Kurz-AnalyseDas sind die drei wichtigsten Erkenntnisse aus der US-Wahlnacht
Analyse | Washington · Auch am frühen Morgen ist nicht abzusehen, wer die US-Präsidentschaftswahl gewinnt - Donald Trump oder Joe Biden. Einige Erkenntnisse allerdings kann man aus dem bisherigen Verlauf der Wahlnacht bereits ziehen. Wir haben die drei wichtigsten zusammengefasst.
04.11.2020
, 07:38 Uhr
Nach Schließung fast aller Wahllokale zeichnet sich noch kein klares Bild ab, wer in den kommenden vier Jahren die stärkste Wirtschaftsmacht der Welt führen wird. Derzeit liegt Herausforderer Joe Biden von den Demokraten vorne. Er hat bisher 220 der 270 notwendigen Wahlmänner gewonnen, Amtsinhaber Donald Trump konnte bislang laut dem TV-Sender CNN 213 für sich verbuchen. Die aktuellen Entwicklungen lesen Sie in unserem Liveblog. Hier die ersten Erkenntnisse aus der Wahlnacht.
Joe Biden wird keinen überwältigenden Wahlsieg einfahren In den Umfragen lag der demokratische Herausforderer im Schnitt bis zu sieben Prozentpunkte vor Amtsinhaber Donald Trump. Das schien ein klares Rennen zu werden, weil auch in den entscheidenden Staaten wie Florida, Arizona und den industriell geprägten Regionen Biden in den Prognosen vorne lag. Doch das ist nicht mehr so eindeutig. Zwar dürfte Biden das einst republikanisch geprägte Arizona holen, dafür geht Florida wohl an Trump. Besonders spannend dürfte das Rennen in den Swing States Pennsylvania, Michigan und Wisconsin aussehen. Ohio und Iowa, ebenfalls zwei Swing States, gehen unterdessen wohl an Trump.Trotzdem sieht sich Biden in einem ersten Statement „auf der Siegesstraße“.
Große Überraschungen sind bislang ausgeblieben Die Wahlforscher galten 2016 noch als die großen Verlierer: Sie hatten einen Sieg der Demokratin Hillary Clinton prognostiziert. Bekanntlich kam es anders. Jetzt haben sich bislang fast alle Wahlprognosen erfüllt. Selbst in den Swing States, also den Staaten, die mal für die eine und mal für die andere Partei stimmen, lagen die Schätzer diesmal fast immer richtig. In Ohio und Iowa hatte Trump auch in den Umfragen die Nase vorn, in Arizona und Minnesota hatten die Demokraten einen kleinen Vorsprung. Einzig in Florida sieht es so aus, als ob der Staat trotz eines Vorsprungs der Demokraten in den Umfragen letztlich an Trump fällt. Geht es so weiter, wird Biden die Wahl gewinnen. Derzeit (Stand 7.10 Uhr) liegt er mit 215 der 270 Wahlmänner vor Trump (171), der bei Twitter schon davon schwadroniert, dass ihm „die Wahl gestohlen wird“.
Die weiße Arbeiterschaft wird die Wahl entscheiden Es sind wohl wieder die Staaten des industriell geprägten mittleren Ostens der USA, die am Ende den Ausschlag geben: Pennsylvania, Michigan und Wisconsin. Gewinnt Biden dort, ist seine Wahl gesichert, auch wenn es die Südstaaten Georgia und Texas, in denen es ebenfalls knapp wird, an Trump fallen. Da die Wirtschaft in den Umfragen noch stärker zählt als das Corona-Management, dürfte die Wahlentscheidung der weißen Arbeiter auch ein Votum über Trumps Wirtschaftspolitik sein. Denn viel hat er nicht erreicht für die Menschen, die unter dem Niedergang der Industrie leiden. Doch auch die enttäuschten Wähler dort könnten ihm einen Kompetenzvorsprung zubilligen. Jedenfalls führt der Amtsinhaber in den drei Staaten nach den bisher ausgezählten Stimmen. Das bedeutet aber noch nichts.