Interview mit dem DFB-Kapitän Ballack will Bayer nach vorne bringen

Leverkusen (RP). Michael Ballack, 33, Mittelfeldspieler in Diensten von Bayer Leverkusen, spricht im Interview über seine Ziele mit dem Werksklub in der Bundesliga, seine Zukunft in der Nationalmannschaft, Gespräche mit Bundestrainer Joachim Löw und die Suche nach einer Immobilie in Düsseldorf.

Trainingslager: Ballack ackert im Kraftraum
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Herr Ballack, heute haben Sie das erste Mal locker mit dem Ball trainiert. Sind sie zufrieden mit Ihren Fortschritten in der Reha?

Michael Ballack: Alles läuft nach Plan. Aber ich muss vorsichtig sein und darf nicht den zweiten vor dem ersten Schritt machen. Natürlich möchte ich so schnell wie möglich auf den Platz, und es kribbelt, wenn ich den Jungs zuschaue. Aber so ein Aufbautraining geht halt nur peu à peu.

Ist der Saisonauftakt am 22. August in Dortmund weiter Ihr Ziel?

Ballack: Ja, Dortmund ist immer noch das Ziel, aber wenn es sich dann doch um eine Woche nach hinten verschiebt, ist es auch nicht schlimm. Wichtig ist, dass ich wieder hundertprozentig fit werde.

Das Länderspiel in Dänemark elf Tage vorher kommt zu früh?

Ballack: Es ist unrealistisch, dabei zu sein. Der Bundestrainer bekommt meine Fortschritte ja auch mit. Ich bin ja noch nicht mal im Mannschaftstraining. Für ein Länderspiel braucht man Matchfitness.

Haben Sie in den vergangenen Tagen mit Joachim Löw gesprochen?

Ballack: Nein, er ist ja jetzt in Urlaub gefahren. Den hat er sich auch redlich verdient. Danach werden wir sicherlich miteinander reden.

Löw hatte angekündigt, in der Kapitänsfrage nach einem Gespräch mit Philipp Lahm und Ihnen zu entscheiden — würden Sie auch ohne Binde für Deutschland spielen?

Ballack: Mit "hätte", "wenn" und "aber" beschäftige ich mich nicht.

Haben Sie den öffentlichen Umgang mit Ihnen zuletzt eigentlich als respektlos empfunden?

Ballack: So ist das Geschäft, so etwas wird zum Thema gemacht. Damit muss ich mich leider auseinandersetzen. Ich verfolge die Diskussion, aber ich muss sie nicht bewerten. Und bei meiner Vorstellung in Leverkusen habe ich alles dazu gesagt. Mehr möchte ich dazu nicht sagen. Mich treibt Kritik in jedem Fall an.

Und wie war der Empfang in Leverkusen? Gab es junge Spieler, die überlegen mussten, ob sie Sie siezen oder duzen sollen?

Ballack: (lacht) Nein, wir duzen uns schon alle. Ein respektvoller Umgang sollte trotzdem Normalität sein. Das war bei mir ja auch so, als ich als junger Spieler zur Nationalelf kam. Da hatte ich auch Respekt vor verdienten Spielern.

Sie haben in den vergangenen Jahren immer in den Champions League gespielt. Mit Bayer steht jetzt nur Europa League an. Ist das ein Rückschritt?

Ballack: Es ist keine Champions League, das ist richtig. Aber es ist trotzdem eine Herausforderung für uns als Mannschaft. Ziel muss es aber sein, sich in der nächsten Saison wieder für die Königsklasse zu qualifizieren?

Was ist insgesamt von Bayer 04 in dieser Serie zu erwarten?

Ballack: Wir wollen eine gute Runde spielen, wollen uns gegenüber Platz vier aus der Vorsaison verbessern. Man sollte immer die höchsten Ziele haben, insofern will ich auch mit dem Team Titel holen. Obwohl die Bayern nicht schwächer werden.

Und was erwartet ein Michael Ballack von sich selbst?

Ballack: Ich will wieder gesund werden und dann die zwei Jahre, für die ich hier unterschrieben habe, auf höchstem Niveau spielen. Ich möchte der Mannschaft viel von meiner Erfahrung mitgeben und helfen, diesen Erfolgshunger zu entwickeln, der vielleicht im Vorjahr ein wenig gefehlt hat.

Was hat sich in Leverkusen verändert, seit Sie 2002 weggegangen sind?

Ballack: Auch damals war es schon ein sehr professionell geführter Verein. Die Trainings- und Rehamöglichkeiten sind sensationell. Ich kenne ja auch die Möglichkeiten aus Chelsea. Das ist hier mindestens genauso gut.

Momentan wohnen Sie noch im Hotel. Haben Sie schon entschieden, wo Sie mit Ihrer Familie künftig wohnen werden? Ist Düsseldorf eine Option?

Ballack: Düsseldorf ist eine Option. Aber noch ist nichts entschieden.

Stefan Klüttermann führte das Gespräch.

(born/can)
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