Mönchengladbach Gladbachs Schilderwald

Mönchengladbach · Überflüssige Warnschilder vor Stopp-Zeichen, falsche Kilometer-Angaben, vergessenes Baustellen-Zubehör: Überall in der Stadt lehren Schilder das Staunen. Politiker und Bürger fordern jetzt mehr Sorgfalt von den Verkehrsplanern.

 Der Schilderwald an der Ecke Blücherstraße/Parkstraße verwirrt mehr, als das er hilft.

Der Schilderwald an der Ecke Blücherstraße/Parkstraße verwirrt mehr, als das er hilft.

Foto: Krause/Baum/Jansen

Bezirksvorsteher Reinhold Schiffers (SPD) amüsierte sich, drückte auf den Auflöser und stellte das Foto ins Internet. Binnen weniger Minuten häuften sich die Kommentare. Unter ihnen einer des Geschäftsführers der CDU-Fraktion, Hans Wilhelm Reiners, der eine "konzertierte Aktion ,Lichtet den Schilderwald'" vorschlug.

Mönchengladbach: Gladbachs Schilderwald
Foto: Johannes Jansen

Am Sonntag nahm Schiffers das Foto auf, an der Ecke Blücherstraße/Parkstraße: Es zeigt zwei Stoppschilder, ein Tempo-30-Schild — und ein Warnschild mit dem Hinweis "STOP 15m". "Warum muss 15 Meter vor einem Stopp-Schild noch ein Warnschild stehen?", kritisiert Schiffers. "Ich verstehe den Grund nicht. Man sollte vielleicht an manchen Stellen ein bisschen mehr Menschenverstand walten lassen und auf die Vernunft der Bürger setzen."

Erst im vergangenen Jahr installierte die Stadt an der Hohenzollernstraße 16 Anwohner-Parkschilder für 37 Parknischen. Auf Initiative der CDU gestand sie kurze Zeit später Fehler im städtischen Fachbereich Ingenieurbüro und Baubetrieb ein — und lichtete den Schilderwald. "Es gibt immer wieder Situationen, bei denen man sich fragt: ,Denkt da eigentlich keiner mit?'", bemängelt Hans Wilhelm Reiners.

"Jedes überflüssige Schild, das aufgestellt wird, kostet Geld." Doch er äußert auch Verständnis für die Verwaltung: "Rechtssicherheit ist wichtig. Man sollte aber die Ermessensspielräume ausnutzen und sich bei jedem Schild fragen, ob es unbedingt nötig ist."

Was ihn ebenfalls ärgert: Erst jüngst habe man vor der CDU-Geschäftsstelle den Bürgersteig ausgebessert, doch noch immer seien die Baustellen-Schilder nicht abgeholt worden. Die Stadt kennt das Problem. Selbst eine Baustellen-Ampel sei schon einmal "vergessen" worden, berichtet Stadtsprecher Walter Schröders.

"Die Baufirmen beauftragen Verkehrssicherungsfirmen, die für die Schilder zuständig sind." Das Ordnungsamt könne aber nicht jede Straße kontrollieren. "Wenn wir von vergessenen Schildern hören, werden wir unverzüglich tätig", sagt Schröders. Johannes Jansen, Vorsitzender der Altstadt-Initiative, vermutet hinter der Schilder-Problematik das "allgegenwärtige Problem der mangelnden Kommunikation in der Stadt".

Er selbst beteiligte sich im Internet mit einem Foto an der Diskussion: 2,8 Kilometer sollen es dem Hinweisschild zufolge von der Kreuzung Parkstraße/Viersener Straße bis ins Zentrum sein. "Wenn man schon Schilder aufstellt, dann sollte man sich zumindest auch auf sie verlassen können", kritisiert Jansen und warnt: "Viele Stellen in der Stadt sind schon jetzt mit einer Vielzahl von Schildern und Markierungen so unübersichtlich geregelt, dass sie gefährlich sind. Gut gemeint ist dann genau das Gegenteil von gut."

(RP/rl)
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