Prügel-Verdacht erhärtet sich Missbrauchs-Ermittlungen gegen Bischof Mixa eingestellt

Augsburg (RPO). Die Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen den zurückgetretenen Augsburger Bischof Walter Mixa sind in sich zusammengebrochen. Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt stellte ihre Vorermittlungen gegen Mixa ein, wie sie am Freitag mitteilte. Dagegen haben sich die Misshandlungsvorwürfe gegen Mixa aus seiner Zeit als Stadtpfarrer in Schrobenhausen erhärtet.

Die Chronik des Falls Mixa
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Foto: AP

Bei der Vorstellung seines vorläufigen Abschlussberichts sagte Sondermittler Sebastian Knott, die Aussagen mehrerer ehemaliger Heimkinder des Kinder- und Jugendhilfezentrums St. Josef seien glaubhaft. Der Anwalt betonte aber, dass keiner der von ihm befragten Betroffenen eine "sexuelle Komponente" bei den Misshandlungen erwähnt habe.

Der wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch ermittelnde Ingolstädter Leitende Oberstaatsanwalt Helmut Walter sagte: "Es gab keinen Hinweis, der den Tatverdacht bestätigt hätte". Das vermeintliche Opfer habe "vollkommen bestritten, dass da jemals etwas war". Auch habe es keinen Zeugen gegeben, "der direkt hätte etwas bestätigen oder mitteilen können".

Prügelvorwürfe erhärten sich

Vor einer Woche war bekanntgeworden, dass gegen Mixa Vorermittlungen wegen des Verdachts durchgeführt wurden, er habe in seiner Zeit als Bischof von Eichstätt (1996-2005) einen minderjährigen Jungen sexuell missbraucht. Mitarbeiter der Diözese Eichstätt hatten sich mit dem Verdacht an das Bistum Augsburg gewandt. Dieses leitete die Hinweise an die Generalstaatsanwaltschaft München weiter, woraufhin die Staatsanwaltschaft in Ingolstadt Vorermittlungen aufnahm.

Die Prügelvorwürfe gegen Mixa, die letztlich seinen Rückzug einleiteten, haben sich hingegen am Freitag massiv erhärtet. Die Vorwürfe gegen den Geistlichen erfüllten die Tatbestände der Körperverletzung, der gefährliche Körperverletzung und der Misshandlung von Schutzbefohlenen, sagte Anwalt Knott. Die Verjährungsfristen liegen in solchen Fällen allerdings bei zehn Jahren. Mixa war von 1975 bis 1996 als Stadtpfarrer in Schrobenhausen eingesetzt. Der frühere Bischof muss demnach mit keinerlei strafrechtlichen Konsequenzen rechnen.

Laut Knott soll Mixa seinerzeit ein Mädchen so massiv gegen den Oberkörper geschlagen haben, dass sie gegen eine Wand fiel und zusammenbrach. Dennoch habe er ihr immer wieder befohlen aufzustehen. Dabei sollen den Geistlichen zwei Schwestern mit den Worten "Hau nei" angestachelt haben. Dem Sonderermittler zufolge sagte Mixa bei seinen Taten teilweise Sätze wie "In dir ist der Satan, den werde ich dir schon austreiben" oder "Kind Gottes, nimm diese Strafe und tue Buße".

Mit dem Stock und mit dem Gürtel

Ein ehemaliger Heimbewohner berichtete dem Sonderermittler, er sei ab dem Alter von sechs Jahren fast wöchentlich von Mixa geschlagen Worten. Mixa habe ihn mit einem Stock gezüchtigt, einmal auch mit einem Gürtel. Der Betroffene sagte, er habe später versucht, das Thema durch Alkohol zu verdecken. Er befinde sich heute nach einem Entzug als trockener Alkoholiker in einer Selbsthilfegruppe.

Mit Blick auf den Verdacht der Veruntreuung von Geldern sagte Knott, dass zahlreiche Ausgaben der Katholischen Waisenhausstiftung Schrobenhausen gegen den Zweck der Stiftung verstoßen. Dazu zählten unter anderem die bereits bekannten Weineinkäufe für mehr als 11 000 Mark.

Es sei aber davon auszugehen, dass Mixa bezüglich der Stiftungseinkäufe nicht strafbar sei. Dies liege zum einen daran, dass in den meisten Fällen nicht Mixa, sondern der inzwischen verstorbene frühere Heimleiter Hansfred Hasslbauer die Investitionen getätigt habe. Hasslbauer war von 1990 bis 1999 im Amt. Bei den von Mixa selbst getätigten Investitionen sei zudem nicht davon auszugehen, dass er die Stiftung bewusst schädigen wollte. Eine solche nachweisbare Intention wäre jedoch notwenig, um Mixa strafrechtlich zu belangen, so Knott.

Nach Bekanntwerden der Prügel- und Veruntreungsvorwürfe hatte Mixa am 21. April sein Rücktrittsgesuch an Papst Benedikt XVI unterzeichnet. Dieser nahm das Rücktrittsgesuch am vergangenen Samstag an.

(ddp/awei)
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