffte den Sprung in die Profiligen nicht.

Doch es geht auch anders. Der isländische Star Eidur Gudjohnsen, ehemals bei Chelsea und Barcelona unter Vertrag, wurde am 24. April 1996 für sein Heimatland im Länderspiel gegen Estland eingewechselt. Den Spieler, der das Feld für ihn verließ kennt der Blondschopf gut — es war sein Vater Arnor.

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