Bundesfinale "Jugend forscht" 2003 in Ludwigshafen Gesünder kleben mit Reis und roter Beete

Ludwigshafen (rpo). Am Sonntag wurden bei der Endausscheidung des des 38. Bundeswettbewerbs "Jugend forscht" zahlreiche praxisnahe Erfindungen prämiert. Darunter Geistesblitze wie Klebstoff aus Nahrungsmitteln, eine lasergesteuerte Motorsäge oder ein solarbetriebener MP3-Player.

Insgesamt hatten an dem diesjährigen Wettbewerb 8.153 Jungen und Mädchen teilgenommen, so viele wie noch nie zuvor.

"Diejenigen, die wir heute auszeichnen, sind die eigentlichen Superstars", sagte Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) mit einem kleinen Seitenhieb auf eine TV-Sendung: "Sie sind das Vorbild, das wir heute brauchen." 195 junge Forscherinnen und Forscher waren in das Bundesfinale eingezogen. Der Anteil der Mädchen lag bei 33,6 Prozent.

Eine von ihnen, die Hamburgerin Isabel Wagner, präsentierte gleich eine ganze Serie von Erfindungen. Die 20-Jährige störte sich daran, dass fast alle handelsüblichen Kleber gesundheitsschädliche Lösungsmittel enthalten, ein Problem vor allem beim Einsatz in Kindergärten und Schulen. Wagner entwickelte darauf hin einen Bastelkleber aus Reis und Gelatine, einen Flüssigklebstoff aus den Abfällen einer Schokoladenfabrik sowie ein Klebeband aus Chicoree und roter Beete.

Die von der Studentin ersonnenen Stoffe hätten teils stärkere Klebekräfte als kommerzielle Kleber, staunte der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD). Wagners Erfindungen wurden in Ludwigshafen gleich zwei Mal ausgezeichnet, mit dem Preis der chemischen Industrie für nachhaltige Entwicklung sowie dem Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft für die beste interdisziplinäre Arbeit.

Überzeugen konnte auch der aus dem hessischen Hüttenberg stammende Andreas Neuzner. Im Fachgebiet Technik erhielt der 18-Jährige den ersten Preis für die Entwicklung eines MP3-Players, der ausschließlich mit Solarzellen funktioniert. Nicht weniger faszinierend die Erfindung des 17-jährigen Uwe Treske: Der aus Gräfenhainichen in Sachsen-Anhalt stammende Schüler entwickelte ein Rastertunnelmikroskop "für den Preis eines Schülertaschengelds", wie Bulmahn lobend erklärte.

Rastertunnelmikroskope werden vor allem in der Nanotechnologie eingesetzt und können sogar einzelne Atome sichtbar machen. Kommerzielle Geräte kosten mehrere tausend Euro. Durch die Verwendung preiswerter handelsüblicher Bauteile wie beispielsweise einer PC-Soundkarte konnte Treske die Materialkosten auf 30 Euro senken.

Der intelligente Einsatz eines Lasers verhalf Ralf Basler aus Baden-Württemberg zu einem Bundessieg im Bereich Arbeitswelt. Der 20-Jährige aus Waldshut-Gaiß störte sich daran, dass Forstarbeiter auch heute noch Bäume umständlich mit Hilfe eines so genannten Reißmeters abmessen müssen, um die Stämme auf gleiche Länge zuschneiden zu können. So kombinierte er eine Motorsäge mit einem Lasermeter, der einmal eingestellt dem Waldarbeiter immer erlaubt, an der richtigen Stelle die Säge anzusetzen.

Der jüngste in Ludwigshafen ausgezeichnete Preisträger war erst 15 Jahre alt. Der aus dem bayerischen Geldersheim stammende Marcel Schmittfull entwickelte eine Computersimulation, mit der die Quantenmechanik von Elektronen auf dem Bildschirm anschaulich gemacht werden kann. Der Jungforscher erhielt für seine Erfindung den mit 1.700 Euro dotierten Sonderpreis des Bundeskanzlers.

Bulmahn sagte, viele der in Ludwigshafen ausgezeichneten jungen Forscher hätten Lehrer, die sie bei der Realisierung ihrer Ideen förderten und unterstützten. Leider sei guter und anschaulicher Unterricht an deutschen Schulen jedoch noch zu selten. Die Forschungsministerin rief die Schulen dazu auf, die Talente ihrer Schülerinnen und Schüler verstärkt zu fördern. Deutschland könne sich einen Zustand, bei dem die Begabung junger Menschen verschwendet werden, nicht mehr leisten.

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