Wegen Sturmgefahr im Golf von Mexiko BP stoppt Entlastungsbohrungen

Buras (RPO). Ein aufziehender Sturm verzögert die Bemühungen im Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko. Der Konzern BP setzte eine Entlastungsbohrung an der sprudelnden Ölquelle aus und verschloss den Bohrschacht vorläufig, um kein Risiko einzugehen, wie BP-Vizepräsident Kent Wells mitteilte.

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Nach Angaben des Sonderbeauftragten der Regierung, Thad Allen, muss möglicherweise auch die riesige Verschlusskappe wieder geöffnet werden, die das austretende Öl seit Ende vergangener Woche auffängt.

Die Entlastungsbohrung sollte eigentlich Ende des Monats fertiggestellt sein. Sie soll genutzt werden, um Schlamm und Zement in die Ölquelle zu pumpen und sie so dauerhaft zum Versiegen zu bringen. Zuletzt war vorgesehen, das Leck so Anfang August zu schließen. Falls die Einsatzkräfte abgezogen werden müssen, kann die Arbeit aber erst in etwa zwei Wochen wieder aufgenommen werden.

Laut Wetterbericht könnte am Wochenende ein Tropensturm in das Gebiet ziehen. Allen erklärte, die Verschlusskappe müsse geöffnet werden, wenn BP wegen des Sturms die Lage unter Wasser am defekten Bohrloch nicht mehr unter Beobachtung halten könne. Dann flösse erneut tagelang Öl ins Meer.

Die Besatzung Dutzender Boote, die BP zum Abschöpfen des Öls anheuerte, bereiteten sich am Donnerstag darauf vor, in die Häfen zurückzukehren. In Florida entfernten Arbeiter am Mittwoch Ölsperren aus dem Wasser, da sie vom Wind in sensible Feuchtgebiete getrieben werden könnten.

US-Gericht stoppt Erschließung von Ölfeldern vor Alaska

Ein US-Bundesrichter hat am Mittwoch Ölfirmen die Erschließung von Öl- und Gasfeldern vor der Nordwestküste Alaskas vorerst untersagt. Bezirksrichter Ralph Beistline erklärte zur Begründung, die frühere US-Regierung von Präsident George W. Bush habe Umweltrecht missachtet, als sie die Bohrrechte im Februar 2008 verkaufte. Der Verkauf der Bohrrechte in der Tschutkschen-See brachte seinerzeit fast 2,7 Milliarden Dollar (2,1 Milliarden Euro) ein.

Der Dienst für Mineralien-Management habe es versäumt, die Umweltfolgen einer Erschließung der Erdgasfelder zu untersuchen, erklärte Richter Beistline. Er untersagte jegliches weitere Vorgehen im Rahmen der Bohrrechte, so lange weitere Untersuchungen zu den Umweltfolgen noch ausstehen. Der Konzern Royal Dutch Shell wollte ursprünglich in diesem Sommer drei Probebohrungen in dem Gebiet vornehmen. US-Präsident Barack Obama hatte aber bereits im Mai unter dem Eindruck der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko Unterwasserbohrungen im Nordpolarmeer bis mindestens 2011 ausgesetzt.

Konzerne gründen Notfalleinheit

Vier der größten Ölkonzerne der Welt haben sich zusammengeschlossen, um künftige Ölkatastrophen im Golf von Mexiko besser zu bekämpfen. Die Firmen Exxon Mobil, Chevron, ConocoPhillips und Royal Dutch Shell kündigten am Mittwoch an, sie würden zusammen eine Milliarde Dollar (780 Millionen Euro) bereitstellen, um ein System zu Auffangen von Öl aus lecken Bohrstellen zu schaffen. Ziel der Initiative sei eine Technik, mit der nur kurze Zeit nach einem Austritt 100.000 Barrel Öl täglich in maximal 3000 Metern Meerestiefe aufgefangen werden könnten.

Für das Vorhaben, das mit der US-Regierung abgestimmt ist, gründeten die Konzerne die Organisation Marine Well Containment Company. Das Notfallsystem soll aus mehreren Spezialschiffen und Unterwassergerät zur Verschließung von Ölquellen bestehen. Es orientiert sich an der Technik, die durch den britischen Ölkonzern BP zum Kampf gegen das Ölleck nach der Explosion der Plattform "Deepwater Horizon" im April eingesetzt wird. Einsatzbereit soll das System binnen 18 Monaten sein.

Der demokratische Kongressabgeordnete Ed Markey bezeichnete den Plan als unzureichend. Das neue System könne zwar dazu führen, dass künftig schneller auf Ölaustritte reagiert werden könne, sagte er. Die Ölkonzerne müsste aber den Anspruch haben, bessere Technik als die von BP bisher verwendete einzusetzen. Sie müssten insbesondere in Technologie investieren, "die verhängnisvolle Austritte von Anfang an verhindert".

(AFP/APN)
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