Kamp-Lintfort Schulen im Schockzustand

Kamp-Lintfort · An Unterricht ist nach der Verhaftung der Pappelsee-Täter kaum zu denken. Dem Jugendamt waren alle vier Beschuldigten bereits bekannt. Am Montag ist das Opfer Klaus B. in Kamp-Lintfort beerdigt worden.

Obdachlosen-Mord: Jugendliche haben gestanden
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Ausnahmezustand an den Kamp-Lintforter Schulen: An Unterricht ist kaum zu denken, die Mädchen und Jungen diskutieren über den Mord vom Pappelsee und vor allem über die geständigen Täter: 16- und 17-jährige Schüler aus Kamp-Lintfort.

An der Schule, die von den nur bedingt an der Tat beteiligten 17-Jährigen besucht wird, soll der Schock über ein pädagogisches Konzept aufgefangen werden. "Die Lehrer greifen das Thema auf", weiß der Erste Beigeordnete, Dr. Christoph Müllmann.

Einzelbetreuung des Jugendamtes

Dem städtischen Jugendamt waren alle vier Beschuldigten — sowohl die inhaftieren 16-Jährigen wie auch die wieder freigelassenen Schüler — wegen verschiedener Delikte bekannt, sagt Müllmann. Ein Jugendlicher hatte Einzelbetreuung, die anderen nahmen an Gruppenangeboten teil. "Für keinen Mitarbeiter war vorhersehbar, dass solch eine Eskalation entstehen kann", so der Erste Beigeordnete. "Versäumnisse unsererseits sind nicht erkennbar."

Nicht unerheblichen Anteil am Verbreiten der Gerüchte und damit auch an der Tataufklärung haben Internetforen, in denen Jugendliche sich austauschen. Auf "Schüler-VZ" zum Beispiel haben Schüler, vorrangig von der Diesterweg-Hauptschule, das Diskussionsforum "R.I.P Klaus B. Wieso hat man dir so etwas angetan?" eröffnet. Vorgestern Mittag hatte die Gruppe 100 Mitglieder, gestern Nachmittag bereits 240. Etliche Forumsteilnehmer kennen die mutmaßlichen Täter, haben untereinander Fotos der Beschuldigten ausgetauscht.

Gestern wurde Klaus B. — der übrigens ursprünglich aus Moers stammt — im Familienkreise in Kamp-Lintfort beerdigt. Einige seiner Angehörigen hatten auch vorgestern an der Andacht am Tatort teilgenommen.

Als die katholische Schwester Hildgard daran erinnerte, wie B. nach dem Tod seiner geliebten Frau Kirstin jeden Tag mit dem Fahrrad von Rheinhausen bis zum Friedhof in Sevelen geradelt war — da hatten dann auch ganz viele andere Gottesdienstteilnehmer Tränen in den Augen.

(RP)
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