Offene Zukunftsfrage Für Hannes Wolf zählt nur das Hier und Jetzt
Leverkusen · Was im Sommer mit ihm passiert, beschäftigt Hannes Wolf nicht. Er will seine Aufgabe als Interimstrainer von Bayer Leverkusen so gut es geht lösen. „Wir geben Gas, holen das Beste raus und alles Weitere schauen wir dann“, sagt er.
Marco Rose wird kommende Saison den Pokalsieger aus Dortmund trainieren, Adi Hütter wechselt von Frankfurt als Roses Nachfolger nach Mönchengladbach und Hansi Flick zieht es vom FC Bayern zum DFB, wo er Joachim Löw als Bundestrainer beerben soll. Sein Nachfolger auf der Bank des Rekordmeisters ist seinerseits Julian Nagelsmann, der RB Leipzig in die Champions League sowie ins Pokalfinale gecoacht hat. Viele Zukunftsfragen in der Bundesliga sind bereits geklärt, eine allerdings bleibt bis zum Saisonende offen: Was wird aus Bayer Leverkusens Interimstrainer Hannes Wolf?
Den 40-Jährigen ficht diese Ungewissheit nicht an. Er wird nicht müde zu betonen, dass er in einer überaus priviligierten Lage ist. Entweder kehrt er nach der Saison zum DFB zurück, um wieder die U18 zu trainieren, denn noch ist Wolf eine Leihgabe des Verbands bis zum Saisonende. Oder er bleibt in Leverkusen, weil er die Verantwortlichen um Sportgeschäftsführer Rudi Völler und Sportdirektor Simon Rolfes mit seiner Art, seiner Arbeit und vor allen den Ergebnissen überzeugt hat. Denkbar ist auch das Szenario, dass sich ein anderer Klub bei Wolf meldet, falls Bayer abwinkt und es den Trainer doch eher in das Tagesgeschäft Vereinsfußball zieht.
All das spielt aber in den Gedanken des gebürtigen Bochumers derzeit überhaupt keine Rolle, wie er betont. Für ihn zählt nur das Hier und Jetzt. „Diese Mannschaft verdient einen Trainer, der zu 100 Prozent bei ihr und in dieser Situation ist. Es wäre verrückt, wenn ich mit meinen Gedanken irgendwo anders wäre“, sagt Wolf vor dem Heimspiel gegen Union Berlin am Samstag (15.30 Uhr), in dem es um einiges geht. Ein Sieg gegen den Hauptstadtklub würde die sichere Qualifikation für die Europa League bedeuten. Damit hätte der Interimstrainer seinen Auftrag, Bayer in den internationalen Fußball zu führen, erfüllt. Das Traumziel Champions League hat er aber verpasst.
Ohnehin sehe er seine Situation nicht als „Wettrennen“ um seinen Job, sagt Wolf. „Ich laufe hier nicht die ganze Zeit herum und versuche, einen guten Eindruck zu machen. Wir haben genug zu tun. Ich versuche einfach, meinen Job als Fußballtrainer so gut es geht zu machen, um die Ziele zu erreichen. Das ist so dominant, dass alles andere herunterfällt.“ Sportlicher Ehrgeiz sei sein großer Antrieb für die verbleibenden Saisonspiele: „Wir geben Gas, holen das Beste raus und alles Weitere schauen wir dann.“ Er wisse, dass es im Sommer auf jeden Fall gut für ihn weitergehe. „Das gibt Ruhe, sich darauf zu konzentrieren, wohin die Energie muss.“
Leon Bailey wird für das Saisonfinale der Werkself ausfallen. Der Jamaikaner zog sich beim 0:0 in Bremen vergangene Woche einen Zehenbruch zu, der nun entgegen der ersten Hoffnungen doch zu einem längeren Ausfall führt. Trotzdem bleibt der Topscorer der Werkself bei der Mannschaft im Quarantäne-Trainingslager im Hotel Lindner an der BayArena. Gleiches gilt für Lars Bender, der nach seiner Operation am Meniskus nebst Reha bereits Anfang der Woche bekanntgegeben hat, dass er nicht mehr spielen wird. Für mehrere Wochen fällt zudem Exequiel Palacios aus. Der Argentinier zog sich in einer Trainingseinheit eine Verletzung an den Adduktoren zu, wie am Freitagnachmittag bekannt wurde.
Nicht im Quarantäne-Hotel dabei ist Lucas Alario, der bereits zur Reha in Argentinien ist, um seine Muskel-Sehnenverletzung im Oberschenkel möglichst rechtzeitig bis zur Copa América auszukurieren. Die anderen langfristig verletzten Santiago Arias (Wadenbeinbruch), Timothy Fosu-Mensah (Kreuzbandriss) und Daley Sinkgraven (Innenbandzerrung) werden ihr individuelles Programm ohne Kontakt zur Quarantäne-Gruppe in Leverkusen fortsetzen. Dafür meldet Wolf in Paulinho immerhin eine weitere Option für die Offensive fit und einsatzbereit: „Er ist auf jeden Fall ein Kandidat.“