Neuss Bei Automatensprengung - Tröger

Neuss · Wenn in Neuss und vielen weiteren Städten in der Region Geldautomaten gesprengt werden, dann klingelt wenig später das Telefon von Karl Peter Tröger. Der Metallbauer kümmert sich um die Entsorgung und um die Reparaturen.

 Karl Peter Tröger steht neben einem gesprengten Geldautomaten, der in Einzelteile zerlegt und fachgerecht entsorgt wird.

Karl Peter Tröger steht neben einem gesprengten Geldautomaten, der in Einzelteile zerlegt und fachgerecht entsorgt wird.

Foto: woi

Eigentlich hätte Karl Peter Tröger seine eigene Fernseh-Show verdient. Jedenfalls erweckt er den Eindruck, wenn er mit schelmischem Grinsen hinter seinem vollgestellten Schreibtisch hervorlugt und in sächsischem Akzent einen Kalauer nach dem anderen zum Besten gibt, dass er ein abendfüllendes Unterhaltungsprogramm abliefern könnte. Gerne verweist er auch stolz auf seine selbstgemalten Landschaftsbilder, die sich an seiner Bürowand aneinanderreihen.

Doch der 77-Jährige ist weder Komiker noch Künstler. Sein Beruf geht in eine völlig andere Richtung. Karl Peter Tröger ist Metallbauer - mit einem besonderen Spezialgebiet. Denn wenn der gebürtige Dresdner, der seit 30 Jahren in Neuss tätig ist, einen Anruf von einer Bank bekommt, dann weiß er in der Regel bereits, worum es geht. Irgendwo wurde wiedermal ein Geldautomat gesprengt. Nun sind er und sein Team gefordert. Zu seinem Einsatzgebiet zählen neben Neuss auch Städte wie Düsseldorf, Köln, Mönchengladbach Moers, Düren oder Aachen.

Bilder von zerfetzten Geldscheinen und zerstörten Bank-Foyers sind für Tröger und sein Team Routine. Ihre Aufgabe am Einsatzort klingt vermeintlich simpel, ist aber mit einer Menge Aufwand verbunden: alles so herrichten, wie es vor der Sprengung war. "Wir stehen Gewehr bei Fuß", sagt Tröger, der vor seiner Zeit in Neuss 15 Jahre lang in Düsseldorf aktiv war. Meist kommt er bereits in den frühen Morgenstunden nach der Sprengung in die Bankfiliale. "Wir werden gerufen und machen die ersten Maßnahmen." Das heißt, dass die Räumlichkeiten so hergerichtet werden, dass der Tagesbetrieb wieder aufgenommen werden kann. Zunächst gilt es, die Schaufenster mit provisorischen Platten zu flicken. Die müssen so lange halten, bis neue Scheiben angefertigt sind. Aber Tröger kümmert sich etwa auch um neue Türen - und um den Abtransport der zerstörten Geldautomaten oder Tresore. Nur Computer werden bereits vor Ort von Experten der Bank ausgebaut. Ist der Automat im Neusser Hafengebiet angekommen, wo Metallbau Tröger ansässig ist, wird er in seine Einzelteile zerlegt und nach Materialien sortiert, bevor er von einem Schrotthändler entsorgt wird. Beim Auseinanderbauen finden Tröger und seine insgesamt acht Metallbauer häufig zerfetztes Geld. "Das sammeln wir und geben es der Bank zurück", sagt der 77-Jährige.

Schon immer hat er für verschiedene Banken Schlosserarbeiten erledigt. Sein eigentliches Kerngeschäft sind darüber hinaus Fenster, Türen und Brandschutz. Seit mittlerweile zehn Jahren ist er aber der Geldautomaten-Experte der Region. "Es hat sich so ergeben. Man hat gesehen, dass wir zuverlässig sind. Aber ich komme ja auch aus Sachsen", sagt Tröger augenzwinkernd. In Neuss ist ihm vor allem ein Fall im Gedächtnis geblieben - und der liegt gar nicht so lange zurück: Im März dieses Jahres hatten Unbekannte einen Geldautomaten an der Kapitelstraße gesprengt und mit der Explosion ein Feld der Verwüstung hinterlassen. "Dort war die Zerstörung wirklich sehr stark", sagt Tröger, der vor allem von der Wucht der Explosionen immer wieder beeindruckt ist: "Die knallen richtig dicke Stahlbolzen weg und auch die Schaufenster sind meist verbogen. Manchmal haben wir ganze Straßen zu säubern, weil die Splitter so weit geflogen sind."

(jasi)
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