Fotos Die TV-Momente 2012
Das 2012 bot eine Fülle denkwürdiger Fernsehereignisse. Ein Rückblick quer durch die Rubriken.
Stefan Raab entwirft mit seinem ersten Polit-Talk einen provokanten Gegenentwurf zum abgedroschenen öffentlich-rechtlichem Standard. Erste Bilanz: Erkenntnisgewinn gleich null, aber ein Chance, um Politik wieder interessanter zu machen. Mit „Absolute Mehrheit“ erzielt er Bestquoten bei jungen Zuschauern.
Deutschland im Ausnahmezustand. „Wetten, dass..?“ feiert mit seinem neuen Moderator Markus Lanz sein Comback. Die Quote ist mit über 13 Millionen überragend Die Kritiken fallen mäßig bis gnädig aus .
Tom Hanks sorgt dafür, dass die zweite Ausgabe der Samstagabendshow mit Markus Lanz noch höhere Wellen schlägt. Der Hollywoodstar lästerte nach seinem Gast-Auftritt ironisch über das deutsche „Qualitätsfernsehen“. Hanks Mimik mit Katzenmütze beim Sackhüpfen – denkwürdig.
Ein Mann wagt den Schritt ins Äußerste – und die ganze Welt hält den Atem an. Der Sprung von Felix Baumgartner vom Rand des Himmels zeigte, wie nah das Fernsehen dran sein kann. Freilich nicht ohne Sensationsgier. Der Sprung hätte auch scheitern können – und dem Fernsehen damit eine seiner dunkelsten Stunden beschert.
Plötzlich fiel die Maske. Im Politikzirkus ist meistens jede Geste, jede Silbe einstudiert. Es sei denn, einer wie Horst Seehofer sagt dem Heute-Journal vor seinem Wutausbruch: „Das können Sie alles senden.“
Nicht ganz so drastisch, aber ähnlich erinnerungswürdig rieben sich Finanzminister Wolfgang Schäuble und Marietta Slomka aneinander. Die Moderatorin unterstellte dem Politiker, nicht ganz ehrlich zu sein, der entgegnete brüsk: „Das ist jetzt nicht nett von Ihnen, Frau Slomka.“
Einen hausgemachten Eklat erlebten die Zuschauer bei Günther Jauch. Sicherheitskräfte wollten einen laut schimpfenden Zuschauer aus dem Saal tragen. Moderator Günther Jauch intervenierte mit den Worten: „Wir sind nicht in der Ukraine.“ Der Zuschauer blieb.
Schon wieder Jauch, diesmal aber sieht der erfahrene Fernsehmann ganz alt aus. Den Gästen Miriam und Jörg Kachelmannüberlässt er nahezu die Moderationsführung, der frühere „Bild“-Chef Hans-Hermann Tiedje darf ungehindert herumpöbeln.
Unterhaltung pur bietet Günther Jauch zusammen mit dem Comedian Michael Kessler, der Jauch so wunderba zu parodien weiß. Beim Promi-Special von wer wird Milionär liefern die zwei sich so wunderbar witzige Wortgefechte, dass einem beim Zuschauen schwindlig werden konnte.
Der Tatort ist seit Jahren ein Kult-Format. In den Quoten hält er locker mit „Wetten, dass..??“ mit. Den größten Erfolg hat 2012 mit 12,19 Millionen der Münster-"Tatort: Das Wunder von Wolbeck".
Freilich bleibt bei den Quoten König Fußball unerreicht: Publikumstärkste Sendung des Jahres war das EM-Halbfinale zwischen Deutschland und Italien. In Zahlen: 27,99 Millionen sahen zu, wie Mario Balotelli die Elf von Jogi Löw im Alleingang demütigte.
Neben dem Geschehen auf dem Rasen lieferte während der EM auch das ZDF Denkwürdiges ab. Die eigenwillige EM-Bühne auf Usedom mit Katrin Müller-Hohenstein und Oliver Kahn löste reichlich Spott aus. Von einem "Rentner-Spektakel mit "Fernsehgarten"-Atmosphäre" schreibt "Stern.de", eine "Art AOK-Kongress" beobachtet die "Süddeutsche Zeitung" und die "Bild" titelt: "Mit dem Zweiten sieht man Wasser".
Zwei TV-Dinos scheitern mit Glanz und Gloria. Sat.1 stellt wegen Erfolglosigkeit die Late-Night mit Harald Schmidt, …
… das ZDF aus den gleichen Gründen den ambitionierten Vorabend-Talk mit Thomas Gottschalk ein. Die Gründe: hausgemacht.
Gottschalk legt daraufhin einen spektakulären Wechsel zu RTL hin und sitzt zum Jahresende zusammen mit Dieter Bohlen und Michelle Hunziker in der Jury des Supertalents. Oftmals wirkt der Neuzugang wie ein Fremdkörper. Zumindest in Ansätzen verleiht er der Castingshow etwas mehr Seriösität.
Das krachende Scheitern des Werbespots eines Elektronkhändlers ließ 2012 auf die Selbstheilungskräfte des TV-Publikums hoffen. Weil etliche den „Extrem-billig“- Spot mit Busenwunder wie Micaela Schäfer, Gina-Lisa Lohfink und Jordan Carver unverschämt blöd fanden, hagelte es Beschwerden beim Werberat.
In der Rubrik Peinlich-Fernsehen zählte Fußballer Lothar Matthäus zu den Top-Anwärtern auf den Titel. Mit der Ich-Doku „Immer am Ball“ betrieb der ehemalige Weltstar Selbstdemontage in Perfektion. Ein Flop in jeder Hinsicht.
US-Präsident Barack Obama wähnte sich im vertrauten Zwiegespräch mit seinem russischen Amtskollegen Dmitri Medwedew, tatsächlich aber hörte die Weltöffentlichkeit zu, weil die Mikrofone doch eingeschaltet waren. Seine Äußerung „Nach meiner Wahl werde ich flexibler sein“ verärgerte die US-Republikaner, blieb aber ohne Folgen.
Der US-Nachrichtensender CNN blamierte sich im Wettbewerb um die schnellste Schlagzeile bis auf die Knochen: Minutenlang berichtete der Sender per Eilmeldung, die Gesundheitsreform von US-Präsident Barack Obama sei vor dem obersten US-Gericht gescheitert. Eine Falschmeldung.