Experiment Schimpansen handeln doch uneigennützig

Washington/Atlanta (RPO). Schimpansen sind sozialer und uneigennütziger als bisher angenommen. Das zeigen neue Experimente von Forschern am Yerkes National Primate Research Center in Atlanta.

Bildband "Menschenaffen wie wir"
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In dem Versuch konnten Schimpansenweibchen zwischen unterschiedlich gefärbten Münzen wählen. Eine Farbe brachte nur ihnen Futter, die andere Farbe verschaffte sowohl ihnen als auch einem im Nebenkäfig sitzenden Artgenossen das Futter.

"Bei freier Wahl zwischen einer egoistischen und einer sozialen Entscheidung, favorisierten die Schimpansen mit überwältigender Mehrheit diejenige, die auch ihrem Partner zugutekam", berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences".

Das stehe im Gegensatz zu bisherigen Experimenten, nach denen Schimpansen bestenfalls widerwillige Altruisten seien, die nur unter Druck uneigennützig reagierten. "Ich war schon immer skeptisch gegenüber den früheren negativen Ergebnissen. Diese Studie bestätigt die prosoziale Natur der Schimpansen mit einem Test, der besser an das arttypische Verhalten angepasst ist", sagt Studienleiter Frans de Waal, langjähriger Schimpansenforscher sowohl im Freiland als auch am Yerkes Forschungszentrum.

Es sei wohlbekannt, dass die Affen sich in der Wildnis gegenseitig helfen und verschiedene Formen der Empathie zeigten. Jetzt könne man diese Uneigennützigkeit auch unter kontrollierten Bedingungen im Labor nachweisen.

Nach Ansicht der Forscher zeigt dies auch, dass der Altruismus keine Neuerfindung des Menschen ist. Stattdessen habe diese Eigenschaft bereits vor der Trennung von Schimpanse und Mensch vor rund sechs Millionen Jahren existiert. (DOI: 10.1073/pnas.1111088108)

Schimpansen sind hilfsbereit auf Aufforderung

Um zu testen, wie altruistisch Schimpansen handeln, existieren zwei Standardtests: Im "Hilfe"-Test kommt ein im Nebenkäfig sitzender Artgenosse nicht an sein Futter. Der Testschimpanse kann ihm helfen, indem er ihm das Futter oder ein Werkzeug reicht. In diesen Tests erwiesen sich Schimpansen bisher als durchaus hilfsbereit - vor allem dann, wenn der Artgenosse aktiv sein Bedürfnis kundtat.

In einem zweiten Standardtest müssen sich die Affen zwischen zwei für sie gleich vorteilhaften Optionen entscheiden. Nur eine von beiden bringt auch ihrem Versuchspartner Futter. Beide Affen können in diesem Versuch nicht direkt miteinander kommunizieren. In diesen Tests versagten die Schimpansen bisher. Nach Ansicht von de Waal und seinen Kollegen könnte dies jedoch am komplizierten Aufbau der Testapparaturen und dem fehlenden Kontakt zwischen den Tieren liegen. Sie haben daher diesen Test entsprechend vereinfacht.

Münzen gegen Banane

Die Forscher testeten für ihren Versuch sieben Schimpansenweibchen, die jeweils in Kontakt mit einem Artgenossen im Nachbarkäfig standen. Vor der Testschimpansin stand ein Behälter mit Plastikmünzen in zwei verschiedenen Farben. Sie konnte die Münzen beim menschlichen Versuchsleiter gegen eine Banane als Belohnung eintauschen. Der Artgenosse erhielt jedoch nur bei einer der beiden Farben ebenfalls eine Banane.

"Eine nach der anderen entschieden sich die Weibchen für die Option, die wohl ihnen, als auch ihrem Partner Futter verschaffte", berichten die Forscher. Die Schimpansinnen taten dies auch dann, wenn sich ihr Artgenosse völlig ruhig verhielt.

Übermäßiges Betteln von Seiten des Versuchspartners habe sich dagegen als kontraproduktiv erwiesen. Dies widerlege daher vorherige Annahmen, nach denen Schimpansen nur auf Drängeln und Druck hin uneigennützig handeln.

(DAPD/csr)
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