Neuss Eltern-Sorge um Förderkinder

Neuss · In der Hauptschule an der Gnadentaler Allee werden im fünften und sechsten Schuljahr zwölf Kinder in zwei Klassen integrativ unterrichtet. Was geschieht mit ihnen nach einer Schließung? Eltern sind besorgt und hilflos.

 Sie sind besorgt und ratlos (v.l.): Annegret Kindiger-Müller und Nils, Andrea Woge und Kevin, Bruno, Dominik und Wilma Schöttler.

Sie sind besorgt und ratlos (v.l.): Annegret Kindiger-Müller und Nils, Andrea Woge und Kevin, Bruno, Dominik und Wilma Schöttler.

Foto: A. Woitschützke

Damit hatten Bruno Schöttler und seine Frau Wilma keinesfalls gerechnet. Das Holzheimer Ehepaar war zufrieden, zufrieden mit der Entscheidung, Sohn Dominik im vergangenen Jahr auf der Hauptschule in Gnadental angemeldet zu haben. Dominik ist zwölf Jahre, er hat autistische Züge, ist aber kein Autist. Dennoch gehört er zu den Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Den erhält er, ebenso wie elf weitere Kinder mit Wahrnehmungs- und Sprachstörungen, in Gnadental.

Und nun die drohende Schließung der Hauptschule? Und die bange Frage der Eltern: Was passiert mit unseren Kindern? "Wir haben uns nach der Grundschule einige Schulen angesehen, weil wir natürlich wollten, dass unser Sohn weiterhin integrativen Unterricht erhält", berichtet Bruno Schöttler. Entschieden hatten sich Dominiks Eltern schließlich für die Realschule Südstadt an der Weberstraße.

"Doch das Schulamt teilte meinem Sohn die Hauptschule an der Gnadentaler Allee zu", sagt Schöttler. "Ich war skeptisch", gesteht der Vater, "hatte Vorurteile." Doch die sind mittlerweile längst einer Begeisterung gewichen. Die teilen auch Andrea Woge und Annegret Kindiger-Müller. Deren Söhne Kevin und Nils gehen ebenfalls in die sechste Klasse. Von den 16 Schülern der 6a haben insgesamt sechs sonderpädagogischen Förderbedarf. In die 28-köpfige Klasse der 5. Jahrgangsstufe gehen ebenfalls sechs "Förderkinder". "Wir haben bereits mit dem Schuljahr 2003/04 eine Klasse mit integrativem Unterricht eingerichtet", sagt Hannelore Weist, Schulleiterin.

Nachdem die erfolgreich ihren Abschluss in der Tasche hatte, fiel der Entschluss, fortan jedes Jahr eine integrative Klasse mit jeweils sechs "Förderschülern" anzubieten. Nun wird es im kommenden Jahr voraussichtlich keine neue Klasse geben, da — im Falle der Schließung — im Schuljahr 2011/12 keine Eingangsklasse mehr gebildet werden wird. "Beim integrativen Unterricht werden die Kinder zu 80 Prozent von zwei Lehrkräften unterrichtet, einer Hauptschullehrerin und einer Sonderpädagogin", erklärt Weist. Wichtig ist, dass die Schüler mit Förderbedarf eben meistens zusammen mit den anderen unterrichtet werden.

"Unsere Kinder extra zu unterrichten, hätte ja auch mit Integration nicht mehr viel zu tun", sagt Andrea Woge und Annegret Kindiger-Müller ergänzt: "Wir fühlen uns im Moment hilflos, die Kinder sind verunsichert. Wir bekommen keine Informationen." Die Eltern wissen: Was bei ihren Kindern jahrelang aufgebaut wurde, kann schnell zerstört werden. "Auf jeden Fall wechseln die Schüler nur im Klassenverband die Schule", ist Weist sicher.

(NGZ)
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