Nach 2:4 in Hannover Magath schreibt Schalker Meisterschaft ab

Düsseldorf (RPO). Wenn Schalke 04 zur Pause zurück liegt, beginnt für die Arena-Hausmeister das Zittern. "Wir haben in der Halbzeit ganz solide das Spiel analysiert", sagte Trainer Felix Magath im "Sport-1-Doppelpass" mit einem Augenzwinkern. Mit anderen Worten: Der Coach leitete sein Halbzeit-Donnerwetter mit einem amtlichen Türknallen ein.

Felix Magath – harter Hund und Meistertrainer
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"Wir sind nicht zu schlecht, wir sind einfach zu lieb für die Meisterschaft", fügte Magath in der Fußball-Talkshow am Sonntagvormittag an. Man wolle den Bayern den Titel nicht einfach entreißen, übte sich der Coach in Galgenhumor. Doch diesmal steckt wohl keine Taktik mehr hinter der Bescheidenheit. Schalke hat den ersten Meistertitel seit 1958 abgeschrieben.

"Wir haben es in den vergangenen beiden Spielen vergeigt", meinte auch Heiko Westermann nach der 2:4 (0:2)-Pleite bei Hannover 96. Der Nationalspieler ließ alle Titelträume der Gelsenkirchener mit einem Satz zerplatzen: "Wenn man gegen die schlechteste Abwehr der Liga in der ersten Halbzeit nicht einen Torschuss hinbekommt, hat das nichts mit Druck zu tun. Wir waren einfach schwach."

Magath dagegen igelte sich nach dem Schlusspfiff zunächst ein. "Ich habe mich nach dem Spiel verabschiedet und so eines Kommentars enthalten", sagte er und fügte an, dass er sonst definitiv etwas unüberlegtes gesagt hätte.

Während die Gelsenkirchener am 29. Spieltag noch eine 1:2-Heimpleite gegen Bayern München und damit den direkten Meisterschaftskonkurrenten hinnehmen mussten, war die zweite Niederlage binnen Wochenfrist nur schwer zu ertragen. Denn diesmal zeigte S04 ein Abstiegskandidat die Grenzen auf. "Wir haben nicht den unbedingten Siegeswillen gezeigt. Nach dem Spiel gegen die Bayern war nicht das nötige Selbstbewusstsein da", bemängelte Magath nach seinem Versteckspiel bei der Pressekonferenz.

Auch wenn nach dem 1:1 der Bayern in Leverkusen der Rückstand der Königsblauen auf den Rekordmeister vier Runden vor Schluss nur zwei Punkte beträgt, hat die Hoffnung der Schalker einen herben Dämpfer erlitten. Nationaltorwart Manuel Neuer, der gleich zweimal durch Schwächen auffiel, sagte: "Wir haben in der ersten Hälfte wie eine Amateurmannschaft gespielt."

Während vom Titel derzeit niemand mehr spricht, verfolgen die Schalker zumindest noch ein anderes Ziel. Der finanziell angeschlagene Klub will nun die Qualifikation für die Champions League schaffen. Für eine mögliche Vertragsverlängerung von Torhüter Neuer wäre dies eine wichtige Entscheidungshilfe. "Wir haben immer noch gute Karten, uns für die Champions League zu qualifizieren. Unsere Ausgangslage hat sich nicht wesentlich verändert. Aber natürlich ist sie durch die verlorenen Punkte nicht besser geworden", sagte Magath.

Und auch in der Diskussion um eine mögliche Begnadigung Kevin Kuranyis für das Nationalteam meldete sich der Trainer zu Wort: "Ich will den Bundestrainer nicht kritisieren, aber es wäre schon ganz schön, wenn das Thema jetzt mal irgendwann erledigt wird."

Doch trotz des offiziell nach unten korrigierten Saisonziels und dem damit leicht gesunkenen Druck dürfen die Hausmeister der Bundesliga-Arenen erst nach dem 34. Spieltag aufatmen. So lange noch theoretische Chancen auf den Titel bestehen, wird Magath nicht auf seine berühmten Halbzeitansprachen verzichten.

(born)
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