Tischtennis Timo Boll verpasst Rekordtitel

Bamberg · Timo Boll ist auf seiner Mission "Rekordsieg" bei den deutschen Tischtennis-Meisterschaften völlig unerwartet im Finale gescheitert. Der WM-Dritte vom Bundesligisten Borussia Düsseldorf unterlag dem 24-jährigen Steffen Mengel (Frickenhausen) 3:4 (4:11, 11:7, 5:11, 11:7, 11:8, 12:14, 7:11). Dabei vergab Boll im sechsten Satz zwei Matchbälle.

Timo Boll feiert EM-Titel 2011
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Timo Boll feiert EM-Titel 2011

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"Mich ärgert die Art und Weise, wie ich verloren habe. Aber Steffen hat sehr gut gespielt", sagte der 31-jährige Rekord-Europameister und richtete seinen Blick nach vorne: "Ich werde weiter probieren, den zehnten Titel zu gewinnen, allerdings wird es nicht mehr so einfach. Die jungen Wilden werden ständig besser."

Bis zum Finale sah es tatsächlich nach einem Durchmarsch des besten Spielers der deutschen Tischtennis-Geschichte aus. Keinen Satz hatte er abgegeben, die Hürden Dimitrij Ovtcharov (Orenburg/Russland) und Bastian Steger (Saarbrücken), denen es am ehesten zugetraut worden war, Boll zu bewzingen, standen nicht im Weg. Der Olymiadritte Ovtcharov hatte seinen Start vor dem DM wegen Leistenproblemen abgesagt, Steger gab in Runde eins mit einer Oberschenkelverletzung auf.

Auch Bolls Düsseldorfer Vereinskollegen Patrick Baum, Christian Süß und Ricardo Walther scheiterten überraschend früh. Boll wunderte sich über die Favoritenstürze: "Für mich ist das schon eine Überraschung, dass die anderen so früh raus sind." Dann erwischte es ihn selbst und Mengel feierte seinen ersten DM-Titel.

Den WM-Kandidaten um Boll steckte der Vorbereitungslehrgang auf die WM in Paris (13. bis 20. Mai) in den Knochen. "Der Lehrgang in Frankfurt war ziemlich anstrengend, und ich bin danach schon ziemlich platt. Wenn ich mich nicht so gut bewege, kann ich eben nicht so gut spielen", sagte der zweimalige Vize-Europameister Baum. Süß pflichtete ihm bei: "Direkt nach einem Lehrgang ein Turnier zu spielen, ist natürlich schwer. Man ist dann eben nicht bei 100 Prozent."

So schaffte Mengel die Sensation und wusste gar nicht, wie ihm geschah. Nachdem er seinen ersten Matchball verwandelt hatte, schmiss sich der B-Kader-Spieler auf den Boden und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. "Ich bin überwältigt", stammelte Mengel: "Ich kann es nicht fassen, dass ich den Rekord-Champion geschlagen habe." Vor drei Jahren hatte Mengel zum ersten Mal Boll bei einer deutschen Meisterschaft herausgefordert: "Damals habe ich nur 13 Punkte bekommen."

Mengel holte seinen ersten Titel, ebenso wie Xiaona Shan vom deutschen Mannschaftsmeister FSV Kroppach. Im Finale der gebürtigen Chinesinnen bezwang Shan die topgesetzte Nationalspielerin Zhenqi Barthel (Bingen) 4:2 (11:6, 11:6, 6:11, 11:7, 8:11, 11:7). Shan hatte erst im September des vergangenen Jahres die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten.

Gemeinsam scheiterten Shan und Barthel im Doppelfinale an Petrissa Solja/Sabine Winter (Froschberg/Kolbermoor). Nach 2:0-Satzführung unterlag das Duo noch mit 2:4. Den Titel im Herrendoppel gewannen Alexander Flemming/Jörg Schlichter (Weinheim).

(dpa/are)
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