Viersen Neuer Ausweis kostet Zeit

Viersen · Vor einem halben Jahr wurde der elektronische Personalausweis eingeführt, doch immer wieder streiktdie Technik: Bei der Ausstellung des Dokuments stürzen Computer in Bürgerbüros ab. Die Kunden müssen warten.

Die Gebühren für den neuen Personalausweis
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Foto: ddp

Kreis Viersen Wer seinen neuen elektronischen Personalausweis abholen will, sollte sicherheitshalber Zeit mitbringen. Denn die Ausfertigung des Dokuments sorgt in etlichen Bürgerbüros für komplette Ausfälle des Computersystems. Vor allem, wenn Daten eingegeben oder ein Fingerabdruck — eine der technischen Innovationen des neuen Ausweises — angehängt werden sollen streikt die Technik. Vor einem halben Jahr wurde der neue "Perso" eingeführt, Probleme mit der Software gibt es aber immer noch.

Bis zu 20 Minuten Wartezeit

Die Mitarbeiter des Bürger-Service in Nettetal sind verzweifelt, bei nahezu jedem neuen Ausweis stürzt ihr System ab, der Computer muss herunter- und wieder hochgefahren werden, die Bürger sitzen so bis zu 20 Minuten wartend daneben. Immer wieder sei Besserung versprochen worden, getan habe sich bislang nichts, heißt es.

Die zuständige Stadtverwaltung Nettetal wiegelt hingegen ab: Zu Beginn habe es bundesweit mehrere technische Probleme gegeben, seit circa sechs Wochen seien diese aber aufgrund der Anpassung der Geräte und durch neue Software behoben. Lediglich bei der Aufnahme der Fingerabdrücke komme es regelmäßig nach vorheriger Nutzung des so genannten Änderungsterminals zu einer Fehlermeldung, nach der eine Neuanmeldung an das System erforderlich ist. Das koste aber nur zwei Minuten Wartezeit, sagt die Stadt Nettetal.

Bei der Stadt Viersen sind die Software-Probleme eher bekannt. "Die Software wurde von der Bundesdruckerei eingeführt", erklärt Marcus Gielen, der Koordinator der Meldezentrale. "Wir arbeiten aber alle mit einer Software vom Kommunalen Rechenzentrum Niederrhein, und da gibt es immer noch Abstimmungsprobleme zwischen zwei Softwares. Da hakt es immer noch."

Die Stadt Viersen löst das Problem, indem sie Änderungsterminals für die neuen Ausweise nur an bestimmten Plätzen des Bürgerbüros einrichtet — kommt es da zu einem Systemabsturz, können die anderen Stellen weiterarbeiten. Gielen weiß aber auch: "Aus der Welt ist das Problem noch nicht."

"Unbefriedigende Situation"

Harald Graner, Abteilungsleiter für System und Netze beim Kommunalen Rechenzentrum Niederrhein (KRZN) sagt: "Das ist eine unbefriedigende Situation." Ändern könne sie aber auch das KRZN nicht — das Problem sei, dass die Arbeitsplätze zu komplex sind. "Früher war an einen PC nur ein Drucker angeschlossen, heute kommen noch ein Fingerlesegerät oder ein Änderungsterminal dazu. Für die Komprimierung dieser Anwendungen ist die Bundesdruckerei zuständig, und von der kommt auch die Software", erklärt Graner.

Seine Vermutung: "Die Bundesdruckerei stand bei der Einführung unter Zeitdruck. Daher wurde die Software möglicherweise nicht sorgfältig unter Massentests ausprobiert." Für Graner ist klar: "An dem Problem wird sich nichts ändern, bis die Bundesdruckerei stabile, vernünftige Software ausliefert. Aber entweder kann die nicht schneller oder sie lässt sich einfach Zeit." Zeit, die also der Bürger mitbringen muss.

(RP)
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