Promi-Special bei "Wer wird Millionär?" "Günther Jauch" gewinnt 500.000 Euro

Düsseldorf · Jauch trifft Jauch, Cindy aus Marzahn bekommt einen breiteren Stuhl und Felix Magath steigt aus. Beim Prominenten-Spezial von "Wer wird Millionär?" gab es bei RTL so viel Selbstreflexion wie sonst nur im Dschungelcamp. Nur einer sah dabei ziemlich alt aus.

"Wer wird Millionär?": Der doppelte Jauch
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Das Erstaunlichste an der vorzüglichen Sendung "Switch Reloaded" auf ProSieben ist die Präzision, mit der die parodierten Fernsehfiguren aufs Wesentliche reduziert werden: auf die kleinen Eigenarten und die großen Spleens. Und so gab es am Donnerstagabend beim Prominenten-Spezial von "Wer wird Millionär?" bei RTL einen adrett gekleideten Kandidaten, der Satzenden in die Länge zieht, immer wieder die Hände so auf dem Stuhl abstützt, als würde er jeden Moment aufstehen und ansonsten ein bisschen altklug wirkt. Der Mann war Günther Jauch. Also natürlich nicht wirklich, sondern gespielt von Michael Kessler aus dem "Switch"-Ensemble. Und er machte seine Sache wieder so gut, dass einem beim Zuschauen fast schwindlig werden konnte.

"Jahrelang hat er sich gedrückt, der Klugscheißer aus Potsdam, aber heute Abend ist er da: Günther Jauch" — so moderierte sich Jauch gewissermaßen selbst an. Und so (selbst-) ironisch blieb es dann. Wohl nicht zufällig war Michael Kessler der letzte Kandidat auf dem berühmten Stuhl. Viel Gelegenheit für Selbstgespräche der besonderen Art ("Gesundheit, Herr Jauch." "Dankeschön, Herr Jauch") und eine Geduldsprobe für die Zuschauer, die durch die Konkurrenz von "Bambi", Europa League und "The Voice of Germany" vom Umschalten abgehalten werden mussten.

"Potsdam gehört mir ja schon"

Was man sagen muss: Die RTL-Redakteure haben einen guten Job gemacht und den doppelten Jauch auf die Spitze getrieben. Zunächst nahm der falsche Jauch auf dem Moderationsstuhl Platz, bis der echte feststellen musste: "So wie Sie moderieren, könnte ich's ja fast besser". Dabei hätte man schon gerne gewusst, wie weit Jauch in seiner eigenen Quizshow kommen würde. Eine Sternstunde kurz danach: "Wie heißt Günther Jauch mit zweitem Vornamen?", fragte (der echte) Jauch Günther Jauch. Und der zückte den Telefonjoker: Günther Jauch. Da gab es ihn plötzlich irgendwie dreimal in der Sendung. Dazu Kesslers schöner Satz: "Das müsste ich jetzt eigentlich wissen." Richtig ist übrigens Johannes.

Eine Million gewann der falsche Jauch ("Potsdam gehört mir ja schon, dann kauf ich Berlin") am Ende nur deshalb nicht, weil er nicht wusste, ob eine Million Spermien hintereinander so lang sind wie ein Streichholz oder wie ein 50-Meter-Becken (richtig). Das hat Spaß gemacht, so unterhaltsam waren aber leider nicht alle Kandidaten.

Von Jürgen Drews wird allgemein behauptet, dass er sich trotz dauerhaften Aufenthalts in Großdiskotheken auf Mallorca gut gehalten habe, immerhin ist er schon 67. Bei "Wer wird Millionär?" sah der Schlagersänger allerdings, nun ja, ziemlich alt aus. Er brauchte schon zu Anfang Hilfe, verspielte seine Joker danach schneller als Zugaben im Oberbayern. Gehen Krawattenstreifen in Amerika nun von oben links nach unten rechts, oder verhalten sich etwa Schwangerschaftsstreifen jenseits des Atlantiks ganz anders als in Europa? Ist jede Tochter auch eine Großmutter oder eher jede Mutter auch eine Tochter? Und was für ein Tier soll überhaupt Sepia sein?

Auf Twitter herrschte Häme ob Drews mäßiger Leistung (siehe Storify unten). Da konnte auch Telefonjoker Wolfgang Bosbach (ja, tatsächlich der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU) nichts mehr retten, zumal das Telefonat bei "Ich tippe auf…" jäh beendet wurde. Immerhin gewann Drews trotzdem noch 125.000 Euro für den so genannten Spendenmarathon von RTL.

Selbstreflexion kann sie auch

Für Cindy aus Marzahn wurde ein breiterer Rate-Sessel aufgestellt. Womit das Originellste über die inzwischen ja nicht mehr nur bei RTL omnipräsente Komikerin eigentlich gesagt wäre. Zwischen der ersten Frage und der für 125.000 Euro lagen jede Menge Anspielungen auf Körperfülle, Sex und zweifelhafte Vornamen. Immerhin: die bemerkenswerte Schlagfertigkeit der Frau tat der Sendung richtig gut. "Vielen Dank, dass sie das ausgehalten haben" sagte sie am Ende. Selbstreflexion kann sie eben auch.

Wie weit es damit bei Felix Magath her ist, wissen wir nicht. Der aktuell arbeitssuchende Fußballtrainer gab sich etwas einsilbig auf dem Ratestuhl, blieb ruhig und ließ die Angelegenheit irgendwie über sich ergehen. Mit anderen Worten: Er war der größtmögliche Kontrast zu Cindy aus Marzahn, stieg unspektakulär und besonnen bei 125.000 Euro aus.

Trotzdem: Beim Prominenten-Spezial sind Fernsehmenschen so ungeschützt wie sonst nur im Dschungelcamp von RTL. Nirgends sonst können sich Prominente leichter blamieren — was diesmal niemand so richtig tat. Und wer vergessen haben sollte, warum dieser Jauch immer noch so unheimlich beliebt ist, bekam am Donnerstag mal wieder die Antwort: er nimmt sich selbst nicht so ernst.

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