Neuss Souvenirs als Brücke zu Geschichten

Neuss · Eine neue Ausstellung im Feld-Haus auf der Raketenstation zeigt Reise- und Wallfahrtsandenken. Sie wird am Sontag eröffnet und konzentriert sich auf die Populäre Druckgrafik aus dem 19. und 20. Jahrhundert.

Neuss: Souvenirs als Brücke zu Geschichten
Foto: Helga Bittner

Mitbringsel aus dem Urlaub - für den einen sind sie ein Muss, für manchen Beschenkten ein Graus. Und wie oft hängen Geschichten dran, wobei diese Souvenirs (von französisch se souvenir - sich erinnern) auch nach langer Zeit noch auf die Sprünge helfen, wenn man sich erinnern will an die Zeit im Jahr, die gern als die schönste bezeichnet wird: den Urlaub.

Das ist auch im Zeitalter der Smartphones noch so, aber war vielmehr noch in früheren Jahren die einzige Möglichkeit, sich Urlaubsgefühle zurückzuholen oder auch zu belegen, dass man wirklich da oder dort im Urlaub war. Die neue Ausstellung im Feld-Haus, der Dependance des Clemens-Sels-Museum auf der Raketenstation, führt zurück in die Zeit, als "Souvenirs, Souvenirs!" das gängige Instrument waren, um zu dokumentieren, wo man war, was man gesehen hat. Ulf Sölter und Romana Piper haben dafür die Sammlung Populärer Druckgrafik von Irmgard Feldhaus durchforstet und eine Schau kuratiert, die mit skurrilen wie auch berührenden Andenken Schlaglichter auf die Erinnerungskultur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts wirft.

Das umfasst Reise- wie auch Wallfahrtsandenken, denn nicht allein der Briefbeschwerer oder das Bowle-Service, sondern auch die geweihte Fahne aus Kevelaer oder vom heiligen Victor aus Xanten sind Andenken, mit denen sich ihre Besitzer einst an besondere Unternehmungen und Erlebnisse erinnern wollten.

Die in der Sammlung vorhandenen Fahnen zu wichtigen religiösen Ereignissen haben sie überhaupt erst auf die Idee gebracht, sich zum Thema Souvenirs auch mit Wallfahrtsandenken zu befassen, sagt Romina Piper. "Sie haben so lange Stiele, weil mit diesen das jeweilige Heiligtum berührt wurde und der Segen somit nach Haus transportiert werden konnte", erzählt sie. Viele Andachtsbildchen, selbst Briefmarken hat sie gefunden und dabei auch festgestellt, dass diese dinglichen Erinnerungen international waren: "Es gibt sie zum Beispiel auch in Italien", erklärt sie mit Blick auf ein großes Andachtsbild zu den vielen "Funktionen" der Schutzmantel-Madonna.

Wallfahrtsandenken haben dennoch ein andere Ausrichtung als jene aus einem Urlaub. Folgerichtig ist die Schau in zwei Hälften geteilt, wobei der Übergang von Aschenbechern, Postkarten und Schatullen für dieselben zu den Madonnenbildern und Fahnen durch einen Objektkasten mit einem Blütenstrauß aus Menschenhaar von 1901 markiert wird: "Zum Andenken an unsere liebe Mutter, gest. am 3. Juni 1901".

Denn auch bei den Urlaubssouvenirs gibt es sehr persönliche Ausprägungen. Davon zeugt zum Beispiel ein "Reisebuch" von einer Wanderung durch die Schweiz mit vielen gepressten Blumen und Gräsern von 1876, oder auch ein Andenkenalbum mit Bleistiftzeichnungen von Landschaften in England von 1860.

Piper und Sölter haben zudem in der Sammlung etliche auf der Vorderseite eng beschriebene Postkarten mit Motiven aus Urlaubsorten lgefunden: "Sie waren auch ein Reisebeleg", sagt Sölter lächelnd, "um zu zeigen, wohin man verreisen konnte." Die Postkartenmanie in Deutschland erreichte im Übrigen um 1903 ihren Höhepunkt.

Passenderweise ist diese Ausstellung nicht nur Teil des niederrheinischen Museumsnetzwerkes ("Unterwegs") sondern auch eine Kooperation mit Neuss Marketing. Und so gibt es im Feld-Haus extra einen kleinen Shop für aktuelle Souvenirs aus Neusss...

Info Berger Weg 5, Eröffnung Sonntag, 11.30 Uhr (bis 21. Januar), geöffnet Sa u. So, 1-17 Uhr)

(hbm)
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