Neuss Wie Kunst eine Schule gestaltet

Neuss · Rund 240 Seiten stark ist die Bestandsaufnahme des Kulturamtes zu "Kunst an und im Bau an Neusser Schulen". Dafür wurden nicht nur Werke renommierter Künstler aufgelistet, auch markante Schülerarbeiten fanden Eingang.

 Im Gymnasium Norf haben Schüler die künstlerische Gestaltung der Innenräume ihrer Schule übernommen.

Im Gymnasium Norf haben Schüler die künstlerische Gestaltung der Innenräume ihrer Schule übernommen.

Foto: Charlotte Kons/Kulturamt Neuss

Am Anfang war ein verschwundenes Wandgemälde. Überstrichen bei Bauarbeiten in einer Schule, so dass im Kopf von Harald Müller, Leiter des Kulturamtes, die Idee entstand, eine Bestandsaufnahme von "Kunst am und im Bau an Neusser Schulen" zu machen. "Die gab es nämlich nicht", sagt er. Gut zwei Jahre ist das jetzt her, und heute liegt die Auflistung gleich in Form eines Buches vor.

 Frei nach Warhol: Schülerarbeit in der Wierstraet/Scheel-Schule.

Frei nach Warhol: Schülerarbeit in der Wierstraet/Scheel-Schule.

Foto: Charlotte Kons/Kulturamt Neuss

Müller hatte die Künstlerin Charlotte Kons beauftragt, weil er zum einen sicher war, dass die Arbeit nicht noch zusätzlich von seinen eigenen Mitarbeitern geschultert werden konnte. Und zum anderen, weil er von ihr wusste, dass sie über ihre Projekte für "Kultur und Schule" gut vernetzt und zudem eine gute Fotografin ist. Für Kons war dieser erneute Gang durch die Schulen eine große Bereicherung: "Vor allem habe ich die Schulen nun aus der Sicht der Hausmeister kennengelernt", sagt sie lachend, "denn nur die wissen wirklich, wo was zu finden ist."

 Glasarbeit von Johan Thorn Prikker im Quirinus-Gymnasium.

Glasarbeit von Johan Thorn Prikker im Quirinus-Gymnasium.

Foto: Charlotte Kons/Kulturamt Neuss

Dass die Bestandsaufnahme nicht allein Werke bekannter Künstler aufweist, sondern auch viele Arbeiten von Schülern, ist eher ein Zufallsergebnis, sagt Charlotte Kons, denn "Schülerarbeiten sind nicht die Ausnahme, sondern die Regel". Und Müller findet es richtig, dass sie in die Liste aufgenommen wurden, "wenn sie markant und auffällig" in und an den Schulen seien. Kons sieht dafür etwa im Gymnasium Norf ein gutes Beispiel. Kunst im oder am Bau habe die Schule nicht vorzuweisen, aber von Schülern mit Hilfe einer engagierten Kunstlehrerin sehr stark gestaltete Innenräume.

 Im Innenhof der ehemaligen Schule am Wildpark steht die Holzarbeit des Bildhauers Peter Hermann Schütz.

Im Innenhof der ehemaligen Schule am Wildpark steht die Holzarbeit des Bildhauers Peter Hermann Schütz.

Foto: Charlotte Kons/Kulturamt

Müller ging es bei der Bestandsaufnahme nicht um das Besitzanzeigende, sondern mehr um das Beispielhafte. "Die Schulen im Umgang mit Kunst zu sensibilisieren" ist für ihn ein Ziel der Aktion, denn diese Art der Gestaltung gehört für ihn zwingend zu einer ästhetischen Erziehung. Deswegen seien auch Elemente aufgenommen worden, die mit Kunst direkt nichts zu tun haben, aber ein Gebäude gestalten - wie zum Beispiel die farbigen Markierungen der einzelnen Fachbereiche der Janusz-Korczak-Gesamtschule. "Manchmal wird auch Bezug auf architektonische Besonderheiten genommen", sagt er, "wie bei der Klinkergestaltung der Wände im Innen- und Außenbereich der Geschwister-Scholl-Grundschule." So ist aus der Liste ein Buch mit rund 240 Seiten geworden. "Jede Schule soll ein Exemplar erhalten", verspricht Harald Müller.

Gerade noch rechtzeitig, so könnte man sagen, wurde im Lauf der Bestandsaufnahme Kunst auch gerettet. In der PBC-belasteten, leergeräumten Dreikönigen-Grundschule hat Charlotte Kons ein Kunstwerk von Friedel Denecke gefunden, das aus 20 mannsgroßen Holzstelen besteht. "Wir haben es abgebaut, gereinigt und gelüftet", sagt sie, "es könnte nun wieder aufgestellt werden."

Auch Werke in Schulen, die heute keine mehr sind, hat sie aufgelistet: etwa eine Bildhauerarbeit von Peter Hermann Schütz, einen Brunnen im Innenhof der ehemaligen Schule am Wildpark, die heute eine Zentrale Aufnahmestelle des Landes NRW für Flüchtlinge ist. Die Zustandsbeschreibung teilt die Arbeit leider mit einigen anderen: "mangelhaft bis ungenügend".

(hbm)
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