Neujahrsansprache der Kanzlerin Merkel: Krise ist noch nicht überwunden

Berlin · Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Deutschen auf eine schwierigere Wirtschaftslage im kommenden Jahr eingestimmt. Sie wisse, dass viele Menschen "auch mit Sorgen in das neue Jahr gehen", sagte die Kanzlerin in ihrer Neujahrsansprache, die am Montagabend ausgestrahlt werden soll.

 Bundeskanzlerin Angela Merkel schwört die Deutschen auf ein weiteres schweres Jahr ein.

Bundeskanzlerin Angela Merkel schwört die Deutschen auf ein weiteres schweres Jahr ein.

Foto: dpa, John Macdougall , Pool

"Und tatsächlich wird das wirtschaftliche Umfeld nächstes Jahr nicht einfacher, sondern schwieriger", sagte sie. "Das sollte uns jedoch nicht mutlos werden lassen, sondern - im Gegenteil - Ansporn sein."

"Wir brauchen für unseren Wohlstand und unseren Zusammenhalt die richtige Balance", sagte die Kanzlerin weiter. Die Bereitschaft zur Leistung sei ebenso notwendig wie soziale Sicherheit für alle. "Wie wichtig diese Balance ist, das zeigt uns auch die europäische Staatsschuldenkrise." Die beschlossenen Reformen würden zu wirken beginnen. "Dennoch brauchen wir weiterhin viel Geduld. Die Krise ist noch längst nicht überwunden."

Die Kanzlerin mahnte zugleich mehr Anstrengungen zur Überwachung der Finanzmärkte an. "Die Welt hat die Lektion der verheerenden Finanzkrise von 2008 noch nicht ausreichend gelernt", betonte Merkel. "Doch nie wieder darf sich eine solche Verantwortungslosigkeit wie damals durchsetzen." In der sozialen Marktwirtschaft sei der Staat der Hüter der Ordnung. "Darauf müssen die Menschen vertrauen können."

Schwerpunkt Bildung und Forschung

Für Deutschland bringe insbesondere die Forschung Arbeitsplätze. "Wenn wir etwas können, was andere nicht können, dann erhalten und schaffen wir Wohlstand", sagte Merkel. Deshalb werde so viel wie nie zuvor in Bildung und Forschung investiert und Deutschland zu einem der modernsten Energiestandorte der Welt umgebaut. Die Bundesrepublik werde auf den demografischen Wandel vorbereitet, zudem würden die Staatsfinanzen in Ordnung gebracht. "Diese Ziele leiten uns auch 2013", fügte die Kanzlerin hinzu.

Merkel würdigte zugleich das Engagement vieler Menschen in der Bundesrepublik. "Es sind Freunde und Nachbarn, die Initiative ergreifen oder einen Missstand beheben", sagte Merkel. "Es sind die Familien, die sich Tag für Tag liebevoll um ihre Kinder und um ihre Angehörigen kümmern. Und es seien "Gewerkschafter und Unternehmer, die gemeinsam für die Sicherheit der Arbeitsplätze arbeiten".

Die Kanzlerin erinnerte zugleich an den Einsatz von Soldaten, Polizisten und zivilen Helfern an den Feiertagen. "Denken wir gerade in dieser Stunde auch an die, die für unsere Sicherheit sorgen, hierzulande und fern der Heimat." Sie leisteten ihren Dienst unter großen persönlichen Opfern. "Ich weiß von meinen Gesprächen mit ihnen, wie viel es ihnen bedeutet, wenn wir zu Hause an sie denken."

Schließlich rief die Regierungschefin die Bürger zur Zuversicht für 2013 auf. "Lassen Sie uns gemeinsam auch das neue Jahr zu einem Jahr machen, in dem wir einmal mehr unsere größten Stärken unter Beweis stellen: unseren Zusammenhalt, unsere Fähigkeit zu immer neuen Ideen, die uns wirtschaftliche Kraft gibt." Dann bleibe Deutschland auch in Zukunft menschlich und erfolgreich.

(AFP/felt)
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