München Kirchentag feiert Christi Himmelfahrt

München (RPO). Rund 10.000 katholische, evangelische und orthodoxe Christen haben beim 2. Ökumenischen Kirchentag am Donnerstag in München gemeinsam Christi Himmelfahrt gefeiert. Bei getrennten Gottesdiensten hatten die Bischöfe zuvor zu mehr Gemeinsamkeit und zur Neubesinnung angesichts der Missbrauchskandale aufgerufen. Einen umjubelten Auftritt hatte Margot Käßmann, die nach einer Alkoholfahrt als Bischöfin und EKD-Ratsvorsitzende zurückgetreten war.

 Hunderte Gläubige auf dem Münchner Odeonsplatz.

Hunderte Gläubige auf dem Münchner Odeonsplatz.

Foto: dapd, apn

Bei einer Podiumsveranstaltung über "Frauen mit Macht" in einer Münchner Kirche wurde Käßmann von 1.000 Menschen mit stürmischem Applaus begrüßt. Der Saal musste wegen Überfüllung geschlossen werden. Käßmann sagte: "Machtverlust bedeutet auch Freiheit." Sie hatte ihre Ämter im Februar aufgegeben, weil sie trotz 1,54 Promille Auto gefahren war und eine rote Ampel missachtet hatte.

In der überfüllten Frauenkirche forderte Erzbischof Reinhard Marx sowohl die Gesellschaft als auch die Kirche zu einer Neuausrichtung auf christliche Werte auf. Beide bräuchten ein besseres Koordinatensystem. Der evangelische Landesbischof Johannes Friedrich rief die Christen in der Markuskirche zu einem offenen Umgang mit den eigenen Fehlern im Vertrauen auf die Kraft Gottes auf. "Nicht kleinreden, vertuschen, unter den Teppich kehren, sondern benennen und bekennen und daraus Konsequenzen ziehen", mahnte Friedrich. Der griechisch-orthodoxe Bischof Vasilios rief die christlichen Kirchen zur Einheit auf. Von den getrennten Gottesdiensten zogen die Gläubigen dann in Prozessionen zur zentralen ökumenischen Feier auf den Odeonsplatz. Sie stand unter dem Motto "Hier berühren sich Himmel und Erde".

Der zweite Ökumenische Kirchentag seit dem Jahr 2003 war am Mittwoch mit einem Gottesdienst auf der Theresienwiese, an dem auch Bundespräsident Horst Köhler teilnahm, eröffnet worden. Papst Benedikt XVI. prangerte in einer von Erzbischof Marx verlesenen Grußbotschaft wegen des Missbrauchskandals das "Unkraut mitten in der Kirche" an. Auch Köhler beklagte den Vertrauensverlust und sagte, Aufklärung sei das Gebot der Stunde. An den anschließenden Straßenfesten "Abend der Begegnung" in der Münchner Altstadt nahmen rund 300.000 Menschen teil.

Der evangelische Theologe Fulbert Steffensky rief die Teilnehmer des Ökumenischen Kirchentages dazu auf, zum Abendmahl der jeweils anderen Konfession zu gehen. "Wenn wir auf die Kirchenleitungen und die Theologen warten, dann mümmelt noch jahrzehntelang jeder nur das eigene Brot", sagte der 76-jährige Professor nach Angaben der Veranstalter bei einer Bibelarbeit mit 2.300 Teilnehmern. Das Präsidium des Ökumenischen Kirchentags hatte die Teilnehmer mehrfach gebeten, die in den Kirchen geltenden Regeln zu achten und in Bezug auf Eucharistiefeier und Abendmahl in ökumenischer Sensibilität miteinander umzugehen".

(apd/born)
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