Brite erhebt schwere Vorwürfe Syrische Rebellen lockten Journalist in Falle

London · Ein britischer Journalist hat schwere Vorwürfe gegen die syrischen Rebellen erhoben: Die Regierungsgegner hätten ihn in der Nähe der libanesischen Grenze in eine Falle gelockt, damit er von syrischen Regierungstruppen erschossen würde, erklärte der Chefkorrespondent von Channel 4 News, Alex Thomson, in seinem Blog. "Tote Journalisten sind nicht gut für Damaskus", schrieb er.

April 2012: Bilder aus Homs
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Zu dem Zwischenfall kam es nach Angaben von Thomson am Montag in der syrischen Stadt Kusair, etwa eine halbe Stunde Fahrt von Homs entfernt. Er, sein Fahrer, ein Dolmetscher und zwei weitere Journalisten wollten hinter die Regierungslinien zurückkehren, als die Rebellen sie in eine Sackgasse geführt hätten. Ein Schuss sei gefallen. Dies sei kein Versehen gewesen, erklärte Thomson. "Ich bin sicher, dass die Rebellen das bewusst arrangiert haben, damit wir von der syrischen Armee erschossen werden", schrieb er. Dem Wagen gelang die Flucht. Thomson hat Syrien inzwischen verlassen.

Insgesamt neun Journalisten getötet

Bei Bombardierungen durch Regierungstruppen sind einer Journalistenorganisation zufolge Ende Mai desweiteren fünf syrische Reporter getötet worden. Wie das in New York ansässige Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) am Freitag (Ortszeit) mitteilte, kamen drei Reporter des Netzwerks Schaam News am 27. Mai ums Leben, als sie in der Hauptstadt Damaskus Zusammenstöße zwischen Regierungstruppen und Aufständischen filmten. Einen Tag später seien in der Rebellenhochburg Homs ein Bürgerjournalist und sein Kameramann getötet worden, als sie einen Angriff der syrischen Armee dokumentieren wollten.

Schaam News stellt regelmäßig Videos der blutigen Unterdrückung der Widerstandsbewegung ins Internet, auf die dann auch internationale Medien bei ihrer Berichterstattung über den Syrien-Konflikt zurückgreifen. Dem Netzwerk zufolge hatten Geheimdienstagenten die Sicherheitskräfte über den Aufenthaltsort der drei Journalisten informiert. Dieser sei dann mit Granaten beschossen worden. Laut CPJ wurden in den vergangenen sechs Monaten mindestens neun einheimische und ausländische Journalisten in Syrien getötet.

Weiter neue Angriffe auf Zivilisten

In der Nacht zu Samstag sind bei einem Beschuss der südsyrischen Stadt Deraa der Opposition zufolge 17 weitere Menschen getötet worden. Im Anschluss sei es zu Kämpfen zwischen der Armee und Rebellen gekommen, teilte die Syrische Beobachterstelle für Menschenrechte mit. In Deraa hatte der Aufstand gegen Präsident Baschar al-Assad von 15 Monaten begonnen. Auch in der Hauptstadt Damaskus habe es in der Nacht Explosionen gegeben, berichtete die in Großbritannien ansässige Stelle, die sich auf ein Netz von Beobachtern in Syrien stützt.

Zuvor hätten sich Rebellen und Sicherheitskräfte in der Stadt schwere Gefechte geliefert. Die Hauptstraße von Damaskus nach Deraa sei durch brennende Autoreifen blockiert. Insgesamt seien am Freitag im gesamten Land 44 Zivilisten getötet worden, die Hälfte in der Provinz Homs und in Damaskus, erklärte die Beobachterstelle. In den Provinzen Idlib, Damaskus, Deir al-Sor, Homs und Deraa seien auch 25 Soldaten ums Leben gekommen. Angesichts der sich verschärfenden Gewalt in Syrien werden die Rufe nach einem härten Vorgehen der internationalen Gemeinschaft lauter. Der internationale Sondergesandte Kofi Annan forderte den UN-Sicherheitsrat auf, den Druck auf Assad zu erhöhen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sprach von einem akut drohenden Bürgerkrieg.

(APD)
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